Der Nachwuchs steht in den Startlöchern: 3.506 junge Menschen beginnen 2024 eine Ausbildung im Handwerk in der Region Stuttgart. Das sind jedoch 2,4 Prozent weniger als 2023. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, braucht das Handwerk noch mehr junge Menschen, die Lust haben, mit anzupacken. „Die Betriebe sind ausbildungsbereit und suchen weiterhin motivierte Auszubildende“, betont Peter Friedrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart.

Die meisten Auszubildenden, insgesamt 516, haben wieder das Kfz-Handwerk gewählt, aber auch die Klimaberufe bleiben hoch im Kurs: Auf Platz zwei sind mit 410 Azubis fast unverändert die Anlagenmechaniker Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik und auf Platz drei die Elektroniker der Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik mit 381 Azubis. Auch die Zimmerer verzeichnen einen großen Zuwachs: Dieses Jahr wurden 141 neue Ausbildungsverträge unterschrieben, ein Plus von 33 Prozent zum Vorjahr. „Gerade für die Einhaltung der Klimaziele mit der Umsetzung der Energiewende ist dieser Nachwuchs dringend nötig“, erklärt Friedrich.

Baukrise kommt in Ausbildung an

Leider mache sich nun die Baukrise in einem leichten Rückgang der Auszubildenden in den Baugewerken wie Maurer und Straßenbauer bemerkbar. „Zwar sind die Zahlen noch nicht so dramatisch, wie die Baukonjunktur selbst, sie bestätigen aber klar die wirtschaftliche Verschiebung vom Neubau hin zur Sanierung in der Region Stuttgart. Ohne Neubau werden wir die Ziele im Wohnungsbau jedoch nicht erreichen. Wir brauchen beides und daher auch die gut ausgebildeten Fachkräfte im Bauhandwerk“, mahnt Peter Friedrich. Erfreulich sei die positive Entwicklung im Lebensmittelhandwerk: Sowohl die Anzahl der Bäcker-Azubis als auch der Fachverkäufer-Azubis ist wieder gestiegen, nachdem in den letzten Jahren der Fachkräfte- und Nachwuchsmangel dort deutlich zu spüren war.

Sehr gute Karrierechancen im Handwerk

Der Kammerchef schätzt, dass jede vierte Lehrstelle in der Region Stuttgart unbesetzt bleibe. Es gehe darum, den Jugendlichen die verschiedenen Karrieremöglichkeiten im Handwerk immer wieder aufzuzeigen. Deshalb werde die Handwerkskammer die Berufsorientierung an Schulen, vor allem auch an den Gymnasien, weiter ausbauen, sagt Hauptgeschäftsführer Friedrich. „Wir bleiben dran und möchten die Jugendlichen auch dort abholen, wo sie neben der Schule sind: In den Sozialen Netzwerken, auf Schulplattformen und im öffentlichen Leben.“ Nach wie vor ungebrochen ist auch der falsche Trend zur geschlechtertypischen Berufswahl. „Wir möchten weiterhin mehr Frauen motivieren, sich in vermeintlichen Männerberufen zu verwirklichen“, so Friedrich.

Nachvermittlungsaktion für Spätentschlossene

Um die freie Ausbildungsstellen noch zu besetzen, setzt die Handwerkskammer Region Stuttgart auf Nachvermittlungsaktionen zusammen mit der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart sowie der Arbeitsagentur. Zum Beispiel können am 25. September ab 13 Uhr junge Menschen in den Berufsinformationszentren in Stuttgart und Waiblingen auch nach dem offiziellen Ausbildungsstart einen Ausbildungsplatz für den Wunschberuf finden. „Es ist noch nicht zu spät: Wer eine Ausbildung im Handwerk startet, hat einen zukunftssicheren Job und kann die Welt mit seinen eigenen Händen jeden Tag ein Stück verändern. Auch Abiturienten finden im Handwerk spannende und herausfordernde Berufe, die gleiche Karrierechancen wie ein Studium bieten.“

Im Wettbewerb um Ausbildungskräfte gehe es auch um die stetige Verbesserung der beruflichen Bildung, erläutert Peter Friedrich. „Die duale Berufsausbildung im Handwerk befindet sich auf einem hohen Niveau. Doch viele Betriebe können sich noch mehr ins Zeug legen und die Qualität ihrer Ausbildung auch stärker nach außen tragen“, meint der Kammerchef. Deshalb wird die Handwerkskammer 2025 das Zertifizierungsprogramm „primAQ“ für hohe Ausbildungsqualität in den Ausbildungsbetrieben an den Start bringen, um die Zukunftsfähigkeit der dualen Berufsausbildung weiter zu stärken. „Die Betriebe bekommen so die Chance, ihre Ausbildungsqualität durch Ausbildungsexperten nach bestimmten Standards bestätigen zu lassen. Das ist mit die beste Werbung, die ein Handwerksbetrieb für sich machen kann“, so Friedrich. Die primAQ-Auszeichnung stellt nicht nur eine Momentaufnahme der Ausbildungsleistung der beurteilten Betriebe dar, sondern die Betriebe sind aufgefordert, systematisch und dauerhaft an der Qualität ihrer Ausbildung zu arbeiten. Dazu erhalten sie von der Handwerkskammer praxisnahe Hinweise, nützliche Unterlagen und attraktive Weiterbildungsangebote.

Weiter Informationen zur Nachvermittlungsaktion finden Sie hier: https://www.hwk-stuttgart.de/nachvermittlung

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