Was kann mütterlicher Alkoholkonsum in der Schwangerschaft bei ungeborenen Kindern verursachen? Welche Herausforderungen können auf die Betroffenen zukommen? Wie geht man mit den Themen Sexualität, Verhütung und Sucht um?

Mit diesen Fragestellungen haben sich kürzlich Experten auf dem dritten Fachtag zur „Fetalen Alkoholspektrumstörung“ – kurz FASD – befasst. Unter dem Motto „FASD und Pubertät – was dann?“ fand die Veranstaltung erstmals im Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus statt. Organisiert wurde der Tag über das FASD-Team des Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) in Zusammenarbeit mit der BTU Cottbus-Senftenberg, dem Jugendamt Cottbus, der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft Cottbus und dem Boje-Verein e.V. (Beratungs- und Ombudsstelle der Kinder- und Jugendhilfe aus Potsdam).

Die Teilnehmer und Zuhörer des Fachtages reisten aus Brandenburg, Berlin und Nordsachsen an. Unter ihnen befanden sich Pflegeeltern, Mitarbeitende von Jugendämtern, freien Trägern und Beratungsstellen sowie aus dem schulischen Bereich. „Wir konnten Referenten mit langjähriger FASD-Erfahrung für diesen Tag gewinnen“, sagt Dr. Kristina Kölzsch, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin am Sozialpädiatrischen Zentrum vom CTK und Leiterin des FASD-Teams.

„Zu den häufigsten nicht genetischen Entwicklungsstörungen zählen fetale Alkoholspektrumstörungen: Schwerwiegende Folgen durch mütterlichen Alkoholkonsum in der Schwangerschaft“, so Dr. Kölzsch. Es wurde deutlich, dass eine frühzeitige Diagnose und eine längerfristige Anbindung an ein Sozialpädiatrisches Zentrum unabdingbar seien.

Besonders wichtig sind Anlaufstellen für Familien mit einem Risikoprofil. Neben der Wissensvermittlung trägt der Austausch zwischen betroffenen Familien und Fachleuten zur Entlastung der Betroffenen und deren Angehörigen bei. „Im Zuge dessen entstand die Idee zur Etablierung einer Selbsthilfegruppe für Pflege- und Adoptiveltern von Kindern mit FASD neben den bereits bestehenden regelmäßig stattfindenden Pflegeelternschulungen im SPZ“, sagt Dr. Kölzsch.

„Dabei braucht es ein gut funktionierendes Helfersystem, um die Entwicklung von Menschen mit FASD optimal zu unterstützen. Prävention beginnt bereits vor der Schwangerschaft und bedarf aus unserer fachlichen Sicht mehr mitgestaltende Fachdisziplinen wie Gynäkologen, Hebammen, Schulen oder Suchtmediziner“, so die Fachärztin. Auch sozial-rechtliche Belange beim Übergang ins Erwachsenenalter spielen eine wichtige Rolle.

„Es war eine gelungene Veranstaltung mit lebendigen Vorträgen, interaktiven Workshops und weitgefächerten Möglichkeiten des interdisziplinären Austausches mit regionalen Ansprechpartnern“, fasst Dr. Kristina Kölzsch zusammen.

Durch die Mithilfe von Studierenden der BTU Cottbus-Senftenberg des Studienganges Soziale Arbeit kam per Videoaufzeichnung auch eine betroffene Jugendliche zu Wort und berichtete von ihrem Alltag mit FASD.

„Das Carl-Thiem-Klinikum sieht sich als fachlicher Ansprechpartner für den Raum Südbrandenburg und Nordsachsen. Zusätzlich sind die hohen Teilnehmerzahlen und die positiven Rückmeldungen eine Wertschätzung für die Arbeit des Sozialpädiatrischen Zentrums hier vor Ort“, sagt PD Dr. Georg Schwabe, Chefarzt vom SPZ. Gleichzeitig sei es ein Ansporn, sich weiter zu entwickeln und zu vernetzen. „Das Thema Versorgung von Betroffenen mit FASD kann auch für die künftige Medizinische Universität in Cottbus von großer Bedeutung sein“, sagt der Chefarzt.

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