Dies belegt eine heute veröffentlichte Studie der European Public Health Alliance (EPHA), einem Zusammenschluss europäischer NGOs im Gesundheitssektor, und Changing Cities. In der bisher größten Studie dieser Art wurde die Luftverschmutzung in 432 europäischen Städten untersucht und verglichen. Fakt ist: Der Verkehr ist ein entscheidender Treiber und Verursacher dieser Kosten.

Die Studie monetarisiert den Wert von ärztlichen Behandlungen, verlorenen Arbeitstagen und anderen gesundheitsbezogenen Kosten, die durch die drei der schädlichsten Schadstoffe, Feinstaub (PM), Ozon (O ₃ ) und Stickstoffdioxid (NO ₂ ), verursacht werden.

Der Transportsektor ist eine der Hauptquellen von Luftverschmutzung in Europa, wie EPHA in einem Bericht von 2016 feststellte. Die nun vorliegende Studie berechnet die gesundheitsbedingten Kosten von Luftverschmutzung für Städte. Europaweit entsteht dadurch ein Schaden von insgesamt 166 Milliarden Euro, das sind durchschnittlich 385 Millionen Euro, die für jede der untersuchten Städte pro Jahr anfallen.

Die Studie zeigt, dass selbst kleine Veränderungen in Mobilitätsverhalten und Verkehrspolitik einen Unterschied machen können. Ein Anstieg um 1 Prozent des durchschnittlichen Arbeitsweges führt zu einer Zunahme von 0,29 Prozent der sozialen Kosten durch PM10-Ausstoß und einer Zunahme von 0,54 Prozent der Kosten aufgrund von NO2-Emissionen. Steigt die Anzahl der Autos in einer Stadt um 1 Prozent, steigen die Gesamtkosten um fast 0,5 Prozent.

Luftverschmutzung ist das größte umweltbedingte Gesundheitsrisiko in Europa , betont die EEA, European Environment Agency, insbesondere in Städten, in denen 2/3 der Europäer leben. 2/3 der Städte brechen die von der WHO vorgeschriebenen Luftqualitätsnormen. PM, NO₂ und O₃ sind für etwa 400.000 vorzeitige Todesfälle pro Jahr verantwortlich.

Die EPHA-Studie stützt sich auf die neuesten verfügbaren Daten aus der Zeit vor dem Ausbruch von Covid-19. Krankheiten und Todesfälle bilden den Großteil der berechneten Kosten. Darüber hinaus gibt es immer mehr Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und schweren Krankheitsverläufen von Covid-19. Aus diesem Grund dürften die Zahlen heute sogar deutlich höher sein.

Menschen in größeren und teureren Städten zahlen aufgrund von höherer Bevölkerungsdichte sowie höheren Gehältern und Lebenskosten mehr. Doch Städte in Mittel- und Osteuropa (CEE-Raum) kehren diesen Trend um und stehen ganz oben auf der Liste, denn dort hat die besonders schlechte Luft die schlimmsten Auswirkungen. Die Bewohner*innen von Bukarest zahlen mit 3.004 € pro Person am meisten, während die Menschen im relativ sauberen Santa Cruz de Tenerife mit 382 € am wenigsten zahlen.

Die überwiegende Mehrheit der Kosten wird durch PM verursacht, also Feinstaub, im Durchschnitt 82,5 Prozent, gefolgt von NO₂ (15 Prozent – hauptsächlich durch Verkehr) und O₃ (2,5 Prozent – durch Verbrennung). Diese Anteile variieren erheblich zwischen den Städten. In den Ländern des CEE-Raumes ist die Todesrate durch Luftverschmutzung am höchsten. Südeuropa hat die höchste Rate an chronischen Krankheiten durch schlechte Luft.

Die Studie wurde vom unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitut CE Delft durchgeführt und ist, hinsichtlich der Anzahl an untersuchten Städten und Schadstoffen, die größte dieser Art. Forscher*innen sammelten Daten von offiziellen Messstationen in 432 Städten aller EU-Länder sowie Großbritannien, Norwegen und der Schweiz und berechneten auf dieser Grundlage den Schaden und die Kosten der daraus resultierenden Gesundheitsgefahren.

