Etwa 250 Teilnehmende verfolgten die Vorträge und Podiumsdiskussionen beim Wasserstoff-Forum, das gemeinsam vom regionalen Energiedienstleister badenova, der IHK Südlicher Oberrhein und dem Verein Klimapartner Oberrhein veranstaltet wurde.
Südbaden ist bereit
Die Situation und Stimmung in der Region fasste Heinz-Werner Hölscher, Vorstand des Energieversorgers und Netzbetreibers badenova, in seinem Eingangsstatement zusammen: „Südbaden sitzt in den Startlöchern für den Wasserstoff-Hochlauf. Allerdings kann die Wirtschaft im Südwesten nicht so lange warten, bis die Wasserstoffinfrastruktur in unserer Region ankommt. Als Infrastrukturbetreiber werden wir bereits jetzt Lösungen für den Transport von Wasserstoff entwickeln.“ Nur so könne der Markthochlauf gelingen und die Abwanderung von Industrieunternehmen verhindert werden. Zudem sei es wichtig, jetzt schnell zu handeln und ohne Zeitverlust von der Vision ins konkrete Handeln zu kommen. Dem stimmte auch Andreas Truttenbach, stellv. Präsident der IHK Südlicher Oberrhein, zu.
Energiewende über Grenzen hinweg
Flankierung aus Frankreich erhielten die Akteure dabei von Brigitte Torloting, Vize-Präsidentin der französischen Region Grand Est und aktuelle Präsidentin des Oberrheinrats. Sie betonte, dass Wasserstoff für Frankreich und insbesondere die Région Grand Est eine grenzüberschreitende Thematik sei. Es gelte, sie ungeachtet der großen Herausforderungen für länderübergreifende Projekte mit Nachdruck weiter anzugehen.
Dass diese Verbindung bereits sehr konkret gelebt wird, kam u.a. bei der Vorstellung diverser länderübergreifender Wasserstoffprojekte auf verschiedenen Bühnen zum Vorschein, so beispielsweise beim Kooperationsvorhaben „RHYn Interco“ von GRTgaz aus Frankreich und den Netzbetreibern terranets bw und badenovaNETZE. Auch IWB-Vorstand Dr. Dirk Mulzer beschrieb im Rahmen der Vorstellung des H2-Hubs Schweiz und des Schweizer Standpunkts beim Thema Wasserstoff verschiedene grenzüberschreitende Aspekte.
Bundesweit gute Rahmenbedingungen für H2 schaffen
Im Rahmen einer politischen Podiumsdiskussion beleuchteten verschiedene Speaker aus Wirtschaft und Politik die Wasserstoff-Frage unter bundesdeutschem Licht. So hob Dr. Sopna Sury, im Vorstand von RWE Generation für Wasserstoff verantwortlich, drei Faktoren hervor, die ihres Erachtens nun im deutschen Fokus stehen müssen: Erstens müssten alle Parteien dringend vom Wollen ins Machen kommen. Zweitens müsse die Politik durch mutige Investitionsentscheidungen und die Gestaltung positiver, planbarer Rahmenbedingungen stärker vorangehen. Als dritten Faktor nahm Sury die Infrastruktur-Betreiber in die Verantwortung und riet ihnen, nicht abzuwarten, sondern konkrete Projekte aktiv voranzutreiben. „Eine Autobahn für das grüne Molekül ist absolut notwendig“, so Sury abschließend.
Stellung aus der politischen Ecke zu den Bedürfnissen der Industrie und der Verteilnetzbetreiber, die eine höhere Geschwindigkeit der politischen Prozesse und des Netzausbaus forderten, nahmen Dr. Franziska Brantner, Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, sowie Andreas Jung, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Klimaschutz und Energie der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Laut Brantner gebe es bereits ein hohes Maß an Beschleunigung rund um das Thema Wasserstoff, beispielsweise durch das in Arbeit befindliche Wasserstoffbeschleunigungsgesetz oder den Ausbau des Wasserstoff-Kernnetzes in Deutschland. Durch zwei aus Frankreich und Spanien kommende Pipelines sah sie insbesondere die Region Südbaden im Vorteil, schnell in die Nutzung von Wasserstoff kommen zu können. Auch Andreas Jung sah die Notwendigkeit seitens der Politik, jetzt alle Hebel umzulegen und die heimische Produktion anzukurbeln. Zudem nahm er die Bundesregierung in die Pflicht, eine europäische Wasserstoffunion zu etablieren und globale Partnerschaften voranzubringen.
Industrie fordert Sicherheit
Industrievertreter von Evonik, der Badischen Stahlwerke und von Schwenk Zement zeigten in Richtung der politischen Entscheider deutlich auf, dass die Transformation der Standorte längst geplant wird und die Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff dabei eine zentrale Rolle spielt. Sie untermauerten die Forderungen an die Politik, insbesondere auch die Landespolitik, den Infrastrukturausbau mit Planungs- und Investitionssicherheit zu versehen und ebenso europäische Lösungen voranzutreiben, um neben der heimischen Produktion auch den Wasserstoffimport nach Südbaden zu ermöglichen.
Ohne Wasserstoff keine Klimaneutralität
In einem gesonderten Wissenschafts-Panel waren sich u.a. Dr. Michael Kreuz vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR und Maike Schmidt vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung ZSW darin einig, dass Wasserstoff für die Energiewende unabdingbar ist. „Ohne Wasserstoff wird es keine Klimaneutralität geben können“, so Maike Schmidt. Zudem sei es wichtig, nicht abzuwarten. „Wir müssen schnell skalieren, mit den Techniken arbeiten, die wir bereits haben und unsere Effizienz steigern. Sonst schaffen wir das nicht“, so Schmidt. Auf die Frage, ob man perspektivisch den benötigten Wasserstoff ausschließlich vor Ort herstellen könne oder zusätzlich importieren müsse, beantwortete die Runde einheitlich: Die Vor-Ort-Produktion sei für den Hochlauf absolut notwendig, aber auch andere Import- und Transportoptionen müssten genutzt werden. „Beides tun und nicht eines lassen“, so der eindrückliche Rat von Kreuz.
Zu 3H2:
3H2 ist eine Trinationale Wasserstoff Initiative, die badenova gemeinsam mit dem Verein Klimapartner Oberrhein und der IHK Südlicher Oberrhein im Jahr 2022 ins Leben gerufen hat. 3H2 hat das Ziel, Wasserstoff-Projekte im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Schweiz zu initiieren und zu vernetzen. Denn für den Wirtschaftsstandort im Dreiländereck ist es wichtig, dass sowohl regionale Institutionen und Verbände als auch Industrieunternehmen und Infrastrukturbetreiber zusammenarbeiten, um die Wasserstoffwirtschaft über konkrete Projekte gemeinsam voranzutreiben. Mit neun Partnerunternehmen gestartet, verzeichnet die Initiative mittlerweile 61 teilnehmende Unternehmen und Organisationen.
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