„Ready to beat Malaria – Bereit, Malaria zu schlagen“ – das ist Motto des Weltmalariatages am 25. April. Der Tag soll daran erinnern, dass Malaria immer noch eine bedeutende Todesursache ist. „Obwohl wir deutliche Fortschritte im Kampf gegen Malaria gemacht haben, sterben immer noch 1.200 Menschen jeden Tag an der Krankheit“, sagt Bernd Pastors, Vorstandssprecher von action medeor. „Wir beobachten in verschiedenen Regionen einen Anstieg der Malariainfektionen. Deshalb ist es wichtig, in den Anstrengungen, Malaria zurückzudrängen, nicht nachzulassen.“

Seit seiner Gründung vor über 50 Jahren ist der Kampf gegen Malaria ein wichtiger Teil der Arbeit des Medikamentenhilfswerks action medeor. In einem Interview beschreibt die angehende Apothekerin Gesa Gnegel sehr anschaulich Symptome, Behandlungsmöglichkeiten und die Arbeit von action medeor in einem Malaria-Projekt in der Demokratischen Republik Kongo. Gesa Gnegel hat nach ihrem Pharmaziestudium einen Teil ihres praktischen Jahres bei action medeor absolviert. Das Interview ist auch als Podcast aufgezeichnet worden (www.medeor.de).

Wo ist Malaria zu Hause und wie viele Menschen sind davon betroffen?

Malaria ist eine der Erkrankungen mit den allermeisten Patienten weltweit, die WHO geht von 216 Millionen Patienten im Jahr aus. Davon versterben rund 445.000. Malaria tritt vor allem in Nähe des Äquators auf. 91 Länder weltweit sind als Risikogebiet gekennzeichnet, die allermeisten Fälle (nämlich 80 Prozent) gibt es in Sub Sahara Afrika, aber auch in Südamerika und in China, Indien und den benachbarten Ländern haben wir einige Malariafälle zu verzeichnen.

Wie wird diese Infektionskrankheit Malaria übertragen und welche Formen gibt es?

Malaria wird nicht von einem Bakterium und auch nicht von einem Virus ausgelöst, sondern von einem Plasmodium. Ein Plasmodium ist ein Tier, allerdings besteht es nur aus einer einzigen Zelle, es ist also ein sehr kleines Tier. Die Übertragung erfolgt über die weibliche Anopheles Mücke. In den Sekreten dieser Mücke kann sich das Plasmodium vermehren und dann von Mensch zu Mensch übertragen werden. Es gibt verschiedene Verlaufsformen der Malaria: die Malaria tertiana, quartana und tropica, die verschieden intensiv verlaufen. Der verschiedenen Verlaufs- und Erkrankungsformen werden dadurch ausgelöst, dass es ähnlich wie beim Hund nicht nur einen Hund gibt, sondern verschiedene Rassen. Das ist auch bei dem Plasmodium der Fall. Es gibt die Plasmodien vivax, ovale und malariae, die sind eher harmlos, und dann gibt es noch das Plasmodium falciparum.  Das ist gefährlich und führt auch zu dem schlimmsten Verlauf.

Die Diagnose Malaria ist gar nicht so einfach zu stellen, die Symptome sind nicht eindeutig. Welche Symptome kennt man?

Das wichtigste Symptom sind bei der Malaria Fieberschübe, abwechselnd mit Fieberpausen. Die Schübe kommen dadurch zustande, dass sich die Plasmodien in den roten Blutkörperchen des Menschen vermehren und dann aufplatzen. Immer wenn es zu so einem Platzen in den Blutkörperchen kommt, bekommt der Patient Fieberschübe. Weitere Symptome sind Kopf- und Gliederschmerzen, häufig auch Übelkeit und auch Erbrechen. Die grippeähnlichen Symptome machen es sehr schwierig, Malaria von üblichen und ungefährlichen Erkrankungen abgrenzen. Zur Diagnose ist auf jeden Fall eine Blutuntersuchung nötig und die kann entweder mit dem Mikroskop oder durch ein biotechnologisches Verfahren erfolgen. Es gibt mittlerweile Malaria-Schnelltests, die funktionieren ein bisschen ähnlich wie ein herkömmlicher Schwangerschaftstest: da wird nur ein ganz kleiner Tropfen Blut benötigt und dann kann anhand der Streifen abgelesen werden, ob eine Malariainfektion vorliegt oder nicht. Ganz einfach, sehr zuverlässig.

Wie wird Malaria in aller Regel behandelt und welche Schwierigkeiten gibt es dabei in den Entwicklungsländern?

Malaria sollte auf jeden Fall medikamentös behandelt werden. Der Goldstandard ist dabei die sogenannte Artemisinin-basierte Kombinationstherapie, man verwendet also eine Kombination aus zwei verschiedenen Wirkstoffen. Die Therapie sollte so früh wie möglich beginnen, wird dann über drei Tage fortgeführt und kann in der Regel auch mit Tabletten erfolgen. Man verwendet zwei oder sogar drei Wirkstoffe aus zwei verschiedenen Gründen: erstens sind viele Erreger weltweit schon resistent geworden, und wenn man zwei Wirkstoffe gleichzeitig gibt, ist die Wahrscheinlichkeit höher, den Erreger trotzdem zu „erwischen“. Außerdem wirken diese beiden Wirkstoffe in der Regel unterschiedlich schnell und unterschiedlich gut auf die verschiedenen Formen der Malaria.