Ragnhild Sørensen von Changing Cities : “ Wir müssen alle atmen und wir wollen alle mobil sein. Wir brauchen eine Mobilitätspolitik, die beides ermöglicht: Fortbewegung, die uns gesund hält und so wenig Schadstoffe wie möglich aussendet. Oder noch besser: Mobilität, die unsere Gesundheit fördert – wie z. B. beim Rad fahren. Die Bundesregierung muss sofort eine nationale Mobilitätsstrategie zur Vermeidung von Luftverschmutzung und CO2-Emissionen verabschieden – aus gesundheitlichen und finanziellen Gründen.”

EPHA Generalsekretär Sascha Marschang: “Unsere Studie offenbart das Ausmaß des Schadens von dreckiger Luft für die menschliche Gesundheit. Außerdem werden die enormen Ungleichheiten im Gesundheitsbereich zwischen, aber auch innerhalb der europäischen Länder deutlich. Diese Situation kann in hohem Maße durch Verkehrspolitik beeinflusst werden und Städte könnten durch die Verbesserung der urbanen Mobilität Kosten einsparen. Nationale Regierungen und die Europäische Union sollten diese Kosten bei verkehrspolitischen Maßnahmen berücksichtigen, um eine gesunde Erholung der Wirtschaft zu fördern, anstatt zu behindern.“

EPHA fordert die lokalen Entscheidungsträger*innen auf, Maßnahmen zu ergreifen, um die fossilen Transportsysteme mit nachhaltigeren, aktiveren und Null-Emissions-Alternativen zu ersetzen, insbesondere zu Fuß gehen, Fahrrad fahren und Elektro-Mobilität.

Weiterführende Links:

Studie „Health costs of air pollution in European cities and the linkage with transport“: https://epha.org/wp-content/uploads/2020/10/embargoed-until-21-oct-0-01-am-cet-time–ce-delft-190272-health-costs-of-air-pollution-in-european-cities-and-the-linkage-with-transport-def.pdf

Interaktive Karte mit Kosten/Stadt: https://www.datawrapper.de/_/IcT9P/ 

Liste über Kosten pro Stadt: https://drive.google.com/file/d/1yeRpqZdXnwZ-cwQkKQaS16XV5-jBFyzs/view

Bericht der EEA zu Luftverschmutzung: https://www.eea.europa.eu/themes/air

Bericht der EPHA über Kosten durch Diesel von 2016: https://epha.org/ce-delft-health-impacts-costs-diesel-emissions-eu/

„After Dieselgate, a smog curtain between East and West?“ von EPHA: https://epha.org/after-dieselgate-a-smog-curtain-between-east-and-west/

Bilder zur kostenlosen Nutzung für die Presseberichterstattung: https://www.picdrop.de/volksentscheidfahrrad/presse

Diese Pressemitteilung im Online-Bereich: https://changing-cities.org/… Informationen zu Changing Cities e.V.: https://changing-cities.org 

Informationen zu EPHA: www.epha.org 

Über den Changing Cities e.V.

Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürger*inneninitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.

Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:

Changing Cities e.V.
Oberlandstr. 26-35
12099 Berlin
Telefon: +49 (30) 25781125
http://changing-cities.org

Ansprechpartner:
Zoltán Massay-Kosubek
EPHA Policy Manager for Clean Air and Sustainable
Telefon: +32 499 430 468
Antje Heinrich
Telefon: +49 (178) 4752-808
E-Mail: antje.heinrich@changing-cities.org
Ragnhild Sørensen
Telefon: +49 (171) 53577-34
E-Mail: ragnhild.soerensen@changing-cities.de
Für die oben stehende Story ist allein der jeweils angegebene Herausgeber (siehe Firmenkontakt oben) verantwortlich. Dieser ist in der Regel auch Urheber des Pressetextes, sowie der angehängten Bild-, Ton-, Video-, Medien- und Informationsmaterialien. Die United News Network GmbH übernimmt keine Haftung für die Korrektheit oder Vollständigkeit der dargestellten Meldung. Auch bei Übertragungsfehlern oder anderen Störungen haftet sie nur im Fall von Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit. Die Nutzung von hier archivierten Informationen zur Eigeninformation und redaktionellen Weiterverarbeitung ist in der Regel kostenfrei. Bitte klären Sie vor einer Weiterverwendung urheberrechtliche Fragen mit dem angegebenen Herausgeber. Eine systematische Speicherung dieser Daten sowie die Verwendung auch von Teilen dieses Datenbankwerks sind nur mit schriftlicher Genehmigung durch die United News Network GmbH gestattet.

counterpixel