Auch in diesem Jahr fand am Allerheiligentag die Gedenkveranstaltung „Lichter gegen das Vergessen“ zu Ehren der Irseer Opfer der NS-Patientenmorde auf dem ehemaligen Anstaltsfriedhof statt. Maskenpflicht, Abstandsregel und die Beschränkung auf 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren den Pandemie-Umständen geschuldet.

Der Leiter von Kloster Irsee, Dr. Stefan Raueiser, hob in seiner Begrüßungs-Ansprache hervor, dass die Veranstaltung vor allem deswegen eine besondere ist, weil Amalie Spiedel, die Schwester des im August 1944 in der Anstalt Irsee ermordeten Ernst Lossa, erstmals nicht an dem Totengedenken teilnehmen konnte.

Seitdem der bekannte Journalist und Autor Robert Domes „Lichter gegen das Vergessen“ im Jahr 2010 aus der Taufe gehoben hat, war es der bald 90-jährigen Frau Speidel ein großes Anliegen, an der jährlichen Gedenkveranstaltung teilzunehmen. Heuer war ihr dies aus gesundheitlichen Gründen erstmals nicht vergönnt. Erster Bürgermeister Andreas Lieb würdigte die enge Verbindung zwischen dem Markt Irsee und Frau Speidel: Ihre jährlichen Besuche an den Ort der Patiententötungen in der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt zeigten, wie wertvoll der Beitrag von Zeitzeugen für die Weitergabe der Erinnerungskultur an die nachfolgenden Generationen ist.

Eine besondere Würdigung erfuhr in diesem Jahr Frau Gertrud Molitor, die am 18. Dezember 1944 den Patientenmorden in der Hauptanstalt Kaufbeuren zum Opfer gefallen ist. Ein Verwandter der 1909 geborenen Frau aus Leidingen bei Saarlouis, die über verschiedene Einrichtungen der Behindertenhilfe schließlich in die Anstalt Kaufbeuren verlegt worden war, hielt sich für drei Tage in Irsee und Kaufbeuren auf, um dem Schicksal von Gertrud Molitor nachzugehen und das Historische Archiv des Bezirkskrankenhauses Kaufbeuren aufzusuchen. Um an der Gedenkveranstaltung in Irsee teilzunehmen, verschob er seine Rückreise in das Saarland in die späten Abendstunden, um vor Inkrafttreten der neuerlichen Kontaktbeschränkungen noch rechtzeitig nach Hause zurückkehren zu können.

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