Das Wiedererkennen von Individuen liefert entscheidende Informationen über das Wanderungsverhalten und zur Populationsdynamik von Tierarten. Bei Delfinen geschieht dies bislang manuell, mittels Foto-ID. Dies ist ebenso personal– wie zeitaufwendig. Für Buckeldelfine (Gattung Sousa) wird nun an einer automatisierten „Gesichtserkennung“ per Software gearbeitet. Mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz wollen Wissenschaftler das Aussterben der scheuen Küstendelfine verhindern.

Großangelegte wissenschaftliche Kooperation

35 Meeressäugerspezialisten aus 8 Ländern (Südafrika, Madagaskar, Tansania, Kenia, Abu Dhabi, Dubai, Iran und Indien) haben sich jetzt mit den Softwarespezialisten von WildMe zusammengeschlossen. Dies ist eine der umfassendsten wissenschaftlichen Kooperationen zur Rettung von Meeressäugern. WildMe erhielt über 1.200 Fotos mit Buckeldelfinen, darunter bereits 300 individuell identifizierte Tiere. Sie bilden die Datenbasis zur Programmierung eines Buckeldelfin-Identifizierungs Algorithmus.

Scheue Küstendelfine

Es gibt vier Arten von Buckeldelfinen. Alle sind vom Aussterben bedroht. Zwei Arten leben im Indischen Ozean von der Südspitze Afrikas bis zur Südspitze Indiens. Man weiß nur wenig über sie, obwohl sie sehr küstennah leben. Meist schwimmen sie in einem schmalen Streifen die Küsten entlang. Daher sind sie intensiv mit menschlichen Eingriffen in ihren Lebensraum konfrontiert.

Viele sterben als Beifang in der Küstenfischerei oder in zum Schutz von Stränden aufgestellten Haiabwehrnetzen.

Forschungsinstrument Foto-ID

Die hohe Aussterberate der Buckeldelfine beunruhigt Delfinforscher weltweit. Intensiv arbeitet man daran, die Situation besser zu verstehen und zu verändern. Ein wichtiges Forschungsinstrument ist dabei die Foto-ID (Foto-Identifikation).

Denn die Rückenfinnen von Delfinen sind durch Kerben und Risse, Narben und Farbmuster fast so einzigartig wie ein Fingerabdruck beim Menschen. Fotos von Rückenfinnen ermöglichen es Biologen, Individuen zu identifizieren. Doch das kostet viel Zeit.

Automatisierte Foto-ID mittels Software funktioniert bereits bei verschiedenen Arten, wie Zebras. Weltweit führend ist hier die Naturschutzorganisation WildMe, die sich aus Software- und IT-Spezialisten zusammensetzt.

Flukebook: „Facebook“ für Meeressäuger

WildMe hat bereits mit führenden Wissenschaftlern vom Indian Ocean Network for Cetacean Research (Indocet) und dem Arabian Sea Whale Network zusammengearbeitet, um Flukebook zu entwickeln.

Dabei ist eine Plattform entstanden, auf der ID-Fotos von Buckelwalen, Großen Tümmlern und Walhaien gespeichert und automatisch abgeglichen werden. Das soll zukünftig auch für Buckeldelfine möglich sein.

Unterstützung von der Internationalen Walfangkommission (IWC)

Die IWC hat die katastrophale Situation dieser Delfine und die entscheidende Rolle erkannt, die die Identifizierung von Individuen beim Artenschutz spielt. Sie ermutigt Förderorganisationen und Einzelpersonen, das Projekt zu unterstützen.

Wissenschaftler vom SouSA-Konsortium aus Südafrika maßgeblich an der Entwicklung beteiligt

Das südafrikanische SouSA-Konsortium, eine Gruppe von Delfinforschern, die Buckeldelfine an verschiedenen Orten entlang der Küste untersuchen, reichte für das Projekt 569 Fotos ein. Darunter sind 141 von bereits per Foto-ID manuell identifizierte Tiere. 

Viele Fotos stammen aus dem von der Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. seit 2017 unterstützen Schutzprojekt in Südafrika vor Richards Bay (Provinz KwaZulu-Natal). Buckeldelfine tauchen dort regelmäßig entlang der Küste auf. Dort sind sie unter anderem durch Haiabwehrnetze zum Schutz der Strände bedroht.

Kontakt SouSA-Konsortium
Dr. Stephanie Plön
AEON-Earth Stewardship Science Research Institute
Nelson Mandela University
+27(0)763791067
E-Mail: stephanie.ploen@gmail.com
https://www.sousaconsortium.com/

Shanan Atkins
Humback Dolphin Research
E-Mail: iknowthatdolphin@gmail.com
http://conservedolphins.weebly.com/

 

Über den Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V.

Die Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD) wurde 1991 vom dreimaligen Weltumsegler Rollo Gebhard gegründet. Rollo Gebhard verstarb 2013 im Alter von 92 Jahren. Er leitete den Münchner Delfin- und Meeresschutzverein bis zu seinem Tod.

2017 übernahm der Schauspieler, passionierte Segler, Synchronsprecher und überzeugte Buddhist Sigmar Solbach den Vorsitz. Sigmar Solbach segelte zweimal über den Atlantik.

Die Münchner Delfin- und Meeresschutzorganisation unterstützt weltweit Projekte und Aktionen für den Schutz wild lebender Delfine und Wale und den Erhalt ihrer Lebensräume.

Die GRD ist als ausschließlich und unmittelbar steuerbegünstigten gemeinnützigen Zwecken dienende Körperschaft anerkannt. Wir arbeiten politisch unabhängig und finanzieren uns über Spenden und Förderbeiträge.

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