Seit 2014 gibt es den Helga-und-Werner-Sprenger-Friedenspreis der Freiburger INTA-Stiftung.  Mit der Vergabe dieses Preises würdigt die Stiftung Menschen und Initiativen, die sich in besonderer Weise um die Bewahrung, Förderung und Pflege von Frieden verdient machen oder verdient gemacht habe. Ein ganz besonderer Blick geht dabei auf Menschen, deren Wirken das friedvolle Zusammenleben auf lokaler, regionaler, nationaler oder globaler Ebene beispielhaft zum Ziel haben.

Durch eine zweijährige, coronabedingte Pause wurde dieser Friedenspreis nun am Sonntag, 26.11.2023 zum 7. Mal vergeben. Bisherige Preisträgerinnen und Preisträger waren u.a. der Freiburger Drehbuchautor und Filmemacher Peter Ohlendorf, der Militärhistoriker Prof. Dr. Wolfram Wette, der Friedensaktivist und Buchautor Jürgen Grässlin, Theodor Ziegler (Forum Frieden in der ev. Landeskirche), der Waldkircher Helmut Reibold mit seiner deutsch-israelisch-palästinensischen Friedensarbeit , Christoph Besemer von der Werkstatt für gewaltfreie Aktion Baden e.V. sowie Initiativen wie das Frauennetzwerk für Frieden e.V. in Bonn oder die Freiburger Initiative Amica e.V. Eine fünfköpfige Jury entscheidet jeweils jährlich über die Vergabe des Preises, für den  Nominierungen als auch Bewerbungen zugelassen sind.  Zu den Mitgliedern der Jury gehören seit Anbeginn Staatsminister a.D. Dr. Gernot Erler, die Unternehmerin Ursula Sladek sowie die Stiftungsratsmitglieder Helga Sprenger, Uwe Baumann und Peter Herrmann

Der diesjährige Helga-und Werner-Sprenger-Friedenspreis 2023 ging am vergangenen Sonntag in Würdigung seines künstlerischen Wirkens für den Frieden an den Liedermacher, Komponisten und Schriftsteller Konstantin Wecker. Nominiert zur Preisvergabe wurde dieser durch den Freiburger Dipl.-Politologen Christoph Besemer, seines Zeichens u.a. Mitglied in der Werkstatt für gewaltfreie Aktion Baden e.V. in der Evangelischen Landeskirche.

Die feierliche Verleihung des mit 5.000 Euro dotierten Helga-und-Werner-Sprenger-Friedenspreises fand vor rund 150 geladenen Gästen in der Aula der Kath. Akademie in Freiburg statt.

In Rahmen der Verleihung wurde gleichzeitig auch das 10- jährige Bestehen der Stiftung am 26. November 2013 in Freiburg sowie der 100. Geburtstag des in Danzig geborenen und 2009 in Freiburg verstorbenen Schriftstellers und Stiftungsgründers Werner Sprenger gefeiert.

Peter Herrmann vom Stiftungsrat der gemeinnützigen Stiftung wies in seiner Darstellung aus, dass die Stiftung in den vergangenen 10 Jahren rund 300.000 Euro in die Förderung der Stiftungszwecke investiert hat – davon rund 240.000 Euro in gemeinnützige Projekte Dritter. Gefördert wurden unter dem Leitmotiv „Anstiftung zum Leben“ insbesondere Vorhaben regionaler Initiativen, die sich einem friedvollen und beziehungsstiftenden Miteinander in der Welt, sozialer Gerechtigkeit sowie Selbstbestimmung und Potentialentfaltung des einzelnen Menschen widmen. Mit dieser Arbeit pflegt die Stiftung auch die zentralen Anliegen im Wirken und Schaffen des Schriftstellers, aus dessen Feder über 30 Buchwerke sowie einige Hörspiele und Theaterstücke stammen.  Die INTA-Stiftung wurde von dessen in Freiburg lebender Ehefrau Helga Sprenger mit dem Ziel gegründet, das Werk von Werner Sprenger zu pflegen, zu fördern und lebendig zu erhalten. Dabei gelte es nicht, so die heute 87-jährige Stifterin, „die Asche anzubeten, sondern das Feuer zu bewahren“ Für die Weiterführung der ebenfalls aus der schriftstellerischen Arbeit Werner Sprengers entsprungenen INTA-Mediation hat sich im vergangenen Jahr in Freiburg ein Verein mit dem Namen INTA-Meditation e.V. gegründet. „Diese wird die Arbeit von Werner und Helga Sprenger in diesem Feld fortsetzen“, informierte die 1. Vorsitzende des Vereins, Monika Barth im Bühnendialog. In Frieden mit sich selbst zu leben, sei Grundlage für den Frieden in und zwischen Gesellschaften. Die INTA-Meditation stelle eine Umsetzung von Martin Bubers «Dialogischem Prinzip» in die Praxis dar, so die Vorsitzende.

Welch kostbares und zerbrechliches Gut Frieden insgesamt ist, wurde in den zahlreichen Beiträgen an diesem Abend deutlich. „Gerade in Zeiten, die sich zwischen Wortwelten von Kriegs-Verteidigungs-und Friedenstüchtigkeit bewegen, seinen Reflexionen über Krieg und Frieden, über Militarismus und Pazifismus, über Wege zum Frieden besonders angesagt,“ so der Moderator des Abends Uwe Baumann. 

