Mit leichter Corona-bedingter Verzögerung stellt der NABU Hamburg nach etwas über einem Jahr heute die Ergebnisse seines Projektes „Luftmessnetz am nördlichen Hafenrand“ vor.

Wegen der jahrelangen Überschreitung der Grenzwerte in Hamburg stand bei den Messungen vor allem Stickstoffdioxid im Fokus. Ergebnis: Keine der acht Stationen zwischen Teufelsbrück im Westen und dem Grasbrookpark in der östlichen Hafencity überschreitet dauerhaft den zulässigen Jahresmittelwert. „Das ist aber mitnichten ein Grund zur Beruhigung. Im Gegenteil, denn die Luftqualität ist oft grottenschlecht, die Belastungen sind punktuell gewaltig und in der Summe unserer Einschätzung nach gesundheitlich für die Anwohner und Anwohnerinnen besorgniserregend“, so die Analyse von Malte Siegert, Leiter Umweltpolitik beim NABU Hamburg. Es besteht dringender Handlungsbedarf. Politik und Verwaltung verschließen nach Einschätzung des NABU mit Rücksicht auf die Hafenwirtschaft weiterhin Augen und Nasen und vermeiden zeitnahe, mögliche und wirkungsvolle Maßnahmen. Die Verantwortlichen bürdeten lieber den Anwohner*innen die Auswirkungen auf, weil diese die Gefahr nicht richtig einschätzen können und sich entsprechend nicht zur Wehr setzten. Das täte jedoch umgehend die Wirtschaft gegenüber Politik und Verwaltung, wenn sie zur Reduzierung von Emissionen gezwungen werde.

Völlig unklar sei, wie viel der Hafenbetrieb mit LKW-Umfuhren, Hafenbahn und Terminalbetrieb tatsächlich eintrage. Nach Auffassung des NABU ist es ein Armutszeugnis, dass es sowohl zu wenig Messstationen gibt oder diese an ungeeigneten Standorten positioniert sind. „Wir können mit unserem kleinen Messnetz hier punktuell eine Lücke schließen und zeigen, dass es erhebliche Belastungen und entsprechenden Handlungsbedarf gibt“, sagt Projektleiter Sönke Diesener. Zwar liege der Jahresmittelwert unter der Grenze von 40 Mikrogramm, allerding wird der von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene Grenzwert an fast allen Stationen überschritten. Einzelne Messstationen wie Teufelsbrück, Olbersweg, Pinnasberg oder Grasbrookpark zeigten zudem häufig punktuelle Überschreitungen, die weit über die Grenzwerte auch für akute gesundheitsgefährdende Belastungen hinausgehen. Diese kurzeitigen, extrem hohen Belastungen können vor allem für vorerkrankte Menschen eine ernste Gefahr darstellen. Deswegen fordert der NABU Hamburg, das städtische Messnetz feinmaschiger zu gestalten und mehr Daten entlang der Elbe zu sammeln. Außerdem fordert der NABU Politik und Verwaltung auf, mögliche Maßnahmen aus Luftreinhalte- und Klimaplan nicht weiter zu verzögern. Dazu gehörten die schnelle Ausstattung mit Landstrom für Kreuzfahrt- und Containerschiffe, bzw. deren Terminals, die Verlagerung von Hafenumfuhren auf das Wasser, Emissionsreduzierung von Hafenschiffen durch saubereren Treibstoffe oder technische Nachrüstung. Saubere Luft koste zwar Geld, so der NABU. Weit mehr Kosten verursachen aber die gesundheitlichen Schäden durch schlechte Luft oder mangelnde Widerstandsfähigkeit der Lunge gegen Krankheiten. Gerade in Zeiten von Corona haben Lungenkrankheiten deutlich ernster genommen werden.

Hintergrund:

Durch Projektmittel der Norddeutschen Stiftung für Umwelt und Entwicklung sowie privater Interessent*innen messen die Sensoren des Hamburger Startups Breeze seit April 2019 an acht Standorten am nördlichen Hafenrand die Luftqualität. Dabei werden im 30-Sekundentakt unter anderem Stickstoffdioxid, Ozon, Schwefeldioxid und Feinstaub gemessen.

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