Max Schmitt befasste sich im Rahmen seiner Masterthesis mit dem Einfluss des E-Commerce auf den Einzelhandel in Rheinland-Pfalz. Der Student der Studienrichtung Global Trade Management der Hochschule Worms legt eine umfangreiche Bestandsaufnahme mit detaillierten Auswertungen vor. Seine Abschlussarbeit, betreut von Prof. Dr. Kai Kruk, macht deutlich, dass der Einzelhandel vor tief greifenden Herausforderungen steht, die durch die Corona-Pandemie noch verschärft werden.

Ist der Handel ohne Online-Handel denkbar?

Der Einzelhandel muss eine Antwort auf die Verlagerung von Kaufentscheidungen zugunsten von online Händlern finden, denn Amazon oder eBay sind für viele Konsumenten ein fester Bestandteil des täglichen Konsumverhaltens geworden.

Wie also muss sich der Einzelhandel zum E-Commerce positionieren? Zunächst führte Schmitt – noch vor der Pandemie – eine Umfrage bei einer idealen Stichprobengröße von über 100 kleineren Einzelhändlern aus den Städten Koblenz, Mainz, Worms, Frankenthal, Grünstadt, Sinzig, Linz am Rhein, Pirmasens, Trier und Saarlouis durch. Etwa die Hälfte der Befragten ist bereits im Online-Handel aktiv. Die größte Hürde, warum fast 50 % der Befragten nicht online aktiv werden, ist der hohe Investitionsbedarf, direkt an zweiter Stelle wurde das fehlende Know-how in Sachen Online-Handel genannt. Zugleich aber schätzen mehr als 53 % der Befragten den Einfluss des Online-Handels auf ihr Geschäft als umsatzmindernd ein.

Die Zukunft des Einzelhandels

Als Offline-Strategien, um das eigene Handelsgeschäft gegenüber der Online-Konkurrenz zu stärken, zeichnen sich eindeutig beratungsintensive Produkte und ein hohes Beratungsniveau ab. Einzigartige Angebote und bedachte Werbemaßnahmen dienen der Abgrenzung von den oft standardisierten Produkten der Online-Händler. „Eine gute Kontaktverbindlichkeit ist immer noch ein klares Plus für den Einzelhandel,“ erklärt Schmitt, „aber längerfristig muss umgedacht werden. Ansätze wären, die Regionalität spürbar zu machen und eine Stadt der Zukunft zu entwickeln, die den Einzelhandel in seiner Attraktivität stärkt.“

Erschwerend für den niedergelassenen Handel wirkt die demografische Veränderung der Gesellschaft, da die online-affine Generation mit dem E-Commerce aufgewachsen ist und bereits einen Großteil der Einkäufe ins Internet verlegt hat. Die Studienergebnisse belegen, dass die demografischen Veränderungen zu einer Verschärfung der ohnehin herausfordernden Situation beitragen.

Nischen nutzen

Unausweichlich wird es sein, über ein Online-Konzept nachzudenken. Um die Herausforderung durch die Online-Konkurrenz als Chance für neue Umsatzquellen zu sehen, ist ein Paradigmenwechsel notwendig. Bildungs- und Beratungsinitiativen, die die Händler darin unterstützen, die Chancen der Digitalisierung für sich nutzbar zu machen, sollten unter die Lupe genommen und gegebenenfalls ausgebaut werden. So ließen sich die vermeintlich hohen Investitionskosten und das fehlende Know-how der Händler ausgleichen. Mit maßgeschneiderten Lösungen für ein individuelles Shop-Konzept kann ein tragfähiges Alleinstellungsmerkmal entwickelt werden. Hier ist es wichtig, Nischen klug zu nutzen.

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