Mit der Verleihung der Diamantenen und Eisernen Meisterbriefe ehrte die Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald am Montag acht Handwerker, die ihren Meistertitel vor 60 oder gar 65 Jahren erhalten haben. Die Auszeichnung gibt es in diesem Jahr erstmals. Sie soll künftig – analog zur Verleihung der Goldenen Meisterbriefe – zur Tradition werden.

Von den acht Ausgezeichneten erhielten zwei ihre Ehrenurkunde sogar in doppelter Ausführung, weil sie jeweils gleich zwei Meistertitel vorweisen können: So legte Günter Seufert aus Rosenberg im August 1957 seine Meisterprüfung im Maschinenbauer-Handwerk und im Mai 1958 als Kraftfahrzeugmechaniker ab und wurde (in Abwesenheit) mit dem Eisernen Meisterbrief geehrt, während Karl Transier aus Mannheim im Mai 1960 die Meisterprüfung sowohl zum Gas- und Wasserinstallateur als auch zum Klempner absolvierte und somit zwei Diamantene Meisterbriefe entgegennehmen durfte. Der älteste Meister bei der kleinen Feierstunde in den Räumlichkeiten der Handwerkskammer in Mannheim hatte seine Meisterprüfung im Juli 1955 abgelegt, also vor erstaunlichen 68 Jahren: Bäckermeister Kurt Stoll aus Mannheim.

Ihre Ehren-Meisterbriefe erhielten die Anwesenden aus den Händen von Kammerpräsident Klaus Hofmann. Dieser führte in seiner Rede zurück in die entsprechenden Jahre und weckte noch einmal Erinnerungen an einst. So datiere beispielsweise die Erfindung des Polaroid-Farbfilms aus dem Jahr 1963, während im Jahr 1958 Elvis Presley nach Deutschland kam und für einen großen Medienrummel sorgte. Nicht minder spannend sei aber der Blick in die einzelnen Berufe und deren Veränderungen über die Jahrzehnte hinweg. Beispielsweise im Kfz-Bereich. „Seit 2023 wird zum Kraftfahrzeugmechatroniker ausgebildet – ein Zusammenschluss aus den Berufen Kfz-Mechaniker, Kfz-Elektriker und Automobilmechaniker“, sagte der Präsident an den geehrten Kraftfahrzeugmechaniker-Meister aus dem Jahr 1963 gerichtet.

Auch als Werkzeugmacher habe man vor 66 Jahren unter ganz anderen Voraussetzungen gelernt: nämlich mit Rechenschieber, ganz ohne Computer. Heute werde mit hochpräzisen computergesteuerten Werkzeugmaschinen gearbeitet, die von Werkzeugmachern selbst programmiert würden. In anderen Berufen sei die technische Veränderung vielleicht nicht ganz so offensichtlich, aber dennoch gegeben – wie beim Bäcker oder Fleischer. Vom Backen im kohlebeheizten Ofen vor 65 Jahren bis zur modernen Backstube mit verschiedensten Maschinen von heute sei nämlich eine Menge passiert. Manche Entwicklung von damals bis heute stimme auch sorgenvoll. „Während der Fleischer einst ein gefragter Beruf war, gehört er heute zu den Handwerken, in denen besonders um Nachwuchs und Fortbestand gerungen wird“, sagte Präsident Klaus Hofmann. So seien aktuell nur drei Auszubildende im Kammergebiet eingetragen. 2018 waren es noch zehn Lehrlinge.

Ganz anders in der Elektrotechnik. Im Meisterjahr 1958, als der in der Feierstunde ausgezeichnete Elektromechaniker seine Prüfung absolvierte, wurde der erste technische Einsatz von Photovoltaikzellen im US-amerikanischen Satelliten Vanguard vermerkt. Heute ist Photovoltaik in aller Munde und das Klimahandwerk, zu dem auch die Elektrotechnik zählt, ein auch bei jungen Menschen angesehener Handwerkszweig.

Die Ausgezeichneten:

Eiserner Meisterbrief (für 65 Jahre Meisterschaft):

Franz Bangert, Mannheim, Elektromechaniker (Meisterprüfung: März 1958)
Friedrich Kretz, Mannheim, Werkzeugmacher (Meisterprüfung: August 1957)
Günter Seufert, Rosenberg, Maschinenbauer (Meisterprüfung: August 1957) und Kraftfahrzeugmechaniker (Meisterprüfung: Mai 1958)
Kurt Stoll, Mannheim, Bäckermeister (Meisterprüfung: Juli 1955)

Diamantener Meisterbrief (für 60 Jahre Meisterschaft):

Heinz Behr, Mannheim, Kraftfahrzeugmechaniker (Meisterprüfung: Juli 1963)
Karl Fischer, Edingen-Neckarhausen, Fleischer (Meisterprüfung: November 1963)
Karl Heinz Mackert, Laudenbach, Fleischer (Meisterprüfung: Juli 1963)
Karl Transier, Mannheim, Gas- und Wasserinstallateur sowie Klempner (Meisterprüfungen: jeweils im Mai 1960)

Region: Mannheim – Rosenberg – Edingen-Neckarhausen – Laudenbach – Rhein-Neckar-Odenwald

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