DER AGRARHANDEL e. V. (DAH) kritisiert scharf die am heutigen Tage von Russland getroffene Entscheidung, das Abkommen zur Verschiffung von ukrainischem Getreide zu stoppen. Es soll erst wieder in Kraft treten, wenn Wirtschaftssanktionen gegen Russland gelockert werden. Die Folgen der Aufkündigung dürften schon bald spürbar sein. „Diese Entscheidung ist eine Katastrophe. Die Agrarwirtschaft ist für die Ukraine lebenswichtig, das Abkommen sollte unbedingt aufrechterhalten werden“, stellt Martin Courbier, Geschäftsführer des DAH, klar. Die lukrative Bewirtschaftung des überhaupt noch zu bestellenden Ackerlandes in Kriegszeiten sei bereits eine riesige Herausforderung für die ukrainischen Landwirte – und nun käme durch die Blockade Russlands weitere Unsicherheit dazu.

Russland rechtfertigt den Stopp des Abkommens unter anderem damit, dass sowieso nur ein geringer Teil der Ernte-Exporte armen Staaten im Rest der Welt zugutekämen. „Völlig außer Acht gelassen wird allerdings die Tatsache, dass durch die Exporte die Preise für Lebensmittel weltweit gesenkt werden konnten und auf einem angemessenen Niveau blieben“, so Courbier. 

Des Weiteren sei die Ukraine auf die Einnahmen aus den Exporten angewiesen, erklärt der DAH. Agrarwirtschaft ist für das Land lebenswichtig, wie Zahlen des ukrainischen Wirtschaftsministeriums belegen: 10 % des Bruttoinlandsprodukts werden durch die Landwirtschaft erwirtschaftet, 20 % der Arbeitnehmer beschäftigt und 40 % der Deviseneinnahmen erzielt. „Das zeigt deutlich, was diese Entscheidung für die Ukraine, aber auch ärmere Länder weltweit bedeuten kann“, fasst Courbier zusammen.

Die heutige Entscheidung Russlands mache außerdem deutlich, dass sich die ukrainische Agrarwirtschaft perspektivisch unabhängiger von dem Getreideabkommen machen muss. „Der Fokus muss jetzt auf dem Hafenumschlag im Donaudelta liegen. Auch der Ausbau für Bahnfracht zu den Seehäfen von Adria, Nord- und Ostsee muss vorangebracht werden“, fordert der Verband. Kurzfristig Abhilfe schaffen könnte außerdem eine bessere logistische Abwicklung, insbesondere an den EU-Außengrenzen. „Es würde auch helfen, wenn das zulässige LKW-Gesamtgewicht für grenzüberschreitende Transporte angehoben würde, um möglichst unbürokratisch für eine Effizienzsteigerung der Transporte zu sorgen“, erklärt Courbier abschließend.

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DER AGRARHANDEL ist die Interessenvertretung des Agrarhandels in Deutschland. Seine Mitgliedsunternehmen beliefern die Landwirtschaft mit Saatgut, Pflanzenschutz- und Düngemitteln sowie Futtermitteln. Sie erfassen bundesweit Agrarrohstoffe, wie Getreide und Ölsaaten, und vermarkten sie als Nahrungs- und Futtermittel im In- und Ausland. Auch zählen internationale Im- und Exporteure sowie Makler von Agrarerzeugnissen zu den Mitgliedern. DER AGRARHANDEL ging 2022 aus einer Verschmelzung des Bundesverbands Agrarhandel e.V. (BVA) und des Vereins der Getreidehändler der Hamburger Börse e.V. (VdG) hervor. Er unterhält Geschäftsstellen in Hamburg und Berlin.

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