Für die meisten Händler in Baden-Württemberg war 2020 Corona-bedingt das dramatischste und turbulenteste Geschäftsjahr ihrer Geschichte. Auf den ersten Corona-Lockdown im April folgte der zweite – faktische – Lockdown Anfang November, schließlich ein erneuter harter Lockdown mit flächendeckenden Schließungen für die meisten Einzelhandelsgeschäfte ab 16. Dezember bis 10. Januar 2021. „Sollte der Lockdown verlängert werden und die Branche keine Unterstützung bekommen, schließen viele Händler für immer“, befürchtet der Handelsverband. Auch für die Innenstädte sei eine Pleitewelle des Handels, verbunden mit dem Verlust von bis zu 100.000 Arbeitsplätzen im Land, verheerend. Deshalb fordert der Verband jetzt ein schnelles und couragiertes Agieren von der Politik.
Nach wochenlangen Umsatz- und Frequenzeinbußen von 100 Prozent im Frühjahr ist der zweite harte Lockdown seit Mitte Dezember auch deshalb so verheerend, weil viele Händler bis zu 40 Prozent ihres Jahresumsatzes im Weihnachtsgeschäft machen und auf einen ordentlichen Jahresendspurt gehofft hatten. Stattdessen mussten sie eine schmerzhafte Vollbremsung hinlegen. „Wenn wir in 2021 nicht eine nie dagewesene Pleitewelle von Einzelhändlern erleben wollen, müssen wir alle – Politik, Gewerkschaften und Gesellschaft – konstruktiv zusammenarbeiten“, appelliert Sabine Hagmann, die Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg (HBW). Ihre Forderungen gehen deshalb klar in drei Richtungen:
Erstens benötigt der Einzelhandel dringend tatsächliche Entschädigungen für staatlich verfügte Schließungen und damit Umsatzausfälle wie andere Branchen, nicht nur den halbherzigen Ersatz von gewissen Betriebskosten im Rahmen der Überbrückungshilfe III. Auch das Land Baden-Württemberg sollte der drittstärksten Wirtschaftsbranche im Land mit Finanzhilfen an die Betriebe beistehen. Eine Investition in das Überleben bisher gesunder Betriebe sichert nicht nur Arbeitsplätze und Steuern, sondern auch vitale Innenstädte.
„Eines ist klar: Im Jahr 2021 muss sichergestellt sein, dass die Händler über genügend Liquidität verfügen, um nach einer möglichst baldigen Wiedereröffnung der Geschäfte wieder loslegen zu können“, so HBW-Hauptgeschäftsführerin Sabine Hagmann.
Zweitens muss die Impfstrategie des Landes dahingehend optimiert werden, dass Impfkapazitäten erhöht und voll ausgeschöpft werden. Es ist nicht akzeptabel, dass aufgrund fehlenden und zögerlich bestellten Impfstoffs kontaktintensive Branchen wie der Einzelhandel auf eigene Kosten geschlossen bleiben. Jeder Tag Lockdown im Einzelhandel kostet bundesweit 800 Millionen Euro, im Weihnachtsgeschäft sogar noch mehr.
Drittens muss der Einzelhandel bei sinkenden Infektionszahlen ab 11. Januar dringend wieder öffnen! Die Hygienekonzepte der Geschäfte haben sich – wie der Lebensmitteleinzelhandel auch heute täglich beweist – bewährt und das Einkaufen zu keinen erwähnenswerten Ansteckungen geführt.
Der Handelsverband Baden-Württemberg vertritt die politischen Interessen von über 40.000 Handelsunternehmen in Baden-Württemberg. Der Handel stellt den drittgrößten Wirtschaftszweig dar mit 500.000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern, ca. 18.000 Auszubildenden und einem Umsatz von ca. 90 Mrd. Euro.
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