Mit klarem Blick in eine herausfordernde Zukunft präsentierte sich die EUROBAUSTOFF am 16. Juni 2023 auf der diesjährigen ordentlichen Gesellschafterversammlung in Baden-Baden. Mehr als 90 % der derzeit 448 Gesellschafterhäuser mit 1682 Standorten waren vor Ort bzw. hatten eine Vollmacht erteilt, um sich über die aktuelle Marktlage auszutauschen sowie Informationen und Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung auch in schwierigen Zeiten mitzunehmen.

Nach der Sitzungseröffnung durch den Aufsichtsratsvorsitzenden der Kooperation, Boy Meesenburg, folgten die Grußworte aus der Region durch den stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Dieter Kömpf. Hier wurde bereits deutlich, um welche Schwerpunktthemen sich die diesjährige Gesellschafterversammlung drehen wird. So zeigte er gleich zu Beginn die wirtschaftlichen Chancen für die Branche auf, auch wenn derzeit eine Krise auf die nächste folgt. Im Anschluss zu den Grußworten der BDB-Präsidentin

Katharina Metzger, stand der weitere Verlauf der Gesellschafterversammlung, wie in den Vorjahren, zunächst im Zeichen der EUROBAUSTOFF Geschäftsführung. Den Anfang machte Jörg Hoffmann, Geschäftsführer Finanzen, mit der Vorstellung des Geschäftsberichtes 2022. Anhand ausgewählter Kennzahlen konnte Hoffmann für das abgelaufene Geschäftsjahr mit einem abgerufenen Einkaufsvolumen von 9,07 Mrd. Euro und damit einem Plus von 9,03 Prozent nur Positives berichten. In seiner Rede ging Hoffmann aber auch auf die derzeit größte Herausforderung für die Kooperation ein: „Die Stellenbesetzung in einem immer enger werdenden Arbeitnehmermarkt“. Hinzu komme der stetig steigende Aufwand bei der Stellenbesetzung. Ein Lichtblick sei hingegen der Ausbildungsbereich. „Die Ausbildung bei der EUROBAUSTOFF ist aktuell mit 27 Auszubildenden und sieben dualen Studenten gut besetzt und ermöglicht es uns, bereits heute bei der Besetzung offener Stellen von der qualifizierten Ausbildung zu profitieren. Deshalb wollen wir unsere Ausbildungskapazitäten schrittweise weiter ausbauen“, führte Hoffmann aus.

Paket für den elektronischen Bestellprozess geschnürt

Außerdem wies Hoffmann die Gesellschafter in seiner Rede auch auf die Möglichkeit hin, den Bestellprozess mit Unterstützung der EUROBAUSTOFF zu digitalisieren: „Das spart Kosten und Ressourcen und vermeidet Fehler. Der Bearbeitungsprozess wird dadurch deutlich beschleunigt“, sagte Hoffmann. Um den sogenannten elektronischen Bestellprozess (EDI) auf den

Weg zu bringen hatte die EUROBAUSTOFF in 2022 ein Anreizmodell entwickelt, das zunächst von 58 Gesellschaftern genutzt wurde. Anfang 2023 seien 27 Gesellschafter hinzugekommen. Aktuell befänden sich noch weitere 124 Gesellschafter in der Aktionsphase, führte der Finanz-Geschäftsführer zu diesem Punkt aus. „Unabhängig von diesem einmaligen Anreizmodell haben wir mit den verschiedenen Softwarehäusern INFOKOM, GWS, SE Padersoft, Allgeier und Megacom jeweils ein EDI-Angebot mit attraktiven Umstellungskosten zum Festpreis für die Gesellschafter verhandelt. Ebenso können die Gesellschafter bei zahlreichen Lieferanten eine EDI-Orders-Vergütung pro elektronischer Bestellung erhalten“, ergänzte Hoffmann. Sein Fazit: Vor diesem Hintergrund lohne sich eine EDI-Teilnahme auf jeden Fall.

Dr. Eckard Kern, Vorsitzender der EUROBAUSTOFF Geschäftsführung, hatte seinen anschließenden Vortrag unter die Überschrift „Der Bau: Herausforderungen meistern -Chancen ergreifen“ gestellt.

Dementsprechend ging er zunächst auf das herausfordernde Marktumfeld mit rückläufigem Neubaugeschäft, zurückgehender Umsatz-und Margenentwicklung, steigenden Kosten durch Personal und Inflation sowie zunehmender Gefahr durch Cyberkriminalität ein. Vor diesem Hintergrund verzeichnet die Kooperation für die ersten fünf Monate des laufenden Geschäftsjahres per 31. Mai 2023 ein zentral abgerechnetes Einkaufsvolumen von rund 3,26 Mrd. Euro und damit einen Rückgang von 17,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im Anschluss an die

