Das Risiko, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden Monaten erneut in eine Rezession gerät, ist durch die stärkere Ausbreitung der Corona-Pandemie und den Teil-Lockdown leicht gestiegen, es bleibt aber insgesamt relativ niedrig. Das signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. In der Drei-Monats-Prognose für November bis Ende Januar zeigt der Indikator, der die aktuellsten verfügbaren Daten über die Wirtschaftslage bündelt, eine mittlere Rezessionswahrscheinlichkeit von 17,7 Prozent an – nach 12,6 Prozent im Oktober. Dabei ist zu beachten, dass der Indikator auf der gängigen technischen Definition aufbaut, die eine Rezession als eine zweimalige aufeinander folgende Schrumpfung der Wirtschaftsleistung im Quartalsvergleich definiert. Da nach dem tiefen Einbruch des Bruttoinlandsprodukts im Frühjahr die Wirtschaft im Ende September abgelaufenen 3. Quartal wieder deutlich gewachsen ist, wurde technisch die Rezession beendet, auch wenn sich die Ertragslage und die Kapazitätsauslastung vieler Unternehmen noch auf Krisenniveau befinden. Zudem hat sich in den vergangenen Wochen nicht nur die Rezessionswahrscheinlichkeit moderat erhöht, auch die statistische Streuung im Indikator – sie spiegelt die Verunsicherung der Wirtschaftsakteure wider – ist mit aktuell 14,1 Prozent vergleichsweise hoch. Der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator schaltet daher von "grün" (Rezessionswahrscheinlichkeit plus Streuung unter 30 Prozent) auf "gelb-grün".

Der leichte Anstieg der Rezessionswahrscheinlichkeit beruht nach der IMK-Analyse auf einem Rückgang der Auftragseingänge aus dem Ausland für das Verarbeitende Gewerbe und einer Eintrübung der Finanzmarktindikatoren. So lag etwa der Börsenindex CDAX Ende Oktober um rund 10 Prozent unter dem Stand im Vormonat. Aktuell sorgten vor allem die Berichte über Fortschritte bei der Impfstoffentwicklung gegen Covid-19 allerdings dafür, dass sich die Finanzindikatoren wieder aufhellten, berichtet IMK-Forscher Dr. Thomas Theobald.

Die aktuellen Indikatorergebnisse stützen das IMK bei der Einschätzung, dass sich die konjunkturelle Erholung in Deutschland zwar grundsätzlich fortsetzt, aber in den Wintermonaten einen spürbaren Dämpfer erfährt. In den nächsten Monaten dürfte die konjunkturelle Lage weiterhin stark von der Corona-Krise geprägt bleiben. Das gilt besonders für die BIP-Entwicklung im Schlussquartal des Jahres 2020. Dabei zieht das Wiederaufflammen des Infektionsgeschehens nach Analyse der Ökonomen nicht nur die Ertragslage der Unternehmen in Mitleidenschaft, deren Geschäftstätigkeit zur Eindämmung der Pandemie unmittelbar unterbunden ist (Gastronomie und personennahe Dienstleistungen), sondern auch solcher Unternehmen, für die Nachfragerückgänge, insbesondere auch auf ausländischen Absatzmärkten, zu erwarten sind.

In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt. Der Konjunkturindikator wird monatlich aktualisiert.

Zum IMK-Konjunkturindikator: https://www.imk-boeckler.de/…

Zur aktuellen Konjunkturprognose: https://www.boeckler.de/…

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