Es ist ein ungewöhnlicher Sportartenwechsel: Die ehemalige, erfolgreiche Turnerin und Studentin der Sporthochschule Köln, Leona Klein, ist buchstäblich von der Turnmatte in die Eisröhre gewechselt. Die Athletin des BSC Winterberg befindet sich derzeit in der Ausbildung zur Bob-Pilotin. Fahrten und Erfahrungen sammeln, so lautet derzeit die Maxime. Den Sportartenwechsel bezeichnet sie im Gespräch mit dem Sportzentrum Winterberg (SZW) als „ein bisschen verrückt“.  

SZW: Wir freuen uns, in der Garage der VELTINS-EisArena Leona Klein begrüßen zu dürfen: 22 Jahre jung, Frankfurterin, ehemalige Turnerin, Studentin an der Sporthochschule Köln und Bob-Pilotin in der Ausbildung. Leona, wie kommt eine Turnerin zum Bobsport?

Klein: Der Sportartenwechsel ist ein bisschen verrückt. Ich glaube, es gibt keine Turnerin, die Bob fährt. Es war so: Ich habe in Köln zu studieren begonnen. In Corona-Zeiten waren die Hallen blockiert, es durfte nur die Turn-A-Nationalmannschaft trainieren. Dann hat mich ein Bobfahrer mit zum Training genommen. Ich dachte die ganze Zeit, dass es ein Witz ist, dass ich jetzt einen Bob anschieben soll. Das dachte ich auch noch bis zum Zeitpunkt, als ich am Schlitten stand und angeschoben habe. Der Trainer hat damals gesagt: Lass es uns noch mal probieren und schauen, was daraus wird. Ich habe okay gesagt, neue Chance, neues Glück. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Ich habe dann den Sportartenwechsel vollzogen.

SZW: Wie waren Deine ersten Erfahrungen in der VELTINS-EisArena, als Du angeschoben hast?

Klein: Die Fahrten haben mir Spaß gemacht. Ich saß hinten drin. Tatsächlich war es aber dann so, dass jemand an der Pilotenposition gefehlt hat. Ich sollte auf der Pilotenposition anschieben, Ich muss sagen, das hat mir tatsächlich besser als hinten gefallen. So kam das dann.

SZW: Der Wechsel von der Anschieber-Position zur angehenden Pilotin war reiner Zufall …

Klein: Es war tatsächlich reiner Zufall. Wer schiebt an der Pilotenposition an? Ich habe es probiert. Mein damaliger und auch

jetziger Trainer, Thoms Prange, hat sagt: „Du warst Turnerin und hast ein gutes Körpergefühl. Ich kann mir vorstellen, dass Du eine gute Pilotin wärst. Ich habe es gewagt, der Wechsel vom Turnen zum Bobsport war schon verrückt genug. Verlieren kann ich nichts mehr.

SZW: Deine ersten Fahrten als Anschieberin waren durchaus ansprechend. Rang sieben beim Europacup in Lillehammer im November letzten Jahr, dazu zuvor der dritte Platz bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften im Februar 2022. Das kann sich doch sehen lassen.

Klein: Auf jeden Fall. Ich war auch glücklich, dass ich als Anschieberin einen internationalen Einsatz hatte. Aber für mich stand schon schnell fest: Ich bleibe an den Lenkseilen, das ist der Weg.

SZW: Wie weit ist Deine Ausbildung zur Pilotin gediehen?

Klein: Ich habe im letzten Jahr knapp 100 Fahrten im Mono gemacht. Ich bin dann in den Zweier umgestiegen. Ich habe in Winterberg 15 Fahren im Zweier und dann noch 15 Fahrten in Innsbruck. Viele Zweierfahrten habe ich noch nicht.

SZW: Wie könnte man ein vorsichtiges Ziel für die neue Saison formulieren?

Klein: Das Hauptziel ist klar: Fahrten sammeln, damit Erfahrungen sammeln und noch mehr Gefühl für die Kurven zu entwickeln. Dann schauen wir mal, wo es hinführt.

SZW:  Nach eigener Aussage hast Du ein Traumstudium an der Sporthochschule Köln, die Fächer Sportmanagement und Sportkommunikation. Was heißt das genau?

Klein: Das war schon immer mein Traustudium. Schon seit der Schulzeit wollte ich Sport studieren. Ich wollte in den Profisportbereich gehen, wirklich oben in die Managerebene. Fußball war immer mein Traum. Es hat sich aber ein bisschen gewandelt. Irgendwann kam der Wunsch hinzu, Moderatorin zu werden. Ich glaube, mit meinem Studium an der Sporthochschule lege ich die besten Grundsteine.

SZW:  Wie gehst Du mit der Doppelbelastung um. Du studierst ernsthaft.

Klein: Ich studiere ernsthaft. Man kann auch sagen, ich studiere Vollzeit. Im Sommer funktioniert das ganz gut. Ich bin auch sehr happy, dass ich einige Dozenten habe, die großes Verständnis für den Sport aufbringen. Dass wir immer eine Lösung finden, wenn ich zum Training mal weg bin, beispielsweise, wenn wir eine Woche Anschublehrgang haben. Dann

klappt es immer ganz gut. Jetzt im Winter habe ich auch

sehr nette Dozenten, die mich unterstützen. Sie wissen, dass ich nicht immer da sein kann und Bob fahre. Wir kriegen das gemeinsam hin. Deshalb bin ich auch zuversichtlich, dass ich im nächsten Sommer meine Bachelorarbeit schreibe.

SZW: In dieser Saison steht Winterberg im Zeichen der großen BMW IBSF Bob & Skeleton WM. Klar, Du startest nicht, aber Du könntest „schnuppern“.

Klein: Für uns als Nachwuchs ist das natürlich cool zu sehen und zu erleben, wenn die Großen ihre WM fahren. Da kann man bestimmt sehr viel mitnehmen, die Atmosphäre und alles Drumherum. Vielleicht bekommen wir auch einen Einsatz im Spurschlitten und dürfen so ein Teil der großen WM hier in Winterberg sein.

SZW: Leona, vielen Dank für das Gespräch.

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