Als "existenzielle Frage für die Menschen" bezeichnete Kammerpräsident Markus Müller die Wohnraumpolitik. Der Ministerpräsident stimmte dessen Aussage zu, dass das Land derzeit einen umfassenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Transformationsprozess durchlaufe. "Ausreichend bezahlbarer Wohnraum für alle ist ein zentrales Anliegen der Landesregierung", so der Ministerpräsident in seinem Statement. "Und er ist Voraussetzung dafür, dass sich die Mitglieder einer Gesellschaft in den bereitstehenden Wohnformen wiederfinden. Das ist in dieser Zeit, in der viele – gerade auch Familien mit normalen oder geringen Einkommen – wirtschaftliche Einbußen hinnehmen müssen, ganz besonders wichtig. Unsere im Mai gestartete Wohnraumoffensive unterstützt Kommunen gezielt dabei, solchen Wohnraum bereitzustellen."
Darüber hinaus betonte Kretschmann, der Klimaschutz sei "die zentrale Herausforderung unserer Gesellschaft und damit auch Aufgabe des Wohnungs- und Städtebaus". Und: "Auch hier setzen wir Anreize, zum Beispiel beim Steigern der Energieeffizienz von Gebäuden oder bei einer nachhaltigen Stadtplanung, die ökonomische, ökologische und soziale Aspekte miteinander verbindet." Müller hatte dazu eine ganz konkrete Forderung im Gepäck: "Wir benötigen in Baden-Württemberg 130 Millionen Quadratmeter Photovoltaikfläche, wenn wir das Ziel der Klimaneutralität in 2050 ernst nehmen." Deshalb forderte er die Landesregierung auf, Geld in solch zukunftsträchtige Projekte mit hoher Beispielkraft zu investieren. Welch großen Stellenwert das Thema auch bei Kretschmann einnimmt, äußerte sich in seinem Bekenntnis: "Ich werde keinen Koalitionsvertrag mehr unterschreiben, wo nicht auf allen Dächern – mit einigen Ausnahmen – Photovoltaik angebracht werden muss."
Müller verwies auf den Gestaltungsauftrag der Politik: "Es gibt keine Wissensdefizite, wir brauchen vernetzte programmatische Ansätze und zentrale Orte des Diskurses über die neue Idee von Baden-Württemberg." Konkret forderte er ein Zentrum für Architektur und Ingenieurbaukunst (ZAI) sowie mehr Engagement für die Internationale Bauausstellung 2027 (IBA) in Stadt und Region Stuttgart – beides sei hervorragend als eine Art Reallabor geeignet, mit den Menschen in Baden-Württemberg über architektonische Innovationen ins Gespräch zu kommen. "Das Land braucht eine neue Idee von sich", ist Müller überzeugt. Der Ministerpräsident sagte ihm einen persönlichen Termin zu, bei dem die Kammer wichtige Vorschläge unterbreiten solle, an welchen Stellen im Bauprozess zu große Regelungsdichte herrsche und mit welchen Projekte sich die Vision zukunftsfähigen Bauens umsetzen ließe.
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