Die Lösung sind Online-Gruppen
Alle Rentenversicherungsträger haben zunächst mit einer Verlängerung der zeitlichen Aufnahmefristen auf die Krise reagiert. Das heißt, Patient*innen sind derzeit nicht wie sonst verpflichtet, ihre psychosomatische Nachsorge (Psy-RENA) innerhalb von drei Monaten nach ihrer Reha starten zu müssen. Die Deutsche Rentenversicherung Nord (DRV Nord) sowie die Deutsche Rentenversicherung Saarland (DRV Saarland) gehen jetzt noch einen Schritt weiter: Sie sind die ersten Rentenversicherungsträger, die nun auch psychosomatische Online-Nachsorge in der Gruppe anerkennen und finanzieren, wenn die datenschutzrechtlichen Bestimmungen erfüllt werden.
Begleitung der Patient*innen jetzt wichtiger denn je
„Das ist eine ganz wichtige Regelung“, kommentiert Dr. Klaus-Günter Struck, Nachsorge-Psychotherapeut aus Hamburg, diese Entscheidung. „Nicht alle können neue Verhaltensmuster direkt in den Alltag integrieren. In der Klinik habe ich vielleicht gelernt, dass ich öfter Nein sagen muss. Zu Hause, in den bestehenden Strukturen, muss das aber nicht auf Anhieb klappen. Dann ist es wichtig, dass ich mich in der Gruppe und mit dem Therapeuten austauschen und Lösungsstrategien besprechen kann, um meine nachhaltige Gesundung nicht zu gefährden.“ Hinzu kämen die aktuellen Belastungen durch die Corona-Krise. Gerade jetzt sei eine anhaltende Begleitung der Patient*innen wichtiger denn je.
39 Teilnehmer*innen in vier Gruppen: Neues Angebot wird positiv aufgenommen
Deswegen haben die Nachsorge-Therapeut*innen der beiden Rentenversicherungsträger jetzt seit März die Möglichkeit, ihre Gruppen virtuell durchzuführen. „Ich habe vier Gruppen im gängigen Gruppensetting mit Verweis auf Covid-19 abbrechen müssen – und nach der Freigabe der DRV Nord über Video sofort digital wiederaufgenommen“, sagt Dr. Struck. „Von insgesamt 39 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus den vier Gruppen ist nur eine ausgestiegen. Die Akzeptanz ist also sehr hoch. Viele Nachsorge-Teilnehmer bewältigen in den Nachsorgegruppen u. a. ihre Einsamkeit. Soziale Isolierung und daraus resultierende psychische Konsequenzen stellen unter den aktuellen Bedingungen eine besondere Belastung dar.“ Umso wichtiger sei die Möglichkeit, auf digitalen Wegen miteinander zu kommunizieren. Viele Teilnehmer*innen würden sich zudem danach erkundigen, ob sie sich auch über das Ende der Nachsorgetreffen hinaus weiter online treffen austauschen könnten, so Struck.
Gruppe in Zeiten des Versammlungsverbots wichtiger Wirkfaktor
Auch Sonja Schmalen von der psychosomatischen Online-Nachsorgeplattform psyrena.de begrüßt die unbürokratische Freigabe der Online-Gruppen der beiden Rentenversicherungsträger. „Die beiden Träger übernehmen hier eine Vorreiter-Rolle in der Versorgung der Versicherten. Gerade in Zeiten des Versammlungsverbotes sind die gegenseitige Unterstützung und das Verständnis der Gruppe wichtige Wirkfaktoren“. Über die Umkreissuche von psyrena.de können Rehabilitand*innen Nachsorgeangebot in Wohnortnähe finden – vielleicht ja auch bald eines, das online stattfindet.
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