Am 18. Juni 1724 heiratete Augusta Maria Johanna von Baden-Baden Herzog Louis I. von Orléans in der Schlosskirche in Rastatt. Der Bräutigam war jedoch am Tag der Hochzeit gar nicht anwesend. Seine Rolle nahm ein Bruder Augusta Maria Johannas ein – es wurde eine „Stellvertreterhochzeit“. Die Ehe sollte die Markgrafschaft Baden-Baden und Frankreich stärker miteinander verbinden.

Eheanbahnung aus politischen gründen
Am 10. November 1704 wurde Augusta Maria Johanna von Baden-Baden geboren. Sie war das achte von neun Kindern und die einzige Tochter des „Türkenlouis“, Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, und seiner Frau Sibylla Augusta. Nach dem Willen ihrer Mutter sollte Augusta Maria Johanna einen hohen Adligen aus dem französischen Königshaus Bourbon heiraten. Dagegen leistete sie energisch Widerstand – ohne Erfolg. Zu gewichtig waren die Vorteile, die sich Sibylla Augusta, seit 1707 Regentin der Markgrafschaft Baden-Baden, von einer solchen Ehe versprach.

Der Bräutigam

Louis von Orléans (1703–1752) war ein Enkel des Sonnenkönigs Ludwig XIV., seine Großmutter war dessen Mätresse gewesen: Madame de Montespan. Sein Vater, Philipp II. von Bourbon (1674–1723), Herzog von Orléans, herrschte nach dem Tod des Sonnenkönigs 1715 im Namen des noch unmündigen Ludwig XV. als Regent über Frankreich. Der erst zweijährige Urenkel des Sonnenkönigs war bis zur Geburt seines eigenen Sohnes 1729 der einzige Nachfolger des Königs. Wäre Ludwig XV. in diesen 16 Jahren verstorben, hätte zuerst Philipp II. von Bourbon und dann Louis von Orléans den Thron geerbt.

Verbindung nach Frankreich

Vorgeschlagen wurde die Verbindung von Louis‘ Mutter, die nach einer katholischen Prinzessin für ihren Sohn suchte. Die Heirat mit dem Haus Bourbon bedeutete für Baden Prestigegewinn und für Augusta Maria Johanna eine gute finanzielle Absicherung. Außerdem hoffte man wohl, den Frieden zwischen den beiden Häusern sichern zu können. Markgräfin Sibylla Augusta bezeichnete die Verbindung als „eine der großen Allianzen von Europa“. Ein anderer Heiratsantrag aus dem Haus Thurn und Taxis war damit vom Tisch und Augusta Maria Johanna beugte sich schließlich unglücklich dem Willen der Mutter.

HEIRAT OHNE BRÄUTIGAM

Am 18. Juni 1724 heiratete die Prinzessin Louis I. von Orléans, obwohl dieser nicht anwesend war. Seine Rolle bei dieser „Stellvertreterhochzeit“ in der Schlosskirche in Rastatt übernahm ein Bruder Augustas – dazu gehörte auch eine symbolische Hochzeitsnacht: In der Regel schlüpften Braut und Bräutigam dafür voll bekleidet unter eine Bettdecke und entblößten jeweils ein Bein. Danach feierte man drei Tage lang, bevor Augusta Maria Johanna feierlich nach Straßburg und von dort nach Paris geleitet wurde. Auf dem Weg dorthin traf sie erstmals ihren Ehemann. Am 13. Juli 1724 wurde in Sarry nahe Châlons-sur-Marne im Nordosten Frankreichs die eigentliche Hochzeit gefeiert.

Das Leben in Paris

Zusammen mit Louis lebte Augusta Maria Johanna im Palais Royal in Paris. Die vertraglich geregelte „Forderung“ nach einem Thronfolger konnte sie schnell erfüllen – am 12. Mai 1725 wurde Louis Philippe geboren. Augusta Maria Johanna selbst aber starb schon ein Jahr später, am 8. August 1726, drei Tage nach der Geburt einer Tochter am Kindbettfieber. Ihr Ehemann und das französische Volk haben wohl ehrlich über ihren Tod getrauert. Louis zog sich zunehmend aus dem öffentlichen Leben zurück und trat schließlich in ein Kloster ein. Er starb am 4. Februar 1752 in der Abtei von St. Genevieve in Paris.

Service und informationen

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Führungen Donnerstag bis Sonntag und an Feiertagen stündlich zwischen 11.00 und 15.00 Uhr

Die Gruppengröße ist auf zehn Personen beschränkt.

Die Schlosskirche ist vorerst noch unzugänglich.

Wehrgeschichtliches Museum im Residenzschloss

Dienstag bis Sonntag und Feiertage, 11.00 bis 16.00 Uhr

EINTRITTSPREISE

Residenzschloss und Wehrgeschichtliches Museum

8,00 € (erm. 4,00 €)

 

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