„Die vom Land angekündigte Überbrückungshilfe in Höhe von ca. 25 Millionen Euro ist ein positives Zeichen der Landesregierung. In Anbetracht der Tatsache, dass sich 65 Prozent der Betriebe existenziell bedroht sehen, kann das aber nicht ausreichen“, so Schröder. „Wir brauchen mehr. Denn die Krise ist noch längst nicht vorbei“, so Schröder weiter. „Die Angst vor dem Winter ist groß.“
Viele Betriebe des Gastgewerbes leben schwerpunktmäßig von geselligen Veranstaltungen. Gerade auch vor diesem Hintergrund fordert der DEHOGA eine greifbare Perspektive für Feierlichkeiten in der Gastronomie. „Familienfeiern wie auch andere gesellige Veranstaltungen wie Weihnachtsfeiern oder Kohlfahrten müssen endlich wieder in einem größeren Rahmen möglich werden“, unterstreicht Schröder.
Dramatische Umsatzeinbußen im Gastgewerbe
Die Corona-Pandemie hat das Gastgewerbe in seine größte Krise der Nachkriegszeit gestürzt. Von Januar bis Juli beklagen die niedersächsischen Betriebe laut der aktuellen DEHOGA-Umfrage durchschnittliche Umsatzverluste in Höhe von 65 Prozent und liegen damit noch fünf Prozent über dem Bundesdurchschnitt von 60,1 Prozent. Dabei betrugen die Einbußen im März bereits 62,9 Prozent, im April dramatische 87 Prozent, im Mai 76 Prozent, im Juni 60 Prozent und im Juli 53 Prozent. Bezogen auf das Gesamtjahr rechnen die Betriebe mit einem Umsatzrückgang im Schnitt von mindestens 57,7 Prozent. Ein Grund für die Umsatzverluste sind auch die coronabedingten Vorschriften. Aufgrund der Abstandsgebote ist die Kapazität der Betriebe um durchschnittlich 45,4 Prozent eingeschränkt. „Das aktuelle Bild im Gastgewerbe ist sehr heterogen“, erklärt Schröder. „Während die Restaurants und Hotels in den Urlaubsregionen Zuversicht schöpfen, ist die Lage der Betriebe in vielen Städten weiter katastrophal.“ Touristen aus dem Ausland und vor allem Geschäftsreisende fehlten. Messen, Kongresse und Tagungen fänden immer noch nicht statt. Sämtliche damit verbundene Hotel- und Gastronomieumsätze fielen aus. Das sei fatal insbesondere für Businesshotels und Eventcaterer. Besonders dramatisch stelle sich auch die Lage bei den Discotheken und Clubs dar, für die es immer noch keine Öffnungsperspektive gebe, so Schröder. „Die Verzweiflung der Unternehmer wächst von Tag zu Tag. Die Betriebe wissen nicht, wie sie durch die Krise kommen können und befürchten ein massives Disco- und Clubsterben.“
Insgesamt 11,3 Prozent der gastgewerblichen Betriebe sind laut der Umfrage noch nicht geöffnet. Dazu zählen neben Discotheken und Clubs vor allem kleinere Restaurants und Cafés, Kneipen und Bars, bei denen sich aufgrund der Abstandsgebote die Öffnung nicht rechnet.
Der Vorbuchungsstand in der Hotellerie liegt deutlich unter dem Vorjahr. Im August liegen die Reservierungen 45,2 Prozent, im September 48,9 Prozent und im Oktober 52,1 Prozent unter den Vorjahreswerten.
Corona trifft den gastgewerblichen Arbeitsmarkt
Die Corona-Pandemie hat spürbare Auswirkungen auf den gastgewerblichen Arbeitsmarkt. Als besonders wirksames Instrument zur Abfederung der Corona-Folgen erweist sich das Kurzarbeitergeld. 78,9 Prozent der Betriebe haben Kurzarbeitergeld beantragt. Erst 53,5 Prozent der Betriebe konnten in der Zwischenzeit Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurückholen. Von notwendigen Entlassungen berichten 32,90 Prozent der Betriebe. 24,0 Prozent der Betriebe planen dies, Stand heute. Erfreulich ist hingegen, dass 88,1 Prozent der Betriebe keine Aufhebung oder Kündigung der Ausbildungsverträge vorgenommen haben.
DEHOGA befürchtet Insolvenzwelle im Herbst und fordert weitere Hilfen
Die aktuelle DEHOGA-Umfrage mache deutlich, dass weitere Unterstützung unerlässlich sei, um die Branche durch die Krise zu führen. 70,8 Prozent der Betriebe geben an, dass die bisher von Bund und Ländern angebotenen Liquiditätshilfen und Kreditprogramme nicht ausreichten, um die Krise zu bewältigen. Nur 29,2 Prozent zeigen sich zufrieden.
Bei den bisher von den Betrieben genutzten Hilfsangeboten liegen laut Umfrage mit 78,6 Prozent die Soforthilfen vom Bund und 64,4 Prozent die Soforthilfen vom Land an vorderster Stelle. 11,2 Prozent der Betriebe haben die KfW-Unternehmerprogramme in Anspruch genommen, 11,6 Prozent die KfW-Schnellkredite. Auf die Möglichkeit der Steuerstundung beziehungsweise die Herabsetzung der Vorauszahlungen durch die Finanzverwaltung haben 77,6 Prozent der Betriebe zurückgegriffen.
Seit 10. Juli ist die Antragstellung auf Überbrückungshilfe möglich. Für ein Fazit sei es hier indes noch zu früh, teilt Schröder mit und verweist auf die aktuelle Auswertung. Zum Zeitpunkt der Umfrage hätten erst 42,2 Prozent der Betriebe den Fixkostenzuschuss beantragt, 30,2 Prozent planen dies, 27,6 Prozent haben noch keine Hilfen beantragt. Zudem laufe die Auszahlung gerade erst an. Angesichts der dramatischen Folgen der Corona-Krise für das Gastgewebe fordert der DEHOGA bereits jetzt eine Verlängerung des Programms insbesondere für die Betriebe, die weiterhin erhebliche Umsatzeinbußen erleiden beziehungsweise noch nicht öffnen dürfen.
Die meisten Gäste zeigen Verständnis für die Corona-Auflagen
Laut den aktuellen Umfrageergebnissen teilen 90,5 Prozent der Betriebe mit, dass sie mit der Einhaltung der coronabedingten Schutz- und Hygienemaßnahmen bei den Gästen auf Verständnis stießen. Schröder sagt: „Es scheint allen klar zu sein, dass jeder von uns in der Verantwortung steht, eine zweite Welle zu vermeiden. Nur wenn sich Gastgeber, Mitarbeiter wie Gäste an die Corona-Auflagen halten, werden die wiedergewonnenen Freiheiten des Ausgehens und Reisens Bestand haben.“
An der Umfrage des DEHOGA Bundesverbandes zur aktuellen Lage und den Perspektiven der Branche beteiligten sich in der Zeit vom 3. bis 10. August 747 Gastronomen und Hoteliers aus Niedersachsen.
Der DEHOGA Niedersachsen ist der Unternehmerverband des Gastgewerbes mit mehr als 5.500 Mitgliedern. Er macht Branchenpolitik und vertritt die Interessen seiner Mitglieder aus Hotellerie und Gastronomie. Der DEHOGA Niedersachsen ist in acht Bezirksverbände gegliedert, die in rund 80 Kreis- und Ortsverbände unterteilt sind.
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