Am 9. März 1720, vor exakt 300 Jahren, schrieb der Speyrer Fürstbischof Damian Hugo von Schönborn freudig an seinen Bruder Rudolf Franz, dass er nun endlich den richtigen Platz für seine neue Residenz gefunden hat: Es sollte Bruchsal sein. Zuvor hatte er Bruchsal zwei Tage lang besichtigt auf der Suche nach einer neuen Stadt für seinen repräsentativen Amtssitz.

Ein FürstBischof ohne Residenz

Als Damian Hugo von Schönborn 1716 zum Fürstbischof von Speyer ernannt wurde, hatte er keine eigene Residenz. Dom und Bischofspalast in Speyer waren 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört worden. Schönborns Vorgänger wohnten in Udenheim – dem späteren Philippsburg – oder in Mainz und Trier, wo sie zeitweise ebenfalls regierten. Zwar wollte Schönborn den Palast in Speyer wiederaufbauen, doch „die zancksichtigen Speyerer“ stellten sich quer. Speyer war Reichsstadt, frei und protestantisch, und das Verhältnis zu den Fürstbischöfen schlecht. Nach heftigen Streitereien mit dem Rat begab sich der geistliche Landesherr auf die Suche nach einem neuen Standort für Residenz und Amtssitz des Fürstbischofs. Aus Waghäusel schreibt er schließlich am 9. März 1720, nach einem zweitägigen Aufenthalt in Bruchsal und Umgebung, an seinen Bruder Rudolf Franz: „Ich habe nuhn den orth ausgelesen, wohe mein residentz hinkommen solle, ich habe mein tag kein schönere situation von allem gesehen, es ist zu Bruchsal“. Zwei Jahre später ließ er den Grundstein für seine neue Residenz legen.

Schwerer Einschnitt – Zerstörung und Wiederaufbau
Vor 300 Jahren als Residenzort festgelegt – und vor 75 Jahren zerstört: 2020 ist für Schloss und Stadt Bruchsal ein Jahr, in dem an schicksalsträchtige Termine erinnert werden kann. Am 1. März 1945 erlebte Bruchsal den tiefsten Einschnitt seiner neueren Geschichte. Bei einem schweren Bombenangriff verbrannten große Teile des Residenzschlosses. Den größten Teil der wertvollen Einrichtung hatte man rechtzeitig ausgelagert. Schon früh begann die Rekonstruktion: In den 1950er-Jahren wurden unter anderem der Kammermusiksaal, der Kirchturm und der Rohbau des Schlossmittelbaus wiederhergestellt. Dann begann man mit Hilfe hunderter Fotografien mit der Rekonstruktion der Räume im Mitteltrakt, Kuppel-, Fürsten- und Marmorsaal. 1975 wurde das Schloss wiedereröffnet. Die Wiederherstellung der Fresken im Erdgeschoss, der Außenanlagen und des Gartens dauerte noch bis 1996. Zuletzt erfolgte die Wiederherstellung der ehemaligen fürstbischöflichen Appartements in ihrem barocken Raumzuschnitt. Seit 2017 bergen sie wieder die vor dem Krieg ausgelagerteb Kunstschätze: Mehr als 350 kostbare Stücke aus dem 18. Und frühen 19. Jahrhundert sind es, die die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg jetzt wieder in der Beletage zeigen. 

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KOMMEN. STAUNEN. GENIESSEN. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg öffnen, bewahren, vermitteln und vermarkten 62 historische Monumente im deutschen Südwesten. 2019 besuchten rund 4 Mio. Menschen diese Originalschauplätze mit Kulturschätzen von höchstem Rang: darunter Schloss Heidelberg, Schloss und Schlossgarten Schwetzingen, das Residenzschloss Ludwigsburg, Schloss und Schlossgarten Weikersheim, Weltkulturerbe Kloster Maulbronn, Kloster und Schloss Salem sowie die Festungsruine Hohentwiel.

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