Bundeskanzlerin Angela Merkel hat es in der Hand: Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft wird nur mit einem der Klimakrise angemessenen EU-Klimaziel erfolgreich enden. Am morgigen Donnerstag beginnt der EU-Ratsgipfel, auf dem die Staats- und Regierungschef:innen das neue Klimaziel für 2030 beschließen wollen. „Es ist Zeit für die EU, ihre Verantwortung zur Erfüllung des Pariser Klimaabkommens wahrzunehmen“, sagt Eberhard Brandes, geschäftsführender Vorstand des WWF Deutschland. „Die aktualisierten Klimapläne sollen bis Samstag der UN vorliegen. „Die EU muss sich unter deutscher Ratspräsidentschaft ein starkes Klimaziel setzen, um die internationale Dynamik am Laufen zu halten und dem Geist von Paris nach fünf Jahren gerecht zu werden.“

Die Wissenschaft ist bei den Minderungszielen von Treibhausgasen eindeutig: Um die Ziele des Pariser Abkommens einzuhalten, den Anstieg der Erderhitzung auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen, muss das EU-Klimaschutzziel für 2030 auf mindestens 65 Prozent erhöht werden. Derzeit liegt das EU-Ziel 40 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990. „Ein starkes Klimaziel erfordert viel Verhandlungsgeschick und eine starke Führungsrolle. Kanzlerin Merkel muss sich als Vorsitzende der Ratspräsidentschaft dieser Herausforderung stellen“, sagt Eberhard Brandes. „Die im Vorfeld des Ratsgipfels diskutierten 55 Prozent sind ungenügend, um auf den richtigen Weg zur Bewältigung der Klimakrise zu kommen.“

Zudem widerspricht die Anrechnung von natürlichen CO2-Speichern wie Moore und Wälder im EU-Klimaziel der Dringlichkeit der Klimakrise. „Es darf keine Rechentricks bei dem EU-Klimaziel geben. Wir brauchen ein echtes Emissionsminderungsziel“, sagt Eberhard Brandes. „Die Umwandlung in ein ‚Netto‘-Minderungsziel würde die tatsächlichen Emissionen nur um bis 51-53 Prozent sinken lassen.“ Bisher wurden natürliche Senken nicht in das Klimaziel der EU eingerechnet. Außerdem sind diese Senken nicht dauerhaft und die Berechnungsgrundlage sehr komplex. „Wenn ein Moor vertrocknet oder ein Wald verbrennt, verlieren wir schnell diesen CO2-Speicher.“

„Die EU muss jetzt eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz einnehmen und einen fairen Beitrag dazu leisten, die Erderhitzung auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen“, sagt Eberhard Brandes.  Auf globaler Ebene nimmt die Dynamik des Klimaschutzes zu. In den letzten Monaten und Wochen haben sich Staaten wie China, Japan und Südkorea zur Klimaneutralität verpflichtet, und viele haben bereits ihre aktualisierten Klimapläne bei der UN eingereicht. Zuletzt hat sich Großbritannien zu einem Emissionsreduktionsziel von 68 Prozent bis 2030 verpflichtet. Joe Biden hat die Rückkehr der USA in das Pariser Klimaschutzabkommen angekündigt. „Die Dynamik muss weitergetrieben werden. Die Strahlkraft eines starken EU-Klimaziels wird über die nächste Weltklimakonferenz im November 2021 hinaus reichen. Klar ist: Alles, was wir heute nicht machen, wird später teurer und technisch anspruchsvoller werden.“

Wunschzettel-Aktion des WWF
Mehr als 26.000 Menschen haben sich an der Wunschzettel-Aktion des WWF beteiligt und ihre „Klima“-Wünsche an Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgeschrieben. Vor dem Treffen der EU-Staatschefs und -Staatschefinnen wünschten sie sich ein entschlossenes und konsequentes Handeln in der Bekämpfung der Klimakrise. Der WWF schmückte mit den teils handgeschriebenen Wunschzetteln einen drei Meter hohen Weihnachtsbaum vor dem Bundeskanzleramt und übergab die Wünsche an das Bundeskanzleramt anschließend. Pressebilder von der Wunschzettel-Aktion finden Sie hier.

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