Die derzeitige Lage stellt die Gesellschaft vor besondere Herausforderungen. Der BDA Hessen begrüßt die schnelle und wirkungsvolle Reaktion aller öffentlichen Stellen, um unsere Gesellschaft vor Härten zu bewahren. Wir bedanken uns bei allen, die ihr Engagement für die Gemeinschaft über ihr persönliches Wohl stellen. Bei aller Sorge um die aktuellen und kurzfristigen Folgen der Krise soll nicht aus dem Blick verloren werden, dass Baukultur auf lange Sicht eine wichtige Voraussetzung für eine funktionierende Gesellschaft, den sozialen Frieden und eine klimagerechte Umwelt ist.

Systemrelevanz der Baubranche und der Genehmigungsbehörden

Arbeiter und Handwerker auf den Baustellen, die in der Krise trotz der allgemeinen Verunsicherung weiter in Betrieb sind, leisten gesellschaftlich wichtige Aufgaben. Diese müssen auch weiter erfüllt werden, um größere und dauerhafte Folgeschäden zu vermeiden. Soziale und technische Infrastruktur muss stabil und funktionsfähig bleiben, sie muss gewartet und unterhalten werden – Kanalsysteme ebenso wie Parks, Gebäude ebenso wie Brücken und Straßen. Sanierungen werden in der Regel teurer, wenn sie aufgeschoben werden. Die Voraussetzung dafür ist die verlässliche Arbeit von Genehmigungsbehörden – sie ist systemrelevant. Jetzt ist es wichtig, eine sich durch die Krise verlangsamende Genehmigungspraxis so zu korrigieren, dass es nicht zu Verzögerungen in den Bauabläufen kommt.

Architektinnen und Architekten, Planerinnen und Planer leisten für die Gesellschaft wichtige und wertvolle Arbeit. Ob soziale Infrastruktur wie Kindergärten, Schulen, Heime, ob Räume für das öffentliche Leben wie Parks oder Plätze, ob Wohnungs- oder Industriebau, ob Neubau oder Sanierung und zukunftsfähige Ertüchtigung des Bestands, ob neue Quartiere oder die Aufwertung und Erhalt bestehender Quartiere und deren Sozialstruktur – ohne die Arbeit von Architektinnen und Architekten, Planerinnen und Planern sind diese Aufgaben nicht in der Qualität zu erfüllen, die deren langfristige Nutzbarkeit und gute Gestaltung sicherstellt. Die mögliche Anpassung der Städte im Hinblick auf Pandemien, die Veränderungen durch die absehbare ökonomische Krise auf den Einzelhandel und damit die Innenstädte müssen kompetent geplant, begleitet und gestaltet werden können.

Nachhaltige Baukultur hilft, zukünftige Krisen zu vermeiden

Es ist zu befürchten, dass die immensen finanziellen Aufwendungen zu einer Reduzierung von öffentlichen Ausgaben für Bauaufgaben führen können – mit nachhaltigen Folgen für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft. Für sie sind gute Kindergärten, funktionierende Krankenhäuser, ein belastbares Infrastruktursystem ebenso wichtig wie bezahlbarer Wohnraum und Verfahren, in denen Menschen an der Gestaltung ihrer Umwelt beteiligt werden. Und nicht zuletzt dürfen wir nicht in unseren Bemühungen nachlassen, unsere Städte, Gemeinden, unsere Gebäude und unsere Infrastruktur zukunftsfähig und klimafreundlich zu transformieren. Die beste Konjunkturhilfe ist eine dauerhaft stabile bauwirtschaftliche Lage. Gegen die Verunsicherung hinsichtlich zukünftiger Perspektiven gilt es, Verlässlichkeit zu demonstrieren: Fördergelder und Mittel der öffentlichen Hand (Wohnungsbau, Stadtentwicklung, soziale Infrastruktur wie Kindergärten) müssen jetzt ohne Verzug bereitgestellt und dauerhaft stabil gehalten werden. Die Förderung der bauwirtschaftlichen Lage ist zudem eine lohnende Investition, wenn speziell jetzt klimagerechtes Bauen gefördert wird, um eine spätere Krise infolge fortschreitenden Klimawandels zu vermeiden. 

Die aktuelle Lage verlangt uns allen vieles ab. Doch um auch für zukünftige Krisen gerüstet zu sein, müssen jetzt die richtigen Weichenstellungen vorgenommen werden.

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