Wie sieht die Malaria-Prophylaxe aus? Wie kann man eine Ansteckung verhindern?

Prophylaxe ist natürlich immer besser als die Therapie. Wir müssen hier unterscheiden zwischen der Prophylaxe von Menschen, die immer in den Risikogebieten leben und von Reisenden. In den Risikogebieten sollte vor allem in den Abend- und Nachtstunden auf langärmlige Kleidung geachtet werden –dann, wenn die Mücke aktiv ist – und Insektensprays verwendet werden. Sehr wichtig und sehr hilfreich sind Moskitonetze, unter denen geschlafen werden sollte – dabei muss man natürlich aufpassen, dass die Maschenweite klein genug ist, um die Mücke auch sicher abzuwehren und dass unter dem Netz keine Mücke miteingeschlossen wird.

Für Reisende kann man außerdem noch eine medikamentöse Vorsorgebehandlung durchführen.

action medeor engagiert sich sehr stark bei der Bekämpfung der Malaria. Wie sieht diese Arbeit aus, und welche Partner vor Ort gibt es?

Malaria ist in vielen unserer Projekte ein Thema – einfach weil es in so vielen Ländern der Welt ein Problem ist. Ein guter Ansatz ist zum Beispiel, dass unser Emergency Health Kit auch ein Malaria-Set enthält. Das sind die Medikamente, die im wirklichen Krisen- und Notfall ganz schnell und unkompliziert an den Einsatzort gebracht werden können. Außerdem haben wir im Moment z.B. ein spezielles Malaria-Projekt im Kongo mit einem besonderen Ansatz: es ist ein kombiniertes Projekt aus Ernährung und Malaria. Mangelernährte Menschen, insbesondere Kinder, haben ein sehr viel schwächeres Immunsystem und sind damit auch deutlich anfälliger für Malariaerkrankungen – und wenn sie diese bekommen, versterben sie auch sehr viel schneller daran.

Deshalb stehen in diesem Projekt der Ernährungszustand der Menschen und die Malaria-Situation im Fokus. Die Patienten im Kongo werden gratis behandelt – das ist wichtig, da im Kongo im Gegensatz zu anderen afrikanischen Staaten die Malariatherapie noch nicht vom öffentlichen Gesundheitssystem bezahlt wird. Die Patienten müssten die Kosten selber tragen und das ist für viele Menschen vor allem in ländlichen Regionen ein großes Problem. Außerdem werden Schulungen durchgeführt, in denen den Menschen nahegebracht wird, wie sie sich vor der Malaria schützen können: zum Beispiel wie sie das Malaria-Netz richtig aufhängen.

Dieses Engagement und die Hilfe kosten Geld, viel Geld. Gibt es dafür ein Beispiel?

Gemäß der WHO werden jedes Jahr 2,7 Milliarden US-Dollar für die Bekämpfung von Malaria weltweit aufgewendet. Das Geld kommt nicht ausschließlich von action medeor, aber wir versuchen auch einen Teil beizutragen. Zum Beispiel das Projekt im Kongo, von dem ich gerade berichtet habe, hat ein Finanzierungsvolumen von 120.000 Euro. Jede kleine Spende ist willkommen.

Wie kann der Einzelne helfen?

Mit den Spenden können wir viel bewirken: Mit einem Euro können wir einen Menschen behandeln, mit fünf Euro können wir ein Malaria-Netz kaufen und dann an die Familien vor Ort verteilen.
Für Lehrer gibt es außerdem auf unserer Homepage Schulungsmaterialien in der Kategorie „Spenden und helfen“ unter „Bildungsangebote“ – „Unterrichtsmaterialien“ und dann „Malaria“.

Ist der Kampf gegen Malaria wie die Arbeit des griechischen Helden Sisyphus: sie endet nie. Oder haben Sie Hoffnung, dass man die Malaria eines Tages zumindest in den Griff bekommt?

Malaria ist tatsächlich eine sehr typische Erkrankung: das liegt daran, dass der Erreger Plasmodium verschiedene Lebensstadien durchläuft – ganz ähnlich wie aus der Kaulquappe irgendwann mal ein Frosch wird – so entwickelt sich auch Plasmodium im menschlichen Körper in verschiedenen Stationen in der Leber, im Blut und dann auch wieder in der Mücke. Dadurch ist er für das Immunsystem sehr schwer aufzuspüren und auch für die Medikamente schwer zugänglich. Außerdem wird so die Entwicklung eines Impfstoffes sehr erschwert. Tatsächlich gibt es im Moment zwar einige Forschungsansätze, aber noch keinen richtigen Durchbruch in der Impfstoffforschung. Hinzu kommt der Klimawandel. Dadurch, dass es in vielen Regionen der Welt wärmer wird, kann sich auch die Anopheles-Mücke (der Überträger) verbreiten und somit mehr Menschen gefährden.

Auf der anderen Seite muss man auch bedenken, dass die Anzahl der Malariatodesfälle in den letzten zehn Jahren deutlich zurückgegangen ist. Allerdings sind die Zahlen 2016 um fünf Millionen Fälle gegenüber 2015 wieder angestiegen.

action medeor-Podcast

Seit November 2017 veröffentlicht action medeor jeden Monat einen Podcast mit spannenden und interessanten Themen. Der Podcast ist zu finden auf www.medeor.de. Er kann auch abonniert werden über Soundcloud oder iTunes.

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