Nach der Begrüßung durch Joachim Hake, Direktor der Katholischen Akademie Berlin, hob die Integrationsbeauftragte Staatsministerin Annette Widmann-Mauz in ihrem Grußwort hervor, dass Migrantinnen und Migranten nicht nur Empfänger von bürgerschaftlichem Engagement sind, sondern sich in einem hohen Maße selbst aktiv engagieren. Damit spiele das bürgerschaftliche Engagement bei der individuellen Teilhabe und kulturellen Integration von allen in Deutschland leben Menschen eine zentrale Rolle.
Dieser Tatsache trägt auch das Grundsatzpapier „Für Zusammenhalt in Vielfalt: Die Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements gestalten“ der Initiative kulturelle Integration Rechnung, welches von Olaf Zimmermann, Sprecher der Initiative und Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, im Rahmen des Jahrestagung erstmals vorgestellt wurde. Er sagte: „28 Organisationen und Institutionen der Zivilgesellschaft, der Sozialpartner, der Kirchen und Religionsgemeinschaften, der Medien, des Bundes, der Länder und Kommunen haben sich auf dieses Papier gemeinsam verständigt, um damit insbesondere ihre Wertschätzung und Unterstützung für das enorme Engagement der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland zum Ausdruck zu bringen.“
Anschließend folgten vier vertiefende Impulse zur wissenschaftlich-einordnenden, zur europäischen, zur Landes- und kommunalen Perspektive auf das bürgerschaftliche Engagement. In seinen neun Thesen, die Dr. Rupert Graf Strachwitz, Vorsitzender des Vorstandes der Maecenata Stiftung, vorstellte, forderte er, die Stimme der Zivilgesellschaft im öffentlichen Raum stärker zu Gehör zu bringen. Bürgerschaftliches Engagement sei ein Geschenk an die Gesellschaft: „Jede Gesellschaft braucht dieses Geschenk – bekommt sie es nicht, verelendet sie.“
In seinem Impuls zur europäischen Perspektive auf das bürgerschaftliche Engagement betonte Christian Moos, Generalsekretär der Europa-Union Deutschland e.V. und Mitglied des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses, dass bürgerschaftliches Engagement in Europa im Jahre 2020 nur ein politisches sein könne. Mit Blick auf die antidemokratischen Strömungen, auch in einigen Ländern der Europäischen Union sowie dem zunehmenden Engagement populistischer Bewegungen, resümierte er: „Die wehrhafte Demokratie gründet eben nicht nur auf stabilen Institutionen, sondern auch auf eine, diese zur Not mit Zähnen und Klauen verteidigende Zivilgesellschaft.“
Tobias Dünow, Staatssekretär für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, sprach in Vertretung von Ministerin Dr. Schüle. Er trug die diversen Aktivitäten und Ansätze der unterschiedlichen Länder zur Unterstützung des vielfältigen Engagements vor. Ein besonderes Anliegen war ihm dabei herauszustellen, dass man bürgerschaftliches Engagement nicht bedeutungsüberfrachten solle, denn, so Dünow: „In erster Linie macht bürgerschaftliches Engagement auch Spaß“.
Klaus Hebborn, Beigeordneter für Bildung, Kultur, Sport und Gleichstellung des Deutschen Städtetages, unterstrich, dass bürgerschaftliches Engagement in erster Linie in den Städten und Gemeinden stattfinde. Es stiftet dort Lebensqualität und Zusammenhalt. In Bezug auf das sogenannte dunkle Engagement verwies Klaus Hebborn auf die Einhaltung der freiheitlich rechtlichen Grundordnung, die ggf. durch bessere strafrechtliche Maßnahmen geschützt sein müsse. Er vertraue auf die Kraft der Bürgerinnen und Bürger, die sich solcher Tendenzen wehrhaft entgegenstellt.
Im Anschluss an den physischen Teil der Tagung fanden vier sehr gut besuchte Online-Workshops mit Expertinnen und Experten aus den jeweiligen Engagementstrukturen statt, in denen Fragestellungen aus dem Grundsatzpapier vertiefend diskutiert wurden: Wo liegt die Zukunft des Engagements? Was kann das bürgerschaftliche Engagement in Zeiten der Corona-Krise leisten? Wie ändert sich das bürgerschaftliche Engagement durch Zuwanderung? Und welche Herausforderungen und Potentiale stecken in der Digitalisierung für das bürgerschaftliche Engagement?
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