Krieg – Katastrophen – Verfolgung # Flucht – Vertreibung – Migration – diese Themen beschäftigen unsere Gesellschaft und beschäftigen auch den syrisch-deutschen Dresdner Künstler Manaf Halbouni. Seine Installation – ein Auto bepackt mit wenigen Habseligkeiten – symbolisiert überstürzten Aufbruch, Vertreibung, Flucht. Halbouni fragt mit seinem 2015 entstandenen Werk nicht nur nach individuellen Schicksalen, sondern nach den großen Zusammenhängen und den Folgen von weltweiter Migration.

Die Ausstellung ist vom 7. Februar bis Ende April 2024 im Eingangsfoyer des Kulturpalasts zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Zur Installation:

Ein mit persönlichem Besitz beladenes Auto wird in einen Wohnraum verwandelt – das zweifelhafte Zuhause für einen modernen Nomaden, der nirgends dazuzugehört und keine Wurzeln schlagen kann.

„Nowhere is Home“ ist ein Symbol für Verlust, aber auch für die Widerstandskraft der über 50 Millionen Vertriebenen auf der ganzen Welt, die oft gezwungen sind, hastig ein paar liebgewonnene Habseligkeiten in ein Auto zu packen, bevor sie vor Krieg, Naturkatastrophen oder Konflikten fliehen.

Mit dem Auto im Kulturpalast verweist Manaf Halbouni aber auch auf das Paradox der Gleichzeitigkeit von Unterhaltung als Flucht aus dem privilegierten Alltag auf der einen und der Realität vieler geflüchteter Menschen auf der anderen Seite. Und sie ordnet sich in weiterem Sinne ein in das Gedenken an die Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945, die ebenfalls bis heute an die großen Themen ‚Heimat‘ und ‚Vertreibung‘ erinnert.

Die Installation war bereits an mehreren Orten zu sehen (Leipzig, Bitterfeld, Ithaka (USA)) und auch schon im Dresdner Verkehrsmuseum ausgestellt. In Dresden ist Halbouni vor allem mit seiner Installation aufgestellter Busse auf dem Neumarkt bekannt geworden („Monument“, 2017).

Manaf Halbouni

„Durch meine mit Dresden verbundene Familiengeschichte bleibt diese Stadt immer eine Teil meiner Identität, ganz egal, wo ich mich befinde. Es ist für mich immer wieder schön, in der Stadt zu sein und hier zu arbeiten. Der Kontext dieser Arbeit hat sich seit 2015, als ich das Projekt gestartet, bis heute nicht verändert und ist immer noch aktuell. Was sich geändert hat, ist aber, dass die Kriege, vor denen Menschen flüchten, immer näher an uns heranrücken.“

Frauke Roth

„Der Kulturpalast ist ein Ort der Kultur und der Bildung. Vor allem aber ist er ein Ort der Begegnung – auch mit aktuellen Problemen unserer Zeit. Es ist mir deshalb wichtig, hier in Zukunft ausgewählte künstlerische Arbeiten zu zeigen, die zur Auseinandersetzung einladen und Denkanstöße geben. Auf Manaf Halbouni sind wir spätestens 2017 durch seine Installation auf dem Neumarkt aufmerksam geworden, und so ist im Austausch mit Hilke Wagner, Direktorin des Albertinums, die Idee entstanden, ihn mit einer Arbeit zu uns einzuladen. Lebensgefahr, Vertreibung, Flucht sind für viele Menschen bitterste Realität. „Nowhere is Home“ fordert uns auf, davor nicht die Augen zu verschließen, und ich bin sicher, dass dabei Gedanken und Gespräche entstehen können, sie uns für dieses enorme Leid sensibler machen.“

Annekatrin Klepsch

„Das Thema Migration bewegt Europa als Sehnsuchtsort für viele Geflüchtete. Weltweit sind rund 70 Millionen Menschen auf der Flucht, die meisten davon als Binnenflüchtlinge. Die Ursachen wie Krieg, Naturkatastrophen und politische Verfolgung sind global. Mit der Installation von Manaf Halbouni im Kulturpalast – dem Wohnzimmer der Stadt – im Umfeld des Dresdner Gedenktages 13. Februar – jedoch erneut auf Fluchtursachen hinzuweisen und für Frieden und Demokratie zu sensibilisieren, ist ein wichtiger Beitrag zur Debatte über unser Zusammenleben in Dresden, Deutschland und Europa.“

Über Manaf Halbouni

Halbouni wurde 1984 in Damaskus geboren. Er ist der Sohn einer gebürtigen Dresdnerin, die aus einer Familie von Ärzten und Kunstliebhabern kommt. Halbouni verbrachte während seiner Kindheit gemeinsam mit seinem älteren Bruder viele Sommermonate bei den in der Stadt lebenden Großeltern.

Halbouni absolvierte zunächst ein Fachabitur in Elektrotechnik und studierte von 2005 bis 2008 Bildhauerei an der Universität der Schönen Künste in seiner Geburtsstadt. 2008 verließ er Syrien, um dort keinen Militärdienst leisten zu müssen. Er wollte stattdessen bei der deutschen Bundeswehr dienen, die ihn jedoch ablehnte. Von 2009 bis 2014 setzte er sein Bildhauereistudium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden bei Eberhard Bosslet fort und war von 2014 bis 2016 dessen Meisterschüler.

Seit 2013 sind Werke von Manaf Halbouni in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen gewesen, u.a. auf der 56. Biennale in Venedig 2015, in Berlin, Athen, Zürich, Wien, Aachen und immer wieder in Dresden. Er war bereits mehrfach als Residenzkünstler eingeladen, derzeit ist er Stipendiat der Deutschen Akademie Villa Massimo in Rom.

Weitere Infos auf seiner Homepage

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