Binnenhäfen als besondere Stadtquartiere
»Gleich zu Beginn des Projektes haben wir festgestellt, dass es keine eindeutige und für uns zielführende Definition von Binnenhäfen gibt«, erklärt Dr. Anna Grevé, Leiterin der Abteilung Elektrochemische Energiespeicher am Fraunhofer UMSICHT. »Denn für uns sind die Häfen besondere Stadtquartiere mit eigenen energetischen Anforderungen. Deshalb haben wir ein spezielles Indikatorensystem entwickelt, das Binnenhäfen in ihren verschiedenen Ausprägungen charakterisiert.« Auf der einen Seite umfasst es die wirtschaftliche Bedeutung (Hafenfläche, Warenumschlag, Verkehrsanbindung), die Struktur (bauliche Elemente, Unternehmenslandschaft) und die Quartiersanbindung (Wohnbaufläche, Bevölkerung, Gewerbe- und Industriefläche). Auf der anderen Seite schließt es Faktoren wie Sektorkopplung und Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ein: Wie sieht beispielsweise die Netzinfrastruktur aus? Existieren vor Ort bereits Power-to-X-Technologien? Und wäre der Bau von Windkraft- oder Photovoltaik-Anlagen zielführend?
Trimodaler Handelshafen oder spezialisierter Hafen mit Wohnbau-Affinität? Ein Blick auf Kategorien und Typen
Auf dieser Basis haben die Projektpartner zehn Kategorien erstellt, die folgende Merkmale berücksichtigen: wasserseitiger Warenumschlag (groß oder klein; die Grenze liegt bei 3 Millionen Tonnen), Umschlagsmöglichkeiten (bimodal zwischen zwei Verkehrsträgern oder trimodal zwischen Wasser, Schiene und Straße) und Quartiersanbindung (Gewerbe/Industrie, Gewerbe-/Industrie-affin, Wohnbau-affin, Mischform). In Deutschland am stärksten vertreten sind Häfen mit der Kombination »klein, trimodal, Mischform« (27), gefolgt von »klein, trimodal, Wohnbau-affin« (14) sowie »groß, trimodal, Mischform« (12). Details sind Abbildung 1 zu entnehmen.
Ergänzend unterscheiden die Projektpartner zwischen zwei Hafentypen. Während der Handelshafen durch eine gemischte Lagerstruktur, verschiedene Umschlaggüter und eine heterogene Unternehmenslandschaft gekennzeichnet ist, umfasst der spezialisierte Hafen wenige Lagertypen und Umschlaggüter sowie eine homogene Unternehmenslandschaft – vgl. Abbildung 2 und 3.
Die nächsten Schritte: Power-to-X- und Energieversorgungstechnologien im Fokus
Anhand dieser Einordnungen haben die Projektpartner neben Duisburg sieben weitere Häfen für eine bereits laufende Detailanalyse ausgewählt. »Sie umfasst u. a. die Erhebung von Lastgängen sowie Interviews mit den Akteuren vor Ort – von Unternehmen über Energieversorger und Netzbetreiber bis zu den Anwohnerinnen und Anwohnern«, so Alexander Garbar, Manager Sustainability und Projektmanager Unternehmensentwicklung bei der Duisburger Hafen AG. »Dabei fragen wir zum Beispiel nach der aktuellen Situation, den Bedarfen und der Kooperationsbereitschaft.«
Auch die weiteren Arbeitspakete stehen bereits fest. Dazu zählen die Vorauswahl und Charakterisierung von Power-to-X- und Energieversorgungstechnologien für den Duisburger Hafen ebenso wie die Entwicklung erster Zukunftsszenarien. Mit konkreten Ergebnissen rechnen Anna Grevé und Alexander Garbar zum Ende des Jahres.
Das Projekt »enerPort«
Im Rahmen von »enerPort« entsteht ein Gesamtkonzept zur Energienutzung und -versorgung für den Duisburger Hafen – und zwar in Bezug auf Herausforderungen der Energiewende. Das Besondere: Bisher konzentrieren sich Aktivitäten zur Steigerung von Effizienz und Nutzung erneuerbarer Energien in Häfen auf den Bereich der Logistik und den Einsatz biobasierter Kraftstoffe. Mit Blick auf die Energiewende sind Binnenhäfen aber vor allem auch interessante Stadtgebiete mit einem eigenen Anforderungsprofil und großem Entwicklungspotenzial. Die Projektpartner verfolgen deshalb einen cross-industriellen Ansatz zur Sektorenkopplung von Energiewirtschaft mit den Bereichen Wohnen, Gewerbe, Industrie, Logistik und Verkehr.
Förderhinweis
»enerPort« wird im Rahmen von »EnEff:Hafen« vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.
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