aktuellen Zahlen zum laufenden Geschäftsjahr zeigte Dr. Kern den Gesellschaftern Wege auf, wie sie sich mit dem umfangreichen Dienstleistungsangebot der EUROBAUSTOFF zur Kosten- und Prozessoptimierung auch in einem schwierigen Marktumfeld erfolgreich positionieren können. „Nicht zu vergessen sind in diesem Zusammenhang unsere sechs Zentrallager, die in Zeiten wie diesen ein wichtiger Wettbewerbsfaktor sind, da sie das individuelle Risiko der Gesellschafter minimieren und die Wettbewerbsfähigkeit steigern.“ Ebenso versäumte er nicht, die Themen vorzustellen, mit denen sich die Gesellschafter beschäftigen sollten. Dazu zählte der Vorsitzende der Geschäftsführung die Bereiche: „Energetische Sanierung“ sowie „Nachhaltiges Bauen“ und stellte erste Konzepte und Lösungsansätze vor. Gerade die Energetische Sanierung biete bei einem Bestand von 22 Millionen Wohngebäuden, von denen 60 Prozent vor 1977 errichtet wurden, ein riesiges Betätigungsfeld für den Fachhandel.

„Wenn wir als starke Gemeinschaft an den hier nur kurz skizzierten Themen dranbleiben und den Markt vorausschauend mitgestalten, haben wir eine sehr gute Ausgangsposition, um die Herausforderungen der Zeit erfolgreich zu meistern“, zeigte sich Dr. Kern in Baden-Baden überzeugt.

Auch Hartmut Möller, Geschäftsführer Gesellschafterbetreuung, Einkauf und Landesgesellschaften Österreich und Schweiz, ging in seinem anschließenden Vortrag „Der Bau im Wandel – Der Krise begegnen“ auf die

baukonjunkturelle Entwicklung, die Situation in den Warenbereichen und die Herausforderungen am Bau ein.

Sein erstes Zwischenfazit: „Das Wachstum der letzten Jahre holt uns derzeit ein und darunter leidet insbesondere das Neubaugeschäft. Es liegt daher an uns allen, eine möglichst hohe Kompensation im Sanierungsbereich zu erzielen“, resümierte Möller. Das gelte im Übrigen auch für die Entwicklung in Österreich, während die Schweizer Bauwirtschaft derzeit etwas besser dastehe und die Kooperation vor diesem Hintergrund hier nur ein leichtes Minus für die ersten fünf Monate des laufenden Jahres verzeichne.

Im Geschäftsfeld Einzelhandel habe sich die Versorgung für DIY- und Fachmarktprodukte weitgehend normalisiert. Allerdings sei das Konsumverhalten der Endverbraucher inflationsbedingt zurückhaltender. Daher sei auch im Einzelhandel in 2023 mit Rückgängen zu rechnen. „Insgesamt gehen wir davon aus, dass die Geschäftsentwicklung in den meisten Warenbereichen in den nächsten Monaten, und möglicherweise auch im nächsten Jahr, schwierig bleiben wird. Jetzt gilt es, sich den aktuellen Herausforderungen zu stellen. Zumal es genügend Ansätze gibt, der stagnierenden Baukonjunktur entgegenzutreten“, fasste Möller die Entwicklung in den Warenbereichen zusammen. So böten beispielsweise das Holzbaukonzept der EUROBAUSTOFF oder der Ausbau des Handelsmarkengeschäfts Ansätze zur Geschäftsoptimierung. „Nach wie vor können wir unsere eigene Konjunktur schreiben und gestalten. Wenn Sie die

Waren- und Dienstleistungsbereiche Ihrer Kooperation umfassend nutzen, wenn Sie in Ihrem Unternehmen Ihre Sortimentspolitik auf die Zukunft ausrichten, wenn Sie neue Geschäftsfelder erschließen, dann bin ich davon überzeugt, dass wir diese anspruchsvollere Konjunkturphase schnell überwinden werden. Lassen Sie uns gemeinsam die Krise meistern“, appellierte Möller zum Schluss seiner Rede an die Gesellschafter.

Anschließend standen die Vorträge der Jungunternehmer-Sprecherinnen Pia Beinkofer (Beinkofer, Linz), Dolores Saal (Bauen + Leben, Linz am Rhein) und Christoph Mohr (Etges & Dächer Baustoffe, Trier) sowie der Bericht des Aufsichtsrates auf der Tagesordnung. Bevor Boy Meesenburg als Aufsichtsratsvorsitzender zu seinem traditionellen Schlusswort ans Rednerpult trat, gehörte die Bühne dem Gastredner André Wiersig. Mit seinem Vortrag „Nachts allein im Ozean – erfolgreich unter extremen Bedingungen“ begeisterte er die Zuhörer nicht nur mit seinen Erlebnissen als Extremschwimmer weit draußen auf dem Ozean, wo man kein Land mehr sieht, sondern ermöglichte den Zuhörern mit seinen Erfahrungen auch einen neuen Blick auf das Machbare zu finden. „Irgendwann dreht sich immer die Strömung. Durchhalten ist daher die Devise“, gab er den Gesellschaftern in Baden-Baden mit auf den Weg.

Die nächste EUROBAUSTOFF-Gesellschafterversammlung findet vom 13. bis 15. Juni 2024 in Wien statt.

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