Mit einem deutlichen Appell wendet sich der Welthungerhilfe-Generalsekretär Mathias Mogge an die Öffentlichkeit. Weltweit seien verheerende Aussichten für die Nationen des globalen Südens zu erwarten. Auch David Beasley, Exekutivdirektor des UN Welternährungsprogramms (WFP) warnt vor einer Hungerpandemie wegen COVID-19

Hungerpandemie

Mogge ist laut einer Pressemeldung der Welthungerhilfe davon überzeugt, dass Covid-19 gerade für jene Länder verheerend sei, die ein schlechtes oder kaum funktionierendes Gesundheitssystem haben. Besonders die Menschen in Flüchtlingscamps seien von Masseninfektionen bedroht, da sie gezwungen sind, auf engstem Raum zusammen zu leben. Das Virus könne sich hier rasant ausbreiten und unzählige Opfer fordern. Seine 2.500 Mitarbeiter*innen in 37 Projektländern befänden sich in dieser schwierigen Zeit täglich im Kampf gegen Hunger und Armut.

In einer Erklärung bei einer virtuellen Sitzung des UN-Sicherheitsrates zur Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit: „Schutz der von konfliktbedingtem Hunger betroffenen Zivilbevölkerung“ mahnte Beasley, dass der Welt in diesem Augenblick eine Hungerpandemie drohe. Er habe schon in den Monaten vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie in Gesprächen mit weltweit führenden Politikern und Politikerinnen gesagt, dass im Jahr 2020 „die schlimmste humanitäre Krise seit dem Zweiten Weltkrieg drohen wird“, heißt es in der WFP-Medienmitteilung. Als Gründe nannte David Beasley die Kriege in Syrien und Jemen, sich verschärfende Krisen im Süd Sudan, Burkina Faso und der zentralen Sahelzone, die Heuschreckschwärme in Afrika, vermehrt auftretende Naturkatastrophen, wechselnde Wettermuster sowie Wirtschaftskrisen im Libanon, Kongo, Sudan, Äthiopien. Wir lebten heute nicht nur in einer „globalen Gesundheitspandemie“, sondern seien mit einer „globalen humanitären Katastrophe konfrontiert“, so der WFP-Exekutivdirektor.

Erschreckende Zahlen

Demnach gingen 821 Millionen Menschen chronisch hungrig und 135 Millionen Menschen mit schwerem oder extremem Hunger zu Bett, was bedeute, dass letztere zu verhungern drohten. Eine WFP-Analyse zeige, dass aufgrund des Coronavirus Ende 2020 zusätzlich 130 Millionen Menschen an die Schwelle des Verhungerns gedrängt werden könnten.

„Die wirtschaftlichen und gesundheitlichen Auswirkungen von COVID-19 sind für Gemeinschaften in Ländern in ganz Afrika sowie im Nahen Osten äußerst besorgniserregend, da das Virus das Leben und die Lebensgrundlagen von Menschen bedroht, die bereits jetzt durch Konflikte gefährdet sind. Schulschließungen im Zusammenhang mit COVID-19 führten dazu, dass 370 Millionen Kinder keine nahrhaften Schulmahlzeiten mehr erhielten.

„An allererster Stelle brauchen wir Frieden“

Das WFP habe Im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Millionen Test-Kits, Gesichtsmasken und persönliche Schutzausrüstung an 78 Länder geliefert und transportiere mit dem humanitären Flugdienst Ärzte, Krankenpfleger, medizinisches Personal und humanitäre Helfer in Länder, die Hilfe benötigen. Was aber dringend sei: „An allererster Stelle brauchen wir Frieden“, so Beasley und ein globaler Waffenstillstand sei essenziell.

Hungersnöte biblischen Ausmaßes

„Noch gibt es keine Hungersnöte. Aber ich muss Sie warnen, dass wenn wir uns jetzt nicht vorbereiten und handeln, um – Zugang zu sichern, Finanzierungslücken zu schließen und Handelsunterbrechungen zu vermeiden – könnten wir in nur wenigen Monaten mit mehreren Hungersnöten biblischen Ausmaßes konfrontiert sein“, warnte David Beasley die Mitglieder des UN-Sicherheitsrats.

Die deutsche Organisation Welthungerhilfe erinnerte daran, dass schon heute alle zehn Sekunden ein Kind unter fünf Jahren an den Folgen von Hunger sterbe. Dabei gebe es genug Nahrung, Wissen und Mittel für alle. Mehr noch: Nahrung sei ein Menschenrecht.

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