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Reinhardt: Ärzteschaft wird Chancen sinnvoller Digitalisierung nutzen! Mehrwert für die Versorgung in den Praxen nicht ausreichend erkennbar. Zwangsmaßnahmen, hohe Kosten und Bürokratie bedrohen die Akzeptanz!

Der Vorsitzende des Hartmannbundes, Dr. Klaus Reinhardt, hat das Ergebnis der von Bitkom und Hartmannbund gemeinsam durchgeführten Umfrage zur Digitalisierung des Gesundheitswesens wie folgt kommentiert:

„Die Umfrage dokumentiert zunächst einmal, dass – über Sektorengrenzen hinweg – die ganz überwiegende Zahl der Kolleginnen und Kollegen die Digitalisierung der Medizin grundsätzlich als Chance zur Verbesserung der Versorgung ihrer Patientinnen und Patienten betrachtet. Das ist eine positive Botschaft. Die in der Umfrage zu Tage getretene unterschiedliche Einschätzung von Digitalisierung – mit Blick auf die Art und den Ort der ärztlichen Tätigkeit oder etwa das Alter der Befragten – belegt insofern aus unserer Sicht keinen „digitalen Graben“ oder gar eine „Spaltung“ der Ärzteschaft. Geprägt wird diese unterschiedliche Bewertung nämlich nicht durch den unterschiedlichen Willen, Digitalisierung zum Nutzen von Ärztinnen und Ärzten und ihren Patientinnen und Patienten einzusetzen. Geprägt wird sie durch die sehr verschiedenen Voraussetzungen, unter denen die hier Befragten der Digitalisierung ihrer Arbeitswelt im beruflichen Alltag begegnen.

Da die IT in Kliniken in spezialisierte Abteilungen ausgelagert ist, können sich hier die Ärztinnen und Ärzte – jenseits von Hintergrundproblemen – im Wesentlichen auf die Nutzung der digitalen Angebote konzentrieren. Probleme fokussieren sich in der Klinik eher noch immer in der mangelhaften Kompatibilität der angewendeten Technik oder etwa in der, teilweise damit einhergehenden, Notwendigkeit, Doppeldokumentationen vornehmen zu müssen. Auch die offenbar höhere Zustimmung bei jungen Ärztinnen und Ärzten oder in der Gruppe der Frauen erklärt sich im Übrigen daraus, dass diese „Kohorte“ bei der Umfrage anteilig in den Kliniken anteilig stärker vertreten ist.

Ärztinnen und Ärzte als Praxisinhaber oder beispielsweise auch als Angestellte in der Niederlassung sehen die Chancen von digitaler Versorgung grundsätzlich ebenfalls in hohem Maße positiv. Was einer höheren Akzeptanz bisher entscheidend im Wege steht: Die Kolleginnen und Kollegen können einen echten Mehrwert des digitalen Fortschritts für sich und ihre Patientinnen und Patienten im Versorgungs-Alltag nicht erleben. Genau dieses positive Erleben ist aber entscheidend. Ansonsten bleibt Digitalisierung eine politische Vorgabe, mit der man sich ggfs. auch bei unterschiedlicher Auffassung über Sinn und Unsinn einer Maßnahme auseinanderzusetzen hat. Stammdatenmanagement in der Praxis inklusive entsprechender Sanktionen bei Nichterfüllung ist definitiv kein „Mehrwert“, der motiviert.

Hinzu kommt: Um den Digitalisierungsgesetzen zu entsprechen, sind technische Voraussetzungen zu schaffen. Diese sind administrativ und kostentechnisch aufwendig. Beispielhaft sei hier die verpflichtende TI- Anbindung mit ihren entsprechenden technischen Komponenten und Diensten genannt. Die Praxen müssen die Kosten für die Anschaffung der Geräte und Dienste sowie für die Installation zunächst selbst tragen, erhalten jedoch nachträglich Erstattungspauschalen für die Erstausstattung, den Installationsaufwand sowie für die quartalsweisen Betriebskosten. Das kann aber bis zu einem halben Jahr und länger dauern und stellt häufig auch nur eine Anschubfinanzierung dar.

Fazit: Da, wo die Voraussetzungen mit Blick auf die medizinischen, administrativen und wirtschaftlichen Voraussetzungen stimmen, wo Digitalisierung sich als echter Mehrwert in der Versorgung zu erkennen gibt, da wird sie von Ärztinnen und Ärzten angenommen und befördert. Die Zunahme an telemedizinischen Leistungen ist dafür ein positives Beispiel. Diese Grundlagen können allerdings nur von Politik, Ärzten und der Industrie gemeinsam gelegt werden. Hier ist noch deutlich Luft nach oben.“

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