Zur gestern im Vatikan vorgestellten Erklärung „Dignitas Infinita“ erklärt die Bundesvorsitzende der Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA) e.V., Cornelia Kaminski, heute in Augsburg:

Wenn Staaten sich anschicken, die Tötung einer bestimmten Gruppe von Menschen zum Verfassungsrecht zu erklären, wenn ein europäisches Parlament darüber debattiert, ob dieses Recht auf Tötung nicht Einzug halten sollte in die europäische Menschenrechtscharta, wenn in Deutschland eine Regierung plant, das friedliche Gebet in Verteidigung dieser Menschen per Bannmeilen aus der Öffentlichkeit zu verdrängen, dann ist wahrlich die Zeit reif für eine deutliche Erklärung des Vatikans dazu, was der Kern der Menschenwürde ist. Sie ist, wie der erste Satz des Papiers klar formuliert, an keine Bedingungen und Umstände geknüpft. Sie gilt ausnahmslos für jedes menschliche Wesen. Erfreulich deutlich erteilt das Dokument dabei einer willkürlichen Vermehrung der Menschenrechte eine Abfuhr: Allzu oft werde der Begriff der Menschenwürde missbraucht, um damit neue Rechte zu rechtfertigen, die im Widerspruch zum Grundrecht auf Leben stehen. Genau das passiert, wenn Politiker unter dem Vorwand, das Selbstbestimmungsrecht der Frauen gebiete ein Menschenrecht auf vorgeburtliche Kindstötung, ein solches Recht in den Verfassungsrang erheben.

Das Glaubensdikasterium des Vatikans zieht aus diesen Feststellungen, denen sich ein klardenkender Mensch kaum entziehen kann, die notwendigen folgerichtigen Konsequenzen. Abtreibungen sind demnach ebenso Verstöße gegen die Menschenwürde wie Sterbehilfe, weil in beiden Fällen das Recht auf Selbstbestimmung, das als Ausdruck der Menschenwürde begriffen wird, letztlich den Betroffenen ihre Würde nimmt. Betroffene sind das ungeborene Kind, das leben will, oder der Mensch, dem suggeriert wird, es gebe ein Recht auf selbstbestimmten Tod statt eines Rechts auf Leben mit entsprechender palliativer Versorgung, die den ganzen Menschen mit seinen Bedürfnissen und Sorgen in den Blick zu nehmen hat.

Besonders erfreulich ist, dass der sogenannten „Leihmutterschaft“ ein eigener Passus gewidmet ist, in dem mit deutlichen Worten die Verletzung der Menschenwürde, die hier geschieht, bezeichnet wird. Das Glaubensdikasterium nimmt hier unter Vorsitz des Präfekten Kardinal Fernández besonders die Perspektive des Kindes ein, das auf eine solche Weise ins Leben gerufen wurde, dem aber damit das Recht auf eine vollständig menschliche und nicht gegen Bezahlung herbeigeführte Herkunft genommen wird. Der Wunsch, ein Kind zu bekommen, kann nicht in ein „Recht auf ein Kind“ umgewandelt werden, weil es damit das Kind seiner Würde beraubt.

Die Ampelkoalition schickt sich an, Leihmutterschaft zu erlauben und vorgeburtliche Kindstötungen für rechtmäßig zu erklären. Obendrein soll der assistierte Suizid neu geregelt werden, während die Suizidprävention an Mittelkürzungen leidet und das vom Bundestag mit breiter Mehrheit beschlossene Gesetz hierzu auf sich warten lässt. Insofern ist der Bundesregierung die intensive Lektüre des Vatikandokuments dringend zu empfehlen: In Sachen Menschenwürde leistet es den offensichtlich bitter notwendigen Nachhilfeunterricht.

Die Aktion Lebensrecht für Alle e.V. (ALfA) tritt für das uneingeschränkte Lebensrecht jedes Menschen ein – ob geboren oder ungeboren, behindert oder nicht, krank oder gesund, alt oder jung. Die ALfA hat mehr als 10.000 Mitglieder und ist Mitglied im Bundesverband Lebensrecht (BVL).

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