Die Arbeitskammer des Saarlandes begrüßt die Einigung der Großen Koalition auf Bundesebene auf eine verbindliche Frauenquote in Vorständen. „Lange genug hat der Gesetzgeber geglaubt, die Selbstverpflichtung der Wirtschaft für mehr Frauen in den Vorständen großer Unternehmen würde Früchte tragen. Diese Absichtserklärung aus dem Jahr 2011 hat bis heute nicht gewirkt, offenbar geht es nicht ohne gesetzliche Regelung – ein Vorhaben, das wir unterstützen“, sagt Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer des Saarlandes. In den Leitungsgremien börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen mit mehr als drei Mitgliedern müsste dann künftig ein Mitglied weiblich sein. Außerdem soll es für Unternehmen mit einer Mehrheitsbeteiligung des Bundes – also z.B. für die Deutsche Bahn – eine Aufsichtsratsquote von mindestens 30 Prozent und eine Mindestbeteiligung in Vorständen geben. „Wenn die Großunternehmen mit gutem Beispiel voran gehen, ziehen andere Unternehmen sicherlich nach – auch im Saarland“, so Otto.

„Seit Jahren ist zu beobachten, wie schwer es Frauen in Deutschland haben, in Führungsgremien zu gelangen und dort zu bleiben. Es ist gut, dass jetzt zumindest eine Untergrenze eingeführt wird“, so Otto weiter. Die bisherige Selbstverpflichtung der Wirtschaft führte dazu, dass viele Unternehmen sich als freiwillige Zielquote für den Anteil der Frauen in Vorständen die Quote „Null“ gaben und damit jahrelang unbehelligt blieben. Dies soll nach dem Willen der Großen Koalition in Zukunft nicht mehr möglich sein.

Das Ergebnis zeigt, wohin die bisherige Politik führt: In Deutschland haben 11 der 30 Dax-Konzerne keine einzige weibliche Führungskraft im Vorstand. Der Frauenanteil ist sogar noch einmal auf den Stand von 2017 zurückgefallen und beträgt aktuell nur 12,8 Prozent. Nicht jede der Frauen, die es in jüngster Vergangenheit in die Vorstände geschafft hatte, ist dort länger geblieben. Studien besagen, dass es die dort häufig gepflegte Kultur, die bestehenden Netzwerke und Seilschaften sind, in die Frauen als Einzelpersonen häufig nicht aufgenommen werden. Im Ergebnis verlassen sie die Gremien manchmal schneller als geplant. Daher kann eine solche Mindestverpflichtung auch nur ein Anfang für größere kulturelle Veränderungen sein – so auch die Meinung vieler Vertreter*innen der Wirtschaft selbst in diversen Veröffentlichungen zu dem Thema.

Im internationalen Vergleich zu anderen Industriestaaten ist der Anteil der Frauen in den Vorständen in Deutschland jedenfalls mittlerweile beschämend niedrig. „Nun soll wenigstens eine Untergrenze für die Vorstände großer Unternehmen eingeführt werden. Das ist noch keine wirkliche Quote aber ein Anfang und als solcher dringend notwendig!“, so Otto abschließend.

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