• • Konflikte und Wahlirritationen sorgen für (wirtschaftliche) Instabilität
    • Zuerst Deflationshype, danach erneuter Preisauftrieb
    • Ambitionierte Bewertung bei US-Aktien: kein typisches US-Wahljahr

Die Zunahme von Konflikten, anhaltende Stagnation und hohe Zinsbelastungen haben die Weltwirtschaft vor ernsthaften Herausforderungen gestellt. Trotz dieser Fliehkräfte stehen die Aktienmärkte zum Jahresende nahe Ihrer Allzeithochs. Wie geht es 2024 weiter?
Bisweilen gehen die Marktbeobachter im kommenden Jahr von einer gewissen Ruhe aus. Der sentix Jahresausblick 2024 zeichnet ein deutlich volatileres Bild.

Konsequenzen aus Krieg und Frieden
Die Vielzahl an Kriegen und Konflikten bedeuten nicht nur unendlich viel menschliches Leid, sondern haben auch handfeste Konsequenzen für Wirtschaft, Börse und unser Miteinander. sentix beleuchtet daher in seinem Jahresausblick 2024 die Zusammenhänge und Auswirkungen dieser Konflikte. In den kommenden Monaten dürften aus diesem Themenkomplex intensive Finanzierungsfragen gestellt werden – auch im Falle von wünschenswerten Friedensbemühungen. Die klammen Staatshaushalte sollten insgesamt stärker in den Fokus der Anleger rücken, insbesondere in den USA. Dies hat Folgen für die Entwicklung der Zins-, Währungs- und Aktienmärkte.

Stagnation bleibt, Rezession nicht vom Tisch
Das beherrschende Konjunkturthema „Stagnation/Rezession“ dürfte auch 2024 nicht an Brisanz verlieren. Die Hoffnung der Marktteilnehmer auf eine Erholung der Wirtschaft teilen die Analysten von sentix nicht. Der Kampf um Ressourcen bleibt beherrschend und Knappheitspreise sollten strukturell die Inflation hochhalten. Insbesondere beim Thema Arbeits- und Fachkräftemangel gibt es keine Anzeichen von Entspannung. Daher sollten die Anleger nicht allzu viel Unterstützung von den Notenbanken erwarten. Der konjunkturelle Rückenwind zum Jahresbeginn dürfte sich schnell als laues Lüftchen entpuppen und die angelegten Stagnationstendenzen am Laufen halten. Sentix erwartet, dass die USA in 2024 in eine Rezession abgleiten. Der dämpfende Effekt der bisherigen Zinsanhebungen dürfte sich zeitverzögert auswirken und seinen Tribut in einem Abschwung fordern. Der Chef-Stratege von sentix, Manfred Hübner, resümiert: „Die Anleger sollten sich nicht von einer temporären Erholung der Wirtschaft blenden lassen.“

Zuerst Deflationshype, danach erneuter Preisauftrieb
Der Blick in der Preisentwicklung richtet sich aktuell nach unten – zumindest vorerst. Das Momentum ist immens und beflügelt die Fantasie der Anleger. Im vergangenen sentix Jahresausblick „Mangelwirtschaft“ von 2023 wurden jedoch die Themen aufgezeigt, die in unserer Wirtschaft strukturell zu Mangelerscheinungen führen und inflationstreibend wirken. Auch wenn Kriege befriedet werden könnten, sind diese Mangelerscheinungen keinesfalls beseitigt und dürften sich im Jahresverlauf 2024 erneut bemerkbar machen.

Das anstehende Jahr sollte daher für jeden etwas bieten: Von der zyklischen Betrachtung profitiert die Inflationsentwicklung in den ersten Monaten gerade von den rückläufigen Energiepreisen. Gerade bei den Gaspreisen ergibt sich, europaweit, basisbedingt eine Entlastung für die Inflation. Spätestens Ende Mai dürfte dieser Effekt jedoch auslaufen. Sentix rechnet deshalb nur kurzfristig mit Inflationsentlastung und Stress im zweiten Halbjahr. Patrick Hussy, Geschäftsführer und Portfoliomanager bei sentix stellt fest: „Den Notenbanken fehlt letztlich der Spielraum für Zinsgeschenke.“

Higher for longer?
Die Jahresbefragung der Anleger zeigt eine große Einmütigkeit, dass sowohl die Notenbankzinsen als auch die Langfristzinsen nach unten gehen. Diese Fantasie fußt auf den aktuell stark rückläufigen Inflationszahlen.

