In den letzten Monaten zeigt sich ein bemerkenswertes Phänomen: Der DAX, das wichtigste Börsenbarometer Deutschlands, erreicht neue Höhen, während die deutsche Wirtschaft eher schwächelt. Dieses Ungleichgewicht wirft Fragen auf – wie kann es sein, dass der Aktienmarkt boomt, obwohl viele Branchen und Unternehmen zu kämpfen haben?

Die Antwort liegt in der Struktur des DAX und der starken Konzentration auf wenige, besonders erfolgreiche Unternehmen. Besonders SAP, der deutsche Software-Gigant, spielt dabei eine herausragende Rolle. Mit einem Anteil von 15,3 % am DAX dominiert SAP den Index, während traditionelle Schwergewichte wie Volkswagen, BMW oder die Commerzbank nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Zum Vergleich: Volkswagen macht gerade mal 1,76 % des DAX aus, die Commerzbank 1,22 % und BMW liegt knapp bei 2 %.

SAP treibt den DAX nach oben

Das herausragende Beispiel für diese Entwicklung ist SAP. Der Softwarekonzern konnte in den letzten 12 Monaten eine beeindruckende Kurssteigerung von 56 % verzeichnen. Der Aktienkurs stieg von etwa 130 Euro auf aktuell 212 Euro, was das Unternehmen auf eine Marktkapitalisierung von 260 Milliarden Euro brachte. Ohne diesen enormen Anstieg wäre die Performance des DAX deutlich schwächer ausgefallen.

Diese Dominanz einzelner Unternehmen sorgt dafür, dass der DAX an der Börse stark dasteht, obwohl viele andere Firmen im Index keine so positive Entwicklung verzeichnen konnten. Während Unternehmen wie SAP, Siemens oder Allianz weiterhin stark performen, spielen kleinere DAX-Mitglieder eine immer geringere Rolle in der Gesamtdynamik des Index.

Ein globales Phänomen

Diese Konzentration auf wenige Giganten ist jedoch kein rein deutsches Phänomen. Auch in den USA ist ein ähnliches Muster zu beobachten: Die sogenannten „Big Seven“ – Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet, Meta, Nvidia und Tesla – machen mittlerweile mehr als 25 % der Marktkapitalisierung des S&P 500 aus. Auch dort bestimmen wenige Tech-Giganten die Marktperformance und beeinflussen den Index entscheidend.

In Deutschland führte die Erweiterung des DAX von 30 auf 40 Mitglieder im Jahr 2021 zwar zu einer größeren Branchenvielfalt, jedoch blieb die Gewichtung der größten Unternehmen weiterhin dominant. Besonders SAP spielt hier die Hauptrolle und prägt die Entwicklung des Index wie kein anderes Unternehmen.

Die Risiken der Konzentration

Diese starke Abhängigkeit von wenigen großen Unternehmen birgt jedoch Risiken. Sollte eines der Schwergewichte wie SAP oder ein Unternehmen der „Big Seven“ in den USA eine schwächere Phase durchlaufen, könnte das gravierende Auswirkungen auf die Gesamtperformance des DAX oder des S&P 500 haben. Die Märkte sind anfälliger für Schwankungen, da sie zunehmend von der Entwicklung einzelner Konzerne abhängen.

Breite Diversifikation als Schutz

Anleger sollten sich dieser Abhängigkeit bewusst sein und ihre Anlagestrategie entsprechend diversifizieren. Eine globale Ausrichtung über verschiedene Branchen und Länder hinweg ist der beste Weg, das Risiko zu streuen und nicht zu stark von der Entwicklung einzelner Unternehmen abhängig zu sein. Dies gilt sowohl für den deutschen Markt als auch für die USA, wo die Marktentwicklung mehr denn je von wenigen Tech-Giganten dominiert wird.

Fazit: DAX hoch, Wirtschaft schwach – aber die Konzentration birgt Risiken

Der DAX erreicht zwar derzeit Rekordstände, doch diese Entwicklung ist stark von der Performance weniger Unternehmen wie SAP abhängig. Die deutsche Wirtschaft als Ganzes spiegelt dies nicht wider. Anleger sollten sich daher nicht von der Höhe des DAX blenden lassen und stattdessen auf eine breite Diversifikation setzen, um langfristig erfolgreich zu investieren und Risiken zu minimieren.

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