Der Steinschmätzer ist ein ganz besonderer Singvogel. Ganze 25 Gramm schwer, kommt er in jedem Frühjahr aus dem Winterquartier im südlichen Afrika. Manche übrigens fliegen von dort nach Alaska weiter und legen Strecken von bis zu 30.000 Kilometern zurück. Das ist also kein Vogel wie jeder andere. Allerdings ist er vom Aussterben bedroht. Dies hat auch damit zu tun, dass viele Nistgelegenheiten verloren gegangen sind.
Daher ist es ein naheliegender Gedanke, dem Steinschmätzer Brutgelegenheiten anbieten zu können. Der Landschaftspflegeverband hat sich daher mit dem Start-Projekt der BauHaus Werkstätten in Wiesbaden zusammengetan, die sich um die Integration Jugendlicher in das Berufsleben kümmern. Das Start-Projekt wird aus dem Europäischen Sozialfonds Plus (ESF+) gefördert. Er ist das wichtigste Instrument der EU für die Förderung von Beschäftigung und sozialer Eingliederung.
Unter der Leitung von Eva-Maria Felgner und Michael Bensch haben die Jugendlichen in der Umweltwerkstatt zwölf Nistkästen für den Steinschmätzer gebaut. Vier weitere Nistkästen hat Tobias Lutz, ehrenamtlicher Helfer im Landschaftspflegeverband, gebaut.
Die Betreuung der einzigen Steinschmätzer-Population in Hessen erfolgt seit gut 20 Jahren durch Thomas Norgall, der sich hier auch ehrenamtlich engagiert. Als Experte hat er die Nistkästen auf dem Gelände des Rhein-Main-Deponieparks in Flörsheim-Wicker in bereits bestehende Steinhaufen und weitere geeignete Stellen eingebaut. Ein weiterer Teil der Kästen wurde in den Kiesgruben in Weilbach eingebracht, also nicht weit entfernt von der Hauptkolonie.
Die Idee, tunnelförmige Nisthilfen für die Steinschmätzer zu installieren, kommt aus Frankreich. Dort und in den Niederlanden hat sich tatsächlich der Bruterfolg durch diese Kästen erhöht – es gibt also berechtigte Hoffnung, dass dies auch im Main-Taunus-Kreis funktionieren kann. Das Gelände des Deponieparks eignet sich auch deshalb, weil die Bereiche mit den Nisthilfen nicht ständig durch Menschen gestört werden. Die Kästen wiederum haben den Vorteil, dass der Nachwuchs der Steinschmätzer darin auch vor Mauswieseln und Wanderratten geschützt ist.
Dass das Projekt kein Selbstläufer sein wird, hat das vorletzte Jahr gezeigt, als die Population schrumpfte, weil wegen ungünstiger Witterungsbedingungen die Jungvögel nicht ausreichend mit Nahrung versorgt werden konnten. Ein wenig Geduld wird man also mitbringen müssen, um einen Erfolg des Projektes beobachten zu können. Deshalb soll es auch eine zweijährige Testphase geben. Das Projekt wird vom Land Hessen nach der Richtlinie zur Förderung von Landschaftspflegeverbänden unterstützt.
(Text: Manfred Becht)
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