Nach einem unsicheren Fotohinweis, erfolgt nun die Bestätigung: im Werdauer Wald sind Wildkatzen unterwegs. Im Frühjahr 2020 untersuchten der BUND Sachsen und die Kreisnaturschutzstation Gräfenmühle das Gebiet und erhalten nun den langersehnten genetischen Nachweis.

„Das Ergebnis ist sehr spannend. Bis 2015 wurde der Werdauer Wald im Rahmen des Projektes Wildkatzensprung beprobt und damals gelang kein Wildkatzennachweis. Doch die Genetik ist jetzt eindeutig: es handelt sich um natürliche Wildkatzen aus der mitteldeutschen Population. Die Wildkatze muss also erst kürzlich eingewandert sein“, erklärt Almut Gaisbauer, Projektleiterin Rettungsnetz Wildkatze des BUND Sachsen.

„Der eindeutige Wildkatzennachweis ist eine kleine Sensation für den Landkreis Zwickau, denn es handelt sich um den ersten Nachweis seit 170 Jahren. Im angrenzenden Greizer Wald in Thüringen gelang schon im letzten Jahr ein Wildkatzennachweis nach langjährigem Ausbleiben. Jetzt gilt es gemeinsam herauszufinden, ob sich die Wildkatze dauerhaft in den beiden länderübergreifenden Waldgebieten etabliert. Dazu möchten wir das Monitoring in den kommenden Jahren aufrechterhalten“, so Dennis Klein, Koordinator der Kreisnaturschutzstation Gräfenmühle.

Der Werdauer Wald wurde aufgrund eines Fotonachweises im Frühjahr 2020 durch das sogenannte Wildkatzenmonitoring mit Hilfe der Lockstockmethode im Auge behalten. Von Januar bis April wurden zwölf Lockstöcke und 5 Fotofallen ausgebracht und von Freiwilligen kontrolliert. Bei dieser Methode werden raue Holzlatten mit Baldrian besprüht. Wildkatzen fühlen sich vom Duft des Krautes angezogen, reiben sich daran, hinterlassen Haare, die wiederum regelmäßig abgesammelt werden.

Durch die Wildkameras ist es gelungen Fotos und Videos von phänotypischen Wildkatzen aufzuzeichnen, die von der TU Dresden als bestätigter Hinweis klassifiziert werden. Jedoch braucht es die Genetik, um einen eindeutigen Nachweis zu erbringen. Es wurden insgesamt vierzehn Haarproben eingesammelt. Finanziert durch den BUND Bundesverband wurden bereits vier Proben analysiert. Alle untersuchten Haarproben bestätigen, dass es sich um die Europäische Wildkatze handelt.
„Bedauerlicherweise war das Genmaterial nicht ausreichend, um zu beurteilen, wie viele verschiedene Individuen vorliegen und ob es sich um Männchen oder Weibchen handelt. Das ist ein bisschen ärgerlich“, berichtet Gaisbauer.

„Wir freuen uns sehr, dass sich die Wildkatze weiter ausbreitet und ihr natürliches Habitat zurückerobert. Darüber hinaus ist es ein hervorragendes Beispiel für die Zusammenarbeit von Ehrenamtlerinnen, Verbänden und Behörden. Von der Schulung der Freiwilligen über die Bereitstellung von Material und Mitteln bis zur Anleitung und Koordination der Einsätze vor Ort hat alles reibungslos funktioniert, da wir alle zusammengearbeitet haben“, so Klein.
Das Wildkatzenbüro des BUND Sachsen mit Sitz in Leipzig und die Naturschutzstation Gräfenmühle in Neukirchen/Pleisse möchten das Wildkatzenmonitoring im Frühjahr 2021 wiederholen.

Hintergrund
„Rettungsnetz Wildkatze“ – Projekt BUND Sachsen

Der BUND Sachsen ist bereits seit 2012 mit dem „Rettungsnetz Wildkatze“ aktiv. Neben Untersuchungen zu den Beständen und dem Wanderungsverhalten der Wildkatze setzt sich der BUND gemeinsam mit vielen Freiwilligen für eine Wiedervernetzung naturnaher Wälder ein, den Lebensräumen der Wildkatze.

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