Und die Krise für die duale Berufsausbildung ist noch lange nicht vorbei. Einerseits hat die Corona-Pandemie bereits jetzt einen Einbruch bei der Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze und auch bei der Zahl der Bewerberinnen und Bewerber zur Folge. Andererseits war der Ausbildungsmarkt schon vor Corona in einer schwierigen Situation, mit der Folge, dass rund jeder fünfte junge Erwachsene im Alter zwischen 20 und 34 Jahren ohne einen Berufsabschluss dasteht. Doch ohne Berufsabschluss drohen erhöhte Arbeitslosigkeit, prekäre Beschäftigung und Niedriglöhne. „Es ist zu befürchten, dass es vor allem junge Menschen mit niedrigem Bildungsniveau sind, die jetzt auf der Strecke bleiben“, so Otto.
„Während junge Menschen einen Ausbildungsplatz brauchen, um sich Berufsperspektiven zu eröffnen, benötigen Unternehmen gerade im Strukturwandel und einer wieder anspringenden Konjunktur hochqualifizierte Fachkräfte. Junge Menschen, die wir jetzt nicht ausbilden, sind die fehlenden Fachkräfte der nächsten Jahre“, so Otto. Obwohl die Arbeitgeber seit langem einen Fachkräftemangel beklagen, nutzten sie bislang nicht alle Möglichkeiten, die Ausbildung zu stabilisieren. Vielen Betrieben sind hier auch die bestehenden Förderprogramme unbekannt. Deshalb sind gut ein Drittel der jungen Menschen, die einen Ausbildungsplatz suchen, auf Bildungsgänge im sogenannten Übergangssystem angewiesen.
„Wir brauchen nicht nur eine Ausbildungsgarantie. Wir brauchen auch eine Ausbildungsplatzumlage, die ausbildungswilligen Unternehmen die Ausbildung erleichtert“, mahnt Otto. Er weist daraufhin, dass nur noch gut ein Fünftel aller Betriebe im Saarland ausbilde und der Anteil der Ausbildungsverhältnisse an der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung bedenklich sinke. „Das zeigt: Wer allein auf die Kräfte des Marktes setzt, wird seiner Verantwortung gegenüber der nachwachsenden Generation nicht gerecht“, unterstreicht Otto. „Gesellschaftliche Teilhabe über Bildung, berufliche Qualifizierung und einen Arbeitsplatz sind aber nun mal die Grundlagen für ein selbstbestimmtes Leben.“
Die BIBB-Zahlen beleuchten aber nur einen Teil des Ausbildungsmarktes, und zwar das sogenannte Duale System. Es ist jedoch wichtig, zusätzlich auch die schulischen Berufsausbildungen insbesondere in den Erziehungs-, Gesundheits- und Sozialberufen zu beachten und diese zu stärken bzw. deren Ausbildungsbedingungen zu verbessern. „Viele Jugendliche, vor allem aber junge Frauen, entscheiden sich für eine Ausbildung in diesen zukunftsträchtigen Berufen. Sie sind ein wichtiger Teil des Ausbildungsmarktes und der Berufsentwicklung, in der Regel jedoch ohne eine Ausbildungsvergütung“, so Otto.
Die Arbeitskammer sieht vielerorts auch bei der Qualität der Ausbildung Handlungsbedarf. „Hohe Abbrecherquoten und schlechte Prüfungsergebnisse in einzelnen Branchen deuten darauf hin, dass bei der Ausbildung in den Betrieben Einiges im Argen liegt“, so Otto abschließend.
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