Annie Lush sieht den deutschen Segelsport im Aufwind und damit gute Chancen, dass sich die deutschen Frauen in Zukunft mehr durchsetzen werden. „Deutschland hat bei den Olympischen Spielen einen großen Schritt nach vorn gemacht. Es gibt fantastische Frauen, die wir in Zukunft stärker im Profi-Segelsport sehen werden.“ Und es werden nicht nur Quoten sein, die an Bord der Yachten erfüllt werden. Diese Erfahrung konnte Annie Lush selbst gerade beim The Ocean Race an Bord des „GUYOT environnement – Team Europe“ machen. „Ich war nicht Teil der Crew, weil ich eine Frau bin, sondern ich brachte die Erfahrung des Offshore-Seglens ins Team.“
Bis zu dieser Anerkennung allerdings war es ein weiter Weg: Mit der Teilnahme des reinen Frauen-Teams „SCA“ am Volvo Ocean Race 2014/15 sorgten die Frauen unter anderem mit einem Etappensieg für Aufmerksamkeit, die allerdings schnell wieder abzuebben drohte, als sich der Sponsor zurückzog. Aus der Crew heraus gründete sich das Magenta-Project, dessen CEO Meg Reilly heute ist. „Wir knüpften ein weltweites Netzwerk, halten die Verbindung zu Unternehmen und Vereinigungen wie der Imoca-Klasse. Wir haben ein Foiling-Projekt initiiert und wollen dafür sorgen, dass jeder die Chance hat, seine Karriere im Segelsport zu starten. Wir freuen uns, mit dem Projekt der Offshoreseglerinnen ein nationales Programm unterstützen zu können“, sagt die New Yorkerin. Es sei eine gute Aufgabe, die nächste Generation für den Segelsport zu begeistern.
Wie sehr dieses Netzwerk nachgefragt wird, machte Eshana Müller deutlich: Vor zwei Jahren wurde eine Instagram-Seite gestartet, um deutsche Frauen im Offshore-Segeln zu präsentieren. „Von dem Moment an erhielten wir zahllose Nachrichten von Frauen, die solch ein Netzwerk wollten. Heute sind wir rund 90 Frauen im Projekt der Offshoreseglerinnen. Viele haben von einer Kampagne geträumt, hatten aber nicht den Zugang zu den Ressourcen. Inzwischen laufen die ersten Projekte.“
Der Startschuss für das neue deutsche Netzwerks war der Rückzug der „Tutima“-Crew aus dem Regatta-Circuit vor rund zwei Jahren. Über elf Jahre bildete die Frauen-Crew um Kirsten
Harmstorf-Schönwitz auf der „Tutima“ den Kristallisationspunkt für die Seglerinnen. „Wir hatten den besten Sponsor der Welt, hatten freie Hand und konnten die Regatten segeln, die wir wollten. Uns war es wichtig, dass wir 15 Charaktere zusammen haben, die auch wirklich zusammen passen. Deshalb sind wir solange zusammen gesegelt und haben den Zeitpunkt des Abschieds auch selbst gewählt. Jetzt haben wir noch mal ein Comeback für diese WM“, berichtete „Kirsche“ und untermauerte damit, was Kerstin Zillmer deutlich formulierte: „Die Frauen-Teams brauchen mehr Sponsoren, die ihnen vertrauen. Denn oft scheitern die Kampagnen schlichtweg am Geld.“
Die Stranderin Susann Beucke hat sich dieses Vertrauen durch ihre Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2021 erarbeitet und durch die Unterstützung aus der Industrie den Sprung in die Offshore-Szene geschafft. Sie war aus Lorient/Frankreich zugeschaltet, wo sie sich gerade auf die nächsten Rennen der Solitaire du Figaro vorbereitet. Mit ihrer Kampagne „This race is female“ hat sie die Chance, sich weiter zu entwickeln: „Es ist ein großer Schritt vom olympischen Segeln zum Offshore-Segeln. Ich lerne jeden Tag etwas Neues. Ich bin jetzt in die französische Offshore-Segelwelt eingetaucht und stelle fest, dass alles von der Kompetenz und dem Selbstvertrauen abhängt, diese Projekte zu starten. Das muss man sich erarbeiten. Daher ist das Netzwerk so wichtig, um uns gegenseitig zu unterstützen und die Möglichkeiten aufzuzeigen.“
Die Podiumsdiskussion soll daher nur der Auftakt zu weiteren Events sein, um das Netzwerk zu stärken. Weitere Projekte und Ideen werden über die Website www.offshoreseglerinnen.de und über Social Media veröffentlicht.
Vorläufiger Zeitplan der ORC-Weltmeisterschaft (4. bis 12. August 2023):
- Sonntag, 6. August: Trainingsrennen, Eröffnungsfeier
- Montag, 7. August, bis Freitag, 11. August: Wettfahrten
- Samstag, 12. August: Abschlussrennen und Siegerehrung
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