„Voll auf die 12“, ließe sich abkürzen, wenn man das beherrschende Element dieser neuen Produktion der Berliner Opernkompanie Novoflot betrachtet: OpernCall ist eine Operninstallation für die durch Nina von Mechows Bühnenentwurf zwölf-teilig definierte Glasfassade der Akademie der Künste am Pariser Platz. Frei begehbar beinhaltet das Projekt zwölf Uraufführungen unterschiedlicher Komponist*innen, die den 3. und unvollendeten Akt der Oper Moses und Aaron von Arnold Schönberg weiterdenken.

OpernCall ist als dreidimensionale Transformation der Schönbergschen Zwölf-tontechnik in den öffentlichen Raum konzipiert. Sie eröffnet mit einem aus Texten von Jo Frank und Ulrich Holbein destillierten Libretto die Perspektive eines eigens entwickelten ortsbezogenen Opernformats, das direkte und indirekte Theaterwahrnehmung zu verbinden sucht. Zwischen Opernuraufführung und Film, musiktheatraler Ausstellung und Audiowalk, szenischer Erkundung und neu komponierter Musik entsteht ein Hybrid, der sich im Innenraum der Akademie der Künste komplett analog erleben lässt und im Außenraum mittels eines Kopfhörersystems und durch den Blick auf die zwölfgeteilte Glasfassade visuell-akustisch vermittelt wird.

OpernCall ist der zweite Teil des auf sechs Stationen angelegten Novoflot-Projektes Die Harmonielehre und wird Mitte Oktober 2024 auf die Räumlichkeiten der Kölner Philharmonie übertragen.

Zum Gesamtprojekt Die Harmonielehre:

Gestartet mit der Produktion „Die Harmonielehre Akt 1 – Akt 5 (Von Novoflot und Arnold Schönberg)“, feiert Novoflot seit Dezember 2022 ein Jubiläum der besonderen Art: 70 Jahre nach seinem Tod wurden die Rechte am Werk Arnold Schönbergs frei. Nun gehört es uns allen! Gemeinsam mit einem Team von Komponist*innen, Ensembles für Neue Musik, Gesangs- und Performer*innenensemble, Raum-, Video- und Bühnenkünstler*innen widmet sich die Berliner Opernkompanie dem geistigen Erbe eines der größten Komponisten und verwegensten Denker der Musikgeschichte, durchleuchtet und lotet seinen Weg zur Atonalität neu aus.

Schönbergs theoretisches Hauptwerk Die Harmonielehre dient Novoflot dabei als Folie für ein aus sechs eigenständigen, dennoch aufeinander bezogenen Teilen bestehendes Stationendrama über Möglichkeiten der Kunstproduktion in Zeiten heftiger Disharmonie.

Vor allem in den vergangenen zwei Jahren stellen das Auftauchen eines Virus und ein schrecklicher Krieg das Selbstverständnis der menschlichen Gesellschaften in Frage und legen zahllose (längst vorhandene) Missstände offen. Soziologie, Kultur und Wissenschaft müssen sich neu sortieren und mit ihren Fragestellungen und Antworten neugierig machen auf eine Zukunft, die mehr denn je in den Sternen steht. Diesem Umstand folgend will Novoflot in ihrer Harmonielehre anhand des künstlerischen Œuvres Schönbergs unterschiedlichste Formen des theatralen Ausdrucks durchspielen.

Die Opernkompanie erforscht die musiktheatrale Utopie des kollektiven Eigentums, welche den (wenngleich unrealistischen) Versuch beinhaltet, auch materielles Eigentum aus diesem Universum zu verbannen. Für eine Zukunft, die jenseits einer Kartographie der Unterdrückung eine Welt erfindet, von der auch Schönberg als einer der großen musikalischen Utopisten dieses Erdballs geträumt haben dürfte.

Nach dem Freiwerden der Rechte würdigt Novoflot im Jahr 2024 auch den 150. Geburtstag von Arnold Schönberg und verknüpft dieses Jubiläum mit der Geburtsstunde neuer Lesarten seiner Werke. Weitere Teile von Die Harmonielehre werden im Jahr 2024 beim Kunstfest Weimar, dem Musikfestival Bern und in der Kölner Philharmonie uraufgeführt.

Die Harmonielehre #2 – OpernCall

Komposition:

Antonis Anissegos, Minas Borboudakis, Caio De Azevedo, Liisa Hirsch, Haris Kittos, Anna Korsun, Dariya Maminova, David Rimsky-Korsakow, Żaneta Rydzewska, Jacopo Salvatori, Tomasz Skweres, Tom B. Smith

Libretto: Jo Frank, Ulrich Holbein (Bearbeitung: Malte Ubenauf)

Mit:

Ensemble Dissonart: Jannis Annissegos (Flöte), Alexandros Stavridis (Klarinette), Lenio Liatsou (Klavier), Kostas Argyropoulos (Percussion), Theodoros Patsalidis (Violine), Poulcheria Seira (Viola) Hayden Chisholm (Saxophon), Antonis Anissegos und Jacopo Salvatori (Tasten), Chris Dahlgren (Bass, Viola da Gamba)

Peyee Chen und Rosemary Hardy (Gesang), Ichi Go (Tanz), Magne-Havaard Brekke (Schauspiel), Auditiv Vokal (Gesangsquartett)

Regie und Konzept Sven Holm Musikalische Leitung Vicente Larrañaga Musikalische Leitung Auditiv Vokal Olaf Katzer Bühne und Kostüme Nina von Mechow Dramaturgie und Konzept Malte Ubenauf Video Andreas Deinert Licht Ismael Schott Tonmeister Karl Schüller Management Dörte Wolter Produktionsleitung Axel Lambrette, Rania Mavriki, Kommunikation k3 berlin

Gefördert durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Mit freundlicher Unterstützung durch die Aventis Foundation.

Über Novoflot und die Oper an sich

Die Oper ist ein Gesamtkunstwerk, deren einzelne Bausteine für sich genommen jeweils Kunstgeschichte schreiben. Und sie ist ein Missverständnis. Denn vieles von dem, was die Oper heute auszeichnet, widerspricht den eigentlichen Zielen ihrer Erfinder: eine Wiederbelebung der antiken Ideale. So wollte es die Florentiner Camerata Ende des 16. Jahrhunderts. Die Bourgeoisie Europas jedoch fand ein ganz eigenes Gefallen an dem neu geschaffenen Genre und deutete das einzigartige Potential der Gattung zu Ungunsten seiner Bauteile um: Erkenntnisgewinn bei Liebe, Mord und Totschlag wurde dem unbedingten Willen zur Repräsentation geopfert.

Novoflot versteht sich als Gegenpol dieser Entwicklung. Oder besser gesagt: als Gegenbewegung. Seit 2002 untersuchen die Künstler:innen des frei produzierenden Ensembles – 2014 mit dem Tabori Preis ausgezeichnet – die verdeckten Dimensionen der Gattung Oper und setzten das Mosaik der Einzelteile immer wieder neu zusammen. Herausgekommen sind Opernereignisse abseits der scheinbar manifesten Präsentationsform. Konflikte jeglicher Art waren und sind bei diesen Unternehmungen vorprogrammiert. Laut Duden jedoch bilden sie die Voraussetzung für das Drama.

www.novoflot.de

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