Als letzter völlig unregulierter Markt stellt der Kunstmarkt ein Umfeld mit hoher Attraktivität für immer mehr Akteure dar. Nicht nur Menschen, die ohnehin eine Leidenschaft für Kunst hegen, sondern auch tendenziell fachfremde Investoren haben das Feld längst für sich entdeckt. Die einzigartigen Eigenschaften des Kunstmarktes machen es zu einer gleichermaßen vagen wie auch spannenden und lukrativen Angelegenheit, daran teilzunehmen. Wer initial Fuß fassen möchte, sollte dies nicht im Blindflug unternehmen.

Ein direkter und unmittelbarer Weg, in Kunst zu investieren, besteht im Kauf von Kunstfonds-Anteilen. Wie in anderen Marktfonds auch, ist hier keine besondere Branchenkenntnis oder Aktivität erforderlich, um weitestgehend sicher zu handeln.

Alles, was tiefer in die Materie des Kunst-Investments geht, setzt jedoch eine gewisse Expertise und Marktkenntnis voraus, weiß Thomas González. Der Kunsthistoriker und erfahrene Marktkenner hebt das hohe Potenzial von Art Investment hervor – und betont ebenso, dass dem langfristig erfolgreichen Kaufen und Sammeln von Kunst ein Sammeln von Grundkenntnissen vorausgehen sollte.

Den Markt kennenlernen: Mechanismen und Strukturen verstehen

Wer aktiv in die Kunstwelt eintreten möchte, kann sich schrittweise mit der Domäne vertraut machen, Know-how aufbauen und individuelle Strategien erarbeiten. Thomas González hat für Neueinsteiger entscheidende Tipps und Tricks, mit denen sich das Investieren in Kunst chancenreich gestalten lässt und Risiken minimiert werden können. Vor allem steht dabei der Auktionsmarkt im Fokus.

Ein zentraler Aspekt liegt in der Unterscheidung zwischen Primär- und Sekundärmarkt. Während sich der Primärmarkt auf Künstler bezieht, deren Werke erstmalig angeboten werden, bspw. in der Galerie oder einem Atelier, sollten sich neue Kunstinvestoren vor allem dem Sekundärmarkt widmen. Hier geht es um bereits etablierte Künstler, deren Werke schonmal verkauft wurden und nun bspw. in einer Aktion weiterversteigert werden.

Die Kunst im Sekundärmarkt hat also bereits in gewissem Maße Aufmerksamkeit geweckt und stellt damit eine deutlich sicherere Investition dar als ein Primärkauf. Dennoch bleibt der Primärmarkt für erfahrene Sammler und strategische Anleger spannend, denn mit etwas Risikobereitschaft, Glück und geschultem Blick kann sich ein solches Investment auf lange Sicht als äußerst lukrativ herausstellen.       

Gut informiert und positioniert den Sekundärmarkt fokussieren

Auch wenn der Kunstmarkt wenig reglementiert und dokumentiert ist und damit kaum eine systematische Grundlage geboten ist, gibt es gewisse Eckpfeiler auch für unerfahrene Teilnehmer. Kategorisierte Auflistungen der gefragtesten Künstlern sind online überall frei zugänglich und geben noch orientierungslosen Anlegern einen ersten Kompass an die Hand.

González rät neuen Investoren, sich zunächst auf einen bestimmten Künstler oder eine gewisse Kategorie zu konzentrieren, um von dort aus mit zunehmenden Erfahrungswerten einen weiteren Horizont zu erschließen. Der persönliche Geschmack darf und sollte dabei selbstverständlich eine Rolle spielen, muss er mit reiner Investment-Absicht aber nicht unbedingt.

Stark etablierte Künstler wie etwa Andy Warhol vermitteln einen Lifestyle, stehen für einen Zeitgeist und sind damit am Markt immer gefragt. Wenn der Stil eines Künstlers den persönlichen Geschmack von Sammlern und Investoren trifft, ist das eine schöne Kombination aus Liebhaberei und Investment. Ebenso kann es aber – vor allem für Strategen – von Vorteil sein, wenig emotionalen Bezug zu einem Werk oder Künstler zu haben, denn das fördert rationales Handeln.

Kunstkauf zwischen Sicherheit und Risiko

Trotz seines eher diffusen Charakters wird der Kunstmarkt doch als sehr stabiles, sicheres und zeitloses Investitionsumfeld geschätzt. Wie jedes andere Investment, z. B. am Aktienmarkt, bleibt auch jeder Kunstkauf ein Risiko, definiert durch den Upside und Downside Faktor. Wie hoch oder gering das Risiko ausfällt, lässt sich relativ präzise eingrenzen.

Der ausschlaggebende Aspekt liegt beim Künstler. Je stärker sein Renommee, desto höher der Einstiegspreis – und je höher der Auktionspreis, desto geringer das Risiko und damit die Downside. Künstler mit einem stabilen Auktionsmarkt und langetablierten Standing werden in erste, zweite und dritte Reihe kategorisiert.

Unter den bereits verstorbenen Gegenwartskünstlern finden sich Namen wie Roy Lichtenstein und Sigmar Polke in der Top Ten Rangliste, während unter den noch lebenden Künstlern z. B. die Werke von Gerhard Richter, Anselm Kiefer und Cindy Sherman am höchsten gehandelt werden. Diese Kategorien sind auch als Blue Chip Kunst bekannt, also von zeitloser Wertstabilität bzw. mit stabiler Wertsteigerung unabhängig von äußeren Faktoren und Krisen.

Kunstmarkt 2.0: Das Zeitlose schlägt die Schnelllebigkeit

Im digitalen Zeitalter mit unzähligen Plattformen, starker Social Media Vernetzung und einer regelrechten Flut von Reizen erfährt Kunst eine nie dagewesene Reichweite. „Man könnte meinen, dass sich diese Entwicklung negativ im Kunstmarkt widerspiegelt, doch genau das Gegenteil ist der Fall“, beschreibt González. Die Menschen sind oft erst durch digitale Kanäle über bestimmte Künstler oder Werke informiert.

Es steigert sich damit der Wunsch nach etwas Echtem und Greifbarem – ob mit dem Besuch eines namhaften Museums oder eben durch den Kauf eines Originals. Das Original wird durch diese äußeren Faktoren somit noch begehrlicher und wertvoller.

„Blue Chip Kunst ist ein starker Wirtschaftsfaktor. Dazu trägt auch die Tatsache bei, dass immer mehr namhafte Werke Museen zugeführt werden und damit nicht länger Teil des Marktes sind. Das Museum ist sozusagen eine Sackgasse des Kunsthandels, belebt den Markt aber gleichzeitig durch zunehmende Exklusivität.“

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