Anica Heinlein, Leiterin des Berliner CARE-Büros:
„Frauen und ihre speziellen Bedarfe müssen in den Covid-19-Krisenstäben weltweit stärker repräsentiert sein. Auch Deutschland ist hier kein gutes Vorbild. Das kleine Corona-Kabinett ist weder geschlechtergerecht besetzt, noch ist die Familienministerin darin vertreten. Das ist sicher einer der Gründe, wieso die Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung nicht konsequent gendersensibel sind, in manchen Bereichen nehmen sie sogar überhaupt keine Rücksicht auf die durchaus unterschiedlichen Bedürfnisse von Frauen und Männern.“
„Es wurden zwar einige Maßnahmen speziell für Frauen mitgedacht und finanziert, doch es fehlt ein Anteil für Maßnahmen im Bereich geschlechtsspezifischer Gewalt oder reproduktiver Gesundheit sowie die Berücksichtigung der wirtschaftlichen Situation von Frauen“, so Heinlein. „Dies könnte dazu führen, dass auch in Deutschland Frauen viel länger unter den indirekten Folgen der Pandemie leiden.“
Kanada ist nach der CARE-Analyse das einzige Land, das umfassend die besonderen Umstände von Frauen in der Pandemie berücksichtigt und mit gezielten Maßnahmen adressiert. Hierzu gehören beispielsweise umfassende finanzielle Mittel für Überlebende von geschlechtsspezifischer Gewalt, Hilfen für Verhütung und Familienplanung sowie spezielle Angebote für Schwangere und Mütter. Auch finanzielle Mittel, die die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie speziell auf Frauen berücksichtigen, wurden nur in Kanada ausreichend im Hilfspaket bedacht.Insgesamt ergab die CARE-Analyse, dass nur sehr wenige der 30 untersuchten Länder ausreichend geschlechtsspezifische Maßnahmen oder Strategien in ihren Covid-19-Reaktionsplänen berücksichtigen. In sieben Ländern, fast einem Viertel der Stichproben, konnte CARE überhaupt keine Belege dafür finden, dass die Regierungen Mittel einplanen, um spezifische Hilfen für Frauen zu ermöglichen.
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