Das diesjährige Corona-bedingte Verkaufsverbot für Feuerwerkskörper sollte nicht als Anlass dienen, nicht-zertifizierte Pyrotechnik zu beschaffen und zu zünden – denn dabei besteht eine hohe Verletzungsgefahr. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie (DGH) gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) hin. Schon mit legalem Feuerwerk verletzen sich jedes Jahr an Silvester sehr viele Menschen die Hände – oftmals schwer und mit katastrophalen Folgen.

In diesem Jahr könnte legales und zertifiziertes Feuerwerk Mangelware sein. Die Bundesregierung hat ein Böllerverkaufsverbot erlassen, Baumärkte sind geschlossen und andere Verkaufsstellen haben Berichten zufolge ihre Silvester-Bestellung retourniert. DGH und DGOU rechnen jedoch mit Ausweichbewegungen, und damit, dass nicht alle Menschen auf das Böllern verzichten werden. Die Mediziner sind sich einig: Bei Unfällen mit selbstgebauten oder nicht-zertifizierten Sprengkörpern kann es zu noch schwereren Verletzungen kommen. Auch veraltete Sprengkörper aus den Vorjahren sollten nicht gezündet werden, um sich keinem unnötigen Risiko für Verletzungen auszusetzen.

Schon in normalen Jahren stellt die Silvesternacht für Ärztinnen und Ärzte in den Notaufnahmen von Kliniken eine besondere Herausforderung dar. Denn an keinem anderen Tag im Jahr verletzen sich so viele Menschen die Hände wie an Silvester. Besonders unter Alkoholeinfluss entstehen oft schwere Verletzungen, die in Notaufnahmen behandelt werden müssen. „Die Patienten kommen üblicherweise mit abgetrennten Fingern, Verbrennungen, Frakturen und Weichteilverletzungen an den Händen“, berichtet Dr. Eva-Maria Baur, Handchirurgin in der Gemeinschaftspraxis für Plastische Chirurgie und Handchirurgie in Murnau und Präsidentin der DGH. „Oft sind die Verletzungen so schwer, dass die Patienten trotz schneller ärztlicher Hilfe und erfolgreicher rekonstruktiver Eingriffe irreversible Schäden davontragen.“

„Gerade an Silvester und Neujahr sind unsere Notaufnahmen immer sehr voll. Aufgrund der steigenden Infektionszahlen sind viele Krankenhäuser derzeit stark gefordert: Weniger Silvester-Verletzungen würden bei der angespannten Personalsituation nicht nur die Notaufnahmen, sondern auch die Rettungsdienste und die Feuerwehr entlasten“, sagt Prof. Dr. Michael J. Raschke, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), stellvertretender Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) und Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum Münster.

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