• Winterschlaf ist Extremleistung im Tierreich
  • Forschung soll helfen, die stark gefährdeten Gartenschläfer besser zu schützen
  • Tipp: Vorsicht beim Auffinden von Gartenschläfern im Winter

Mit den zunehmend kühlen Temperaturen haben sich auch die meisten Gartenschläfer in den Winterschlaf zurückgezogen. Was nach Ruhe und Erholung klingt, ist eigentlich eine Meisterleistung der Art zum Überleben. Doch gilt der Gartenschläfer in Deutschland als „stark gefährdet“. Deshalb untersucht ein Team des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung alle denkbaren Gefährdungsursachen – darunter auch sein Verhalten im Jahresverlauf. Doch alle Rätsel rund um das Phänomen Winterschlaf konnten dabei noch nicht gelüftet werden. Das Schutzprojekt „Spurensuche Gartenschläfer“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert.

Sven Büchner, Gartenschläfer-Experte der Justus-Liebig-Universität Gießen: „Gartenschläfer fahren im Herbst ihren gesamten Organismus herunter, um monatelang so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen. Die Körpertemperatur dieser kleinen Verwandten des Siebenschläfers sinkt auf etwa 5° Celsius, ihr Herzschlag auf zwei Schläge pro Minute. So schaffen sie es, mit dem etwa 30 Gramm zusätzlichem Fett, das sie sich im Herbst anfressen, den ganzen Winter zu überleben.“ Notwendig ist diese Extremleistung, weil den Winterschläfern der Blinddarm fehlt. Deshalb können sie keine faserreichen Pflanzenteile verdauen und sind auf Insekten, Beeren und ähnliches angewiesen. Im Winter fehlt diese Nahrungsgrundlage weitgehend – deshalb dieses drastische Herunterfahren des Stoffwechsels.

Doch gänzlich gelüftet sind die Geheimnisse um den Winterschlaf der Gartenschläfer noch nicht. Sven Büchner: „Unklar ist noch immer, wie Gartenschläfer sich entscheiden, wann sie in den Winterschlaf gehen und wann sie wieder aufwachen. Woher wissen die Tiere, die etwa in dunklen, kalten Felsspalten überwintern, wenn draußen der Frühling einzieht?“ Ein weiteres Rätsel: Wie kann es funktionieren, dass die Tiere ein halbes Jahr ohne Bewegung ruhen und dennoch keinen Muskelschwund haben? „Diese Frage beschäftigt sogar die Weltraumforschung. Antworten könnten helfen, bemannte Raumfahrten über längere Zeit zu ermöglichen“, so Sven Büchner weiter.

Doch helfen soll die Forschung vor allem dabei, die Gartenschläfer, die laut Roter Liste als „stark gefährdet“ gelten, vor dem Aussterben zu bewahren. Mechthild Klocke, Projektleiterin der „Spurensuche Gartenschläfer“ beim BUND: „Entscheidend für den Gartenschläfer sind im Winter die passenden Rückzugsmöglichkeiten, die Schutz vor Feinden und vor zu großer Kälte und Temperaturschwankungen bietet. Der Gartenschläfer nutzt dafür Verstecke in Baumhöhlen und Felsspalten, in Mauern, Gebäuden und Höhlen, in einigen Regionen auch Nistkästen. Helfen kann man dem Gartenschläfer und vielen anderen Winterschläfern, indem man für sie passende Quartiere bereithält. Alte Obstbäume mit Baumhöhlen und Steinhaufen bieten den passenden Schutz vor Feinden und vor zu großer Kälte und Temperaturschwankungen.“

Achtung beim Auffinden eines Winterschläfers: Wenn Sie ein Gartenschläfer-Nest gefunden haben, berühren Sie es bitte nicht und belassen Sie es wenn möglich an Ort und Stelle. Gartenschläfer stehen unter besonderem Schutz. Jede Störung des Winterschlafs bedeutet einen erheblichen Energieaufwand für die Tiere, deren Reserven dann unter Umständen nicht mehr bis zum Frühling ausreichen werden.

Hintergrund: Im Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“ untersucht der BUND gemeinsam mit der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit 2018 die Frage, warum der Gartenschläfer in kurzer Zeit aus immer mehr Regionen verschwindet und wie man der Art helfen kann. Derzeit werden passende Schutzmaßnahmen in Wäldern und städtischen Regionen von Thüringen bis Rheinland-Pfalz umgesetzt. Das Ziel des Projekts: das Aussterben der Art in Deutschland zu verhindern. Das Projekt wird im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt und in Thüringen mit Mitteln der Stiftung Naturschutz Thüringen gefördert.

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