In Deutschland sind Apotheken ebenso wie zahlreiche andere Branchen mit einem gravierenden Fachkräftemangel konfrontiert, der die reibungslose Versorgung der Bevölkerung gefährdet. Eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom zeigt jedoch, dass viele Apotheken trotz dieser Herausforderung nach wie vor an veralteten Bewerbungsverfahren festhalten, was die Suche nach qualifiziertem Personal erschwert.

Die Umfrage unter 853 Unternehmen aller Branchen ergab, dass 99 Prozent der befragten Apotheken auf die herkömmliche Bewerbung per E-Mail setzen. Ein alarmierender Trend zeigt sich dabei, dass 73 Prozent der Apotheken weiterhin die Einreichung klassischer Bewerbungsmappen auf Papier ermöglichen. Im Zeitalter der Digitalisierung bieten jedoch lediglich 43 Prozent der Apotheken Bewerbungen über Online-Tools an, die den Bewerber durch den Prozess führen und die Effizienz steigern könnten. Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass nur 17 Prozent der Apotheken eine One-Klick-Bewerbung über Business-Netzwerke anbieten, was eine zeitsparende Alternative darstellen könnte.

Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder warnt vor den langfristigen Auswirkungen dieser veralteten Bewerbungspraktiken: "Zu viele Apotheken setzen noch auf Bewerbungsverfahren wie vor 20 Jahren. Der Wettbewerb um die besten Fachkräfte beginnt bereits mit einem niedrigschwelligen Bewerbungsprozess."

Die Umfrage zeigt auch, dass 80 Prozent der Apotheken Bewerber durch Stellenangebote finden. Initiativbewerbungen werden mit 95 Prozent noch häufiger genutzt. Zwei Drittel (64 Prozent) setzen auf Übernahmen aus Praktika, während 47 Prozent die Ansprache auf Karrieremessen als erfolgversprechend erachten.

Neben diesen traditionellen Ansätzen nutzen Apotheken jedoch auch moderne Methoden. 32 Prozent setzen auf Headhunting, 28 Prozent auf Active Sourcing über Social Media oder Business-Netzwerke. Die Rekrutierung über Projekte oder Freelancer-Tätigkeiten wird von 21 Prozent der Apotheken genutzt. Auffällig ist, dass digitale Kompetenzen vermittelnde Bootcamps oder Crash-Kurse kaum Beachtung finden. Lediglich ein Prozent der Apotheken gab an, auf diese Weise neue Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter zu finden.

In Anbetracht dieser Ergebnisse ist eine dringende Modernisierung der Bewerbungsprozesse in deutschen Apotheken erforderlich. Die verstärkte Nutzung digitaler Tools und zeitgemäßer Technologien könnte nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch den Wettbewerb um hochqualifizierte Fachkräfte erleichtern.

Kommentar: Bewerbungsprozesse modernisieren – eine zwingende Notwendigkeit für Apotheken

Die Umfrageergebnisse werfen ein Licht auf die Herausforderungen, denen Apotheken in Deutschland gegenüberstehen, insbesondere im Kontext des akuten Fachkräftemangels. Es ist beunruhigend zu sehen, dass viele Apotheken immer noch auf überholte Bewerbungsverfahren setzen, während der Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte intensiver wird.

Die Einführung zeitgemäßer Technologien und digitaler Bewerbungstools könnte nicht nur die Bewerbungsprozesse optimieren, sondern auch dazu beitragen, den Anforderungen der modernen Arbeitswelt gerecht zu werden. Die niedrige Bereitschaft, One-Klick-Bewerbungen über Business-Netzwerke zuzulassen, ist dabei besonders bedenklich. Hier liegt eine Gelegenheit, den Bewerbungsprozess nicht nur für die Apotheken, sondern auch für die Bewerber selbst zu vereinfachen.

Es ist an der Zeit für Apotheken, den Blick auf innovative Rekrutierungsmethoden zu lenken und sich auf zeitgemäße Technologien einzulassen. Dies könnte nicht nur dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu mildern, sondern auch die Arbeitsprozesse effizienter und transparenter zu gestalten. Eine Modernisierung der Bewerbungsprozesse ist keine bloße Option mehr, sondern eine dringende Notwendigkeit für Apotheken, die im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte bestehen wollen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

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