Damit sind die Anleger und der Bondmarkt deutlich in Vorleistung gegangen, die Notenbanker müssen ganz schön liefern, um diese Erwartungen nicht zu enttäuschen. Das Positionierungsverhalten ist bereits „ultra long“. Damit ist der Markt sehr verwundbar! Die Risiken für Bonds sind hoch, insbesondere dann, wenn klar ist, dass die Notenbanken die Zinsen nicht senken.

sentix erwartet daher, dass das Credo „higher for longer“ von den Notenbanken in die Tat umgesetzt wird, woraus für sentix im Laufe des Jahres 2024 ein Anstieg der 10-Jahres-Renditen bei US-Staatsanleihen in Richtung 5,5 Prozent folgt. In Euroland dürfte die 3%-Marke deutlich überschritten werden. „Unsere Prognose ist damit ein echter Contrarian-View“, betont Hübner.

Ambitionierte Bewertung bei US-Aktien: kein typisches US-Wahljahr
sentix geht davon aus, dass ein schwieriges Aktienjahr vor uns liegt. Gerade der US-Aktienmarkt ist bereits sehr hoch bewertet. Zwar ist die Chance für eine finale, kurze Übertreibung durchaus gegeben. Doch die Warnzeichen über der Behavioral Finance Analysen mehren sich: „Selbst wenn sich die Zinsen als stabil erweisen oder gar etwas sinken, bleiben Aktien teuer und bewertungstechnisch gefährdet“ stellt Hussy fest. Würde der Zins jedoch (wie von sentix angenommen) wieder ansteigen, wäre dies unter dem Blickwinkel der Bewertung eine massive Bedrohung für Aktien. Das blendet der Konsens bislang aus.

Kommt dann noch eine Rezession oder eine, zumindest für die USA zunehmend wahrscheinliche, Staatsschuldenkrise hinzu, wäre das ein Mix für einen perfekten Sturm. Folglich dürfte der Aktienmarkt im zweiten Halbjahr in eine Falle laufen: Steigende Langfristzinsen, eine Notenbank, die aufgrund einer steigenden Kerninflation nicht zur Hilfe eilen kann, und die Störfeuer, welche im Zuge der Präsidentschaftswahl zu erwarten sind (Trump wird als Kandidat die Stimmung anheizen), haben alle das Potential, den S&P um 1000 Punkte nach Süden zu schicken.

Für den deutschen bzw. europäischen Aktienmarkt sieht es am Ende nicht viel besser aus. Die Energieversorgungsprobleme bleiben, die Inflations- und Mangelerscheinungen in der Wirtschaft ebenfalls. Zudem dürfte auch in Deutschland der Ausgang der Landtagswahlen die Grabenkämpfe in der Politik und Gesellschaft verschärfen.

Steigende Zinsen tun ihr Übriges. Ein dynamischer Abverkauf und ein DAX-Tief bei 13.000 Punkten im Herbst ist in diesem Zuge die für uns wahrscheinlichste Variante.

Behavioristisches Gutachten: Gierige Privatanleger
Im Rahmen der sentix Jahresbefragung für 2024 wurden die Anleger erneut nach ihren Renditeerwartungen an das Folgejahr befragt. Mit 7,10% ist die Renditeerwartung im Schnitt die höchste seit 2016 (Erhebungsbeginn). Bei den Privaten ergibt sich ein besonders starker Anstieg. Diese hohen Erwartungen dürften zum Problem werden. Insgesamt fällt auf, dass die Anleger sehr stark auf den Zinsmarkt setzen.

Der Zinsmarkt ist demnach prädestiniert dafür, das Erwartungsgerüst und die Ertragserwartung ins Wanken zu bringen.

Unter dem Titel „Krieg und Frieden“ ist der Kapitalmarktausblick am 10. Dezember 2023 erschienen und bietet auf über knapp 90 Seiten weitere Prognosen und zehn Anlageideen für 2024. Die Publikation kann hier elektronisch bestellt werden:
https://shop.sentix.de/sentix-jahresausblick-2024

 

Über die sentix GmbH

Die sentix GmbH ist ein Beratungsunternehmen, welches darauf spezialisiert ist, in Echtzeit Auskunft zum Anlegerverhalten und zur Anlegerpsychologie zu liefern. Die Basis bildet eine der größten unabhängigen Investorenbefragungen weltweit (rund 7.000 Teilnehmer). Aspekte der Behavioral Finance werden anwendbar und liefern einen wichtigen Erklärungsgehalt für Marktentwicklungen. Die Gesellschaft ist der führende, unabhängige Anbieter von Stimmungsindizes und verhaltensorientierten Daten in Europa. Weitere Informationen zu sentix finden Sie unter http://www.sentix.de

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