Ein Zusammenschluss von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus sechs Ländern hat in Madagaskar eine neue Mausmaki-Art entdeckt. Das Forscherteam untersuchte die Diversität von Mausmakis in den Regenwäldern Nordost-Madagaskars. Um festzustellen, wie sehr sich die Arten unterscheiden, setzten sie genetische Methoden in Kombination mit einer Beschreibung von Größe, Fellfärbung, Lebensraum und Verbreitung von insgesamt 117 Individuen ein. Dabei entdeckten sie eine bisher unbekannte Mausmaki-Art. Damit erhöht sich die Zahl der beschriebenen Arten auf 25. Sechs der Arten wurden unter maßgeblicher Beteiligung von TiHo-Wissenschaftlerinnen und TiHo-Wissenschaftlern beschrieben. Diese neuesten Erkenntnisse veröffentlichte das Forscherteam jetzt in den Fachzeitschriften American Journal of Primatology und Systematic Biology.

Mausmakis sind Lemuren, die zu den Primaten gehören und enger gefasst zur Gruppe der Feuchtnasenaffen. Bisher sind insgesamt mehr als hundert Lemurenarten bekannt. Sie kommen ausschließlich in Madagaskar und wenige Arten auch auf kleineren Inseln in der Nähe vor. An der Entdeckung der neuen Art waren von der TiHo apl. Professorin Dr. Ute Radespiel aus dem Institut für Zoologie und Doktorand Dominik Schüßler von der Universität Hildesheim maßgeblich beteiligt.

Die neue Art heißt Jonah‘s Mausmaki (Microcebus jonahi) und ist mit einer Gesamtlänge von der Nasen- bis zur Schwanzspitze von etwa 26 Zentimetern und einem Körpergewicht von etwa 60 Gramm eine der kleinsten Primatenarten weltweit. Die nachtaktiven und insgesamt eher unauffälligen Tiere kommen nur in einer kleinen Region in den Tieflandregenwäldern Nordost-Madagaskars vor. Radespiel sagt: „Obwohl der Jonah’s Mausmaki gerade erst wissenschaftlich beschrieben wurde, ist er leider bereits vom Aussterben bedroht! Der Verlust der natürlichen Lebensräume und der stete Landnutzungswandel in der Region führen zur Isolation von kleinen Populationen. Das begünstigt ihr Verschwinden.“ Benannt ist die neue Art nach dem madagassischen Primatologen Professor Jonah Ratsimbazafy. Sein langjähriger und unermüdlicher Einsatz für den Schutz der natürlichen Ressourcen des Landes sowie dem Erhalt der Arten und ihrer Lebensräume haben ihn zum Vorbild einer ganzen Generation gemacht. „Ihm zu Ehren trägt die neuentdeckte Art seinen Namen“, erklärt Radespiel.

An den aktuellen Arbeiten waren insgesamt 29 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, Frankreich, Portugal, Australien, Madagaskar und den USA beteiligt. „Ohne die intensive Kooperation zwischen den beteiligten Expertinnen und Experten wäre diese Entdeckung und deren Validierung nicht möglich gewesen“, sagt Radespiel. Weitere Kooperationsprojekte wurden bereits gestartet. Das Ziel ist, die Vielfalt der Mausmakis zu verstehen, ihre Entstehungsgeschichte zu entschlüsseln und so zu ihrem Fortbestehen beizutragen.

Die Originalpublikationen

Die Beschreibung vom Jonah’s Mausmaki

Schüßler, D., Blanco, M.B., Salmona, J., Poelstra, J., Andriambeloson, J.B., Miller, A., Randrianambinina, B., Rasolofoson, D.W., Mantilla-Contreras, J., Chikhi, L., Louis, E.E. Jr., Yoder, A.D., Radespiel, U. (2020): Ecology and morphology of mouse lemurs (Microcebus spp.) in a hotspot of microendemism in northeastern Madagascar, with the description of a new species. American Journal of Primatology, https://doi.org/10.1002/ajp.23180

Die Ergebnisse der genetischen Untersuchungen

Poelstra, J., Salmona, J., Tiley, G. P., Schüßler, D., Blanco, M. B., Andriambeloson, J. B., … Radespiel, U. & Yoder, A. D. (2020): Cryptic patterns of speciation in cryptic primates: microendemic mouse lemurs and the multispecies coalescent. Systematic Biology, https://academic.oup.com/sysbio/article-abstract/doi/10.1093/sysbio/syaa053/5869053?redirectedFrom=fulltext

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