Die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision unterstützt die Forderung des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (United Nations Development Programme, UNDP) nach einem Grundeinkommen für die ärmsten Menschen der Welt. Insbesondere Kinder müssen in der Folge der Corona Pandemie unerträgliche Lasten schultern. „Wir stehen vor einer riesigen Katastrophe, denn die Pandemie und ihre ‚Nachbeben‘ fordern ihren Tribut von den verletzlichsten Kindern der Welt. Wir müssen rasch Lösungen finden, die jetzt funktionieren, um Kinder davor zu schützen, ausgebeutet zu werden und in extremer Armut zu landen“, fordert Andrew Morley, Präsident von World Vision International.

Im Rahmen einer neuen Untersuchung mit dem Titel „Demaskierung der Auswirkungen von COVID-19 auf die schwächsten Kinder Asiens“ (Unmasking the impact of COVID-19 on Asia’s Most Vulnerable Children) wurden mehr als 26.000 Personen in 335 Gemeinden in neun asiatischen Ländern befragt (Bangladesch, Kambodscha, Indien, Indonesien, Mongolei, Myanmar, Nepal, Philippinen, Sri Lanka). Der Report verdeutlicht, dass der Lebensunterhalt von mehr als 60% der Eltern oder Betreuer vollständig oder schwer von der COVID-19-Pandemie betroffen ist. Am schlimmsten trifft es die Familien der Tagelöhner, die die größte Gruppe der Arbeitenden in asiatischen Volkswirtschaften ausmacht. Der Verlust der Lebensgrundlagen, der durch die Sperrmaßnahmen der Regierung entstanden ist, ist für die Armen auf dem Land und in der Stadt zur größten Sorge geworden. Etwa 85% der städtischen Eltern oder Erziehungsberechtigten haben in den vergangenen Wochen über den Verlust von Arbeitsplätzen oder Einkommenseinbußen berichtet.

Durch Quarantänemaßnahmen und dadurch bedingte Einkommensverluste, fehlenden Schulunterricht und Verhaltensänderungen bei den Kindern stehen viele Eltern und Erzieher extrem unter Stress. In Bangladesch gaben dies 44% der Befragten an.  In der Folge werden Kinder öfter körperlich bestraft und emotional misshandelt. Dies bestätigten 26% der befragten Kinder und 24% der Eltern und Erziehungsberechtigten.

In Bangladesch sind mehr als 33% der Kinder gefährdet, risikoreiche Tätigkeiten oder Jobs auszuüben, um zu überleben. „Ich teile unseren kleinen Wohnraum mit meiner Mama, meinem Papa und meinen beiden Geschwistern. Mein Papa schlägt uns, wenn wir nach Essen fragen. Er ist frustriert und wütend.“, erzählt die 12jährige Kabita (Name geändert) aus Bangladesch. „Um mein Hungergefühl zu vergessen, versuche ich, mich auf mein Studium zu konzentrieren. Es gelingt mir jedoch oft nicht, da ich mich schlecht fühle und nicht konzentrieren kann.“

Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie erhöhen die Sicherheitsrisiken besonders für die verwundbarsten Kinder und zwingt Eltern und Betreuer zu verzweifelten Maßnahmen. So schickten 6 % der Betreuer ihre Kinder zur Arbeit, 8 % zum Betteln oder in risikoreiche Jobs, stimmten einer frühen Heirat zu oder befürworteten illegale Aktivitäten. Lara Villar, leitende Direktorin der Asien-Programme bei World Vision, betont: „Die Auswirkungen der COVID-19 Pandemie sind massiv. In der asiatisch-pazifischen Region ist das durchschnittliche Monatseinkommen pro Haushalt von 135 USD pro Monat auf 35 USD gesunken. Dies stürzt viele Familien erneut in extreme Armut. Die Folgen für alle Bereiche des Kindeswohls sind herzzerreißend. Viele Familien haben es gerade erst geschafft, der extremen Armut zu entkommen“.

Die wirtschaftlichen, psychosozialen und physischen Belastungen der Familien beeinflussen alle Aspekte des Kindeswohls negativ, darunter den Zugang zu Nahrung, Ernährung, Gesundheitsversorgung, lebenswichtigen Medikamenten, Hygiene- und Sanitäreinrichtungen sowie den Schutz und die Sicherheit der Kinder.

World Vision fordert die internationale Gemeinschaft und Regierungen in den untersuchten Ländern auf, dafür zu sorgen, dass die am stärksten gefährdeten Menschen an erster Stelle unterstützt werden.  Der Bericht enthält kurz-, mittel- und langfristige Empfehlungen, um den Bedürfnissen gefährdeter Kinder gerecht zu werden und sie vor Krankheiten, einschließlich aller Formen von Gewalt, zu schützen.

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