Dies wurde auch in den Worten des Laudators Jürgen Grässlin deutlich, der das Lebenswerk von Konstantin Wecker würdigte.

“Mir fallen auf Anhieb einige weitere Aktivistinnen und Aktivisten der Friedens-, Menschenrechts-, Entwicklungs- und Flüchtlingsbewegung ein, die für diesen ehrenwerten Preis hätten womöglich auch in Frage kommen können. Aber keine und keiner von ihnen schafft es in den Zeiten der Kriege, der Militarisierung und Aufrüstung derart aufrecht und standhaft, konsequent und kreativ pazifistische Positionen zu propagieren– sei es als Friedensaktivist bei politischen Statements oder als stimmgewaltiger Barde auf den Bühnen der Republik, mehr noch, der Welt“, so Jürgen Grässlin.

Bereits in den Siebziger- und Achtzigerjahren habe Konstantin Wecker seine Haltung auf den Großdemonstrationen der Friedensbewegung gegen die Stationierung atomarer Mittelstreckenraketen in der Bundesrepublik Deutschland in die Welt hinausgesungen.  

Konstantin Weckers pazifistische Grundhaltung beruhe auf spirituellen Wurzeln. „Nicht erst in der heutigen Zeit, nein schon seit Jahrzehnten“, trete er dafür ein, „sich gewaltfrei und liebevoll gegen Fehlentwicklungen zu wehren“: Derlei Gedanken fänden sich in seinen Liedern genauso wieder wie zum Beispiel in seinem aktuellen Gedichtband „Wir werden weiter träumen- Poesie für eine bessere Welt“.  

In seinem „Pazifistischen Credo“ wisse er, dass Gewalt immer nur Gegengewalt hervorrufe. Darin verweise er auch auf die Erkenntnis von Mahatma Gandhi: „Was man mit Gewalt gewinnt, kann man nur mit Gewalt behalten.“ „Wecker wanke nicht“, so Grässlin. Er stehe „ohne Wenn und Abers zu seiner bedingungslosen Liebe zum Frieden“.“ „Die Schönheit der Utopie“ sei eines der zentralen Antriebsmotive des Liedermachers.  Alles Militärische sei ihm zuwider. „Sein pazifistisches Credo möchte er niemandem aufzwingen – stets werben dafür würde er am liebsten mit den Mitteln der Poesie und der Musik“, so Jürgen Grässlin. Konstantin Wecker sei nicht einfach ein Musiker, Sänger, Barde. Er verbreitete Botschaften der besonderen Art- so Grässlin: „Die Botschaft des Mitmenschlichen, die Botschaft des Solidarischen, des Miteinanders, der Liebe und der Lust am Leben.“. Poesie und die Musik seinen dabei seine mächtigsten Mittel. Jürgen Grässlin in seinem Resümee: „Ich könnte mir in dieser kriegslüsternen, destruktiven und damit auch kunstfeindlichen Zeit keinen besseren Preisträger vorstellen als Konstantin Wecker“.

Konstantin Wecker zeigte sich bereits im Vorfeld der Veranstaltung über diese besondere Preisverleihung sehr erfreut.Je schrecklicher die Zeiten werden“, so der Preisträger, desto mehr erachte ich die Entwicklung von Empathie für einen der wichtigsten Aspekte für einen weltweiten emanzipativen Aufbruch für die Menschlichkeit und die soziale Gerechtigkeit für alle Menschen“. Konstantin Wecker weiter: „Wir müssen deutlich machen: Empathie und Menschlichkeit sind unteilbar. Wir sollten in diesem Sinne niemals aufhören, zu träumen von einer herrschaftsfreien Welt ohne Kriege, Faschismus, Rassismus, Patriarchat, ohne die zerstörerische Ausbeutung von Menschen und Natur. Auch in dieser Situation, die so hoffnungslos ist.“  Konstantin Wecker verwies insbesondere auch auf das Thema Bildung und deren Bedeutung im Blick auf eine Entwicklung von Friedensfähigkeit des Menschen.  Er zitierte dabei eine Aussage von Ernst Toller in seinem beeindruckenden, 1933 erschienen Buch „Eine Jugend in Deutschland :„Die wichtigste Aufgabe künftiger Schulen ist, die menschliche Phantasie des Kindes, sein Einfühlungsvermögen zu entwickeln, die Trägheit des Herzens zu bekämpfen und zu überwinden.“

Nach der Laudatio überreichten Gernot Erler, Peter Hermann und Uwe Baumann als Jury-Mitglieder mit den besten Wünschen der Stifterin Helga Sprenger die Auszeichnungsurkunde an Konstantin Wecker.

„Es ist an der Zeit“ oder „Wenn unsere Brüder kommen“ waren dann zwei der Lieder, die Konstantin Wecker in eine rund 30-minütige, sich der Ehrung anschließende Lesung aus seinem neusten Buch „Wir werden weiter träumen“ einpackte.  Geballte Poesie in Wort und Musik war im Finale der Veranstaltung angesagt. Sie machten mehr als deutlich, warum Wecker der diesjährige Helga-und Werner-Sprenger-Friedenspreis zugesprochen wurde.

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