Die Wasserstoff-Technologie wird in Zukunft immer wichtiger.
„Wenn wir die Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich betrachten, die im Umweltschutz tätig sind, spielen wir im Kreis Borken schon jetzt ganz vorn mit. Mit 35 Betrieben und fast 3.000 Beschäftigen führen wir das Ranking an“, so Landrat Dr. Kai Zwicker. Diesen Nutzen für die Wirtschaftsregion gelte es auszubauen.
Christian Grotholt (CEO der 2G Energy AG) ist überzeugt, dass auch die Aufklärungsarbeit und der Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern ein wichtiger Baustein ist: „Ahaus als Testprojekt ist besonders gut geeignet, da sich die Bürgerinnen und Bürger dort schon seit langer Zeit für regenative Energien einsetzen. Die Wasserstofftechnologie ist hierbei eine sehr gute Alternative, gut für den Mittelstand und den Wettbewerb.“
„Wie sieht das Wohngebiet von Morgen aus? Was müssen wir bei der Erschließung von Wohngebieten konkret beachten?“ Diese und weitere Fragen sieht Bürgermeisterin Karola Voß aus Ahaus auf sich zukommen. Zusammen mit den Stadtwerken und deren Geschäftsführer Karl-Heinz Siekhaus macht sie sich zum Thema Standortversorgung in der Praxis Gedanken.
Das Projekt ist auch aus Sicht der Stadtverwaltung wichtig. „Die Stabilisisierung des Stromnetzes wird mit zunehmender volatiler Erzeugung aus erneuerbaren Energien immer wichtiger. Wir erhoffen uns mit diesem Projekt hierzu wichtige Erkenntnisse“, so Karl-Heinz Siekhaus (Geschäftsführer Stadtwerke Ahaus).
Für Christian Heinrich, Projektingenieur der FH Münster, ist besonders der Transfer von Wissenschaft in die Praxis interessant. „Mit den Projektpartnern aus Forschung, Wirtschaft, Energieversorgung und Verwaltung haben wir beste Voraussetzungen, gute Projektergebnisse zu erzielen und Wasserstoff als Energieträger in Ahaus zu etablieren“, so Heinrich.
Mit ersten Rückmeldungen zur eingereichten Projektskizee wird ab September gerechnet. „Wie auch immer der Förderbescheid ausgehen wird, wir wollen die Thematik weiter voranbringen und werden dazu auch weitere Förderprogramme in Betracht ziehen“, so Dr. Markus Könning, Leiter der WFG-Innovationsberatung.
Zum Hintergrund: Wasserstoff für die regionale Energiewende
Die Energiewende ist lange nur als Stromwende angedacht und umgesetzt worden. Es gilt aber auch die Sektoren Wärmeerzeugung und Mobilität mit einzubeziehen, schließlich werden auch in diesen Sektoren fossile Kraftstoffe und Energieträger verwendet, die Treibhausgasemissionen verursachen.
Bis 2030 sollen 55% des Energiebedarfs möglichst grüner Herkunft sein. Im Jahr 2050 soll die Energieversorgung in Deutschland komplett klimaneutral, komplett dekarbonisiert stattfinden. Dazu ist es erforderlich die schwankende Produktion von Elektrizität durch Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen (PV) zu kompensieren und Überproduktionen zu speichern. Die Erzeugung von erneuerbare Stromproduktion muss mit der Nutzung in Einklang gebracht werden. Dabei kann vortrefflich Wasserstoff als Speichermedium genutzt werden. Denn über Elektrolyseure wird aus PV-Strom und Windstrom Wasserstoff produziert, welches in vorhandene Gasleitungen eingespeist werden kann. Diese können heute noch für den Erdgastransport genutzt werden. So steht die Energie, die in den Sommermonaten durch die PV Anlagen geerntet wird, auch im Winter zur Verfügung, um über hocheffiziente 2G Kraftwerke wieder nach Bedarf zu Strom und Wärme umgewandelt zu werden.
Wasserstoff ist Speichermedium und auch als Primärenergieträger für den Einsatz im Verkehr und in der Industrie, um auch diese Sektoren zu dekarbonisieren. Sektorenkopplung heißt also, die Bereiche Strom und Gas miteinander zu koppeln zur Dekarbonisierung der Energieversorung und dabei das Zieldreieck der Energiewende zu berücksichtigen, nämlich auch zukünftig Mensch und Wirtschaft sicher, umweltfreundlich und kostengünstig mit Strom, Treibstoffen und Wärme zu versorgen.
Die Möglichkeit der Umsetzung gilt es nun regional zu untersuchen unter Einbeziehung der lokal vorhandenen Windkraftanlagen, PV-Anlagen, Biogasanlagen, Blockheizkraftwerke und Batteriespeicher.
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