Die meisten Einwohner Mecklenburg-Vorpommerns sind an dem, was in ihrem Bundesland passiert, interessiert und informieren sich recht klassisch in Radio und Fernsehen, ergänzt durch persönliche Gespräche. Bei den Jüngeren spielen zudem das Internet und soziale Medien eine Rolle. Auch online werden meist etablierte Anbieter aus Radio, Fernsehen und Presse als Informationsquellen genutzt. Lediglich ein Prozent der Menschen bezieht seine Informationen ausschließlich aus sozialen Medien. Dies sind Ergebnisse der Studie „Mediennutzung und politische Kultur in Mecklenburg-Vorpommern“ des Hamburger Leibniz-Instituts für Medienforschung, die heute in Schwerin präsentiert wurde.

Migrationspolitik und Energiekrise sind wichtigste aktuelle Themen

Die Auswirkungen von Migrationspolitik und die Energiekrise sind derzeit die beiden Themen, die die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern als am wichtigsten erachten. Hierzu fühlen sich viele nicht hinreichend informiert und wahrgenommen. Den politischen Institutionen wird mangelnde Transparenz und Glaubwürdigkeit vorgeworden. Diese Kritik an der Politik spiegelt sich auch in den Vertrauenswerten gegenüber demokratischen Institutionen. Während Polizei und Justiz ein vergleichsweise großes Vertrauen besitzen, wird den Parteien im Allgemeinen, der Bundesregierung und dem Bundestag, genauso wie der Landesregierung und dem Landtag deutlich weniger Vertrauen geschenkt. Den Reden von Politikern und den Boulevardmedien wird die geringste Glaubwürdigkeit zugesprochen.

NDR gilt bei vielen Menschen als am glaubwürdigsten

Die höchste Glaubwürdigkeit genießen der öffentlich-rechtliche Rundfunk und die regionalen Tageszeitungen. Dass in sozialen Medien mitunter ein anderes Bild entsteht, mag darauf zurückzuführen sein, dass dort nur vergleichsweise kleine Anteile der Bevölkerung ihre Meinung kundtun und Sympathisanten der AfD am kommentier-freudigsten sind. Anhänger der AFD äußern im Vergleich die deutlich geringste Glaubwürdigkeit gegenüber etablierten Medien und das niedrigste Vertrauen gegenüber demokratischen Institutionen. Aber es sind nicht nur Anhänger der AfD, die unzufrieden damit sind, wie die Demokratie in Mecklenburg-Vorpommern funktioniert. Insbesondere Menschen, die keiner Partei zuneigen, äußern sich kritisch. Unzufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie geht einher mit mangelndem Vertrauen in demokratische Institutionen und eine den Medien zugeschriebene fehlende Glaubwürdigkeit.

Mediennutzung kann Unzufriedenheit nicht erklären

Dennoch informieren sich auch die Unzufriedenen nicht wesentlich anders als diejenigen, die mit dem Funktionieren zufriedener sind. Etablierte Anbieter aus Radio, Fernsehen und Presse dienen den meisten als Informationsquellen, on- oder offline, ergänzt durch persönliche Gespräche. Neben mangelndem Vertrauen in Parteien und Regierung steht die Wahrnehmung, inwieweit man selbst politisch etwas bewirken kann, in enger Verbindung mit der Demokratiezufriedenheit. Menschen, die der Meinung sind, ihr Tun hätte Auswirkungen auf die Gestaltung der Gesellschaft, sind deutlich zufriedener als diejenigen, die sich machtlos und übergangen fühlen.

Überblick über die wichtigsten Ergebnisse im Detail

  • Über 90 Prozent der Einwohner Mecklenburg-Vorpommers im Alter ab 16 Jahren sind sehr oder zumindest einigermaßen an den aktuellen Themen in ihrem Bundesland interessiert.
  • Informationen zum aktuellen Geschehen in ihrem Bundesland erhalten die Einwohner am ehesten über das Fernsehen und das Radio. Jeweils 73 Prozent nutzen diese beiden Informationswege mindestens mehrfach pro Woche.
  • In persönlichen Gesprächen erfahren 69 Prozent mehrfach wöchentlich Aktuelles aus ihrem Bundesland; im Internet informieren sich 62 Prozent und 50 Prozent über eine gedruckte Tages- oder Wochenzeitung.
  • Während Menschen im Alter unter 30 Jahren am ehesten in persönlichen Gesprächen in Kontakt mit Neuigkeiten und Informationen zum relevanten Geschehen im eigenen Bundesland kommen, informieren sich ältere Nutzer klassisch in Fernsehen und Radio und die mittlere Altersgruppe nutzt bevorzugt das Internet.
  • Von den Nutzern, die sich mindestens mehrfach in der Woche im Fernsehen informieren, nutzen 92 Prozent Angebote des NDR; 40 Prozent nutzen privat-kommerzielle TV-Angebote und elf Prozent informieren sich im regionalen Bürgerfernsehen, wie zum Beispiel bei Fernsehen in Schwerin oder ROK-TV.
  • Unter denjenigen, die regelmäßig Radio hören, um regionale Informationen zu bekommen, ist – wie auch beim Fernsehen – der regionale öffentlich-rechtliche Rundfunk die am häufigsten genannte Quelle.
  • Unter denjenigen, die das Internet mindestens mehrfach pro Woche für regionale Informationen verwenden, nutzen 47 Prozent hierfür soziale Medien. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung Mecklenburg-Vorpommerns ab 16 Jahren entspricht das 29 Prozent.
  • Ausschließlich in sozialen Medien informiert sich nur ein sehr kleiner Teil der Befragten. Ein Prozent der Einwohner in Mecklenburg-Vorpommern im Alter ab 16 Jahren nutzt kein weiteres Medienangebot mindestens mehrfach pro Woche.
  • 15 Prozent der Befragten „sharen“ regelmäßig aktuelle Inhalte; zwölf Prozent „liken“ sie und sieben Prozent kommentieren gesellschaftspolitische Themen in sozialen Medien. Die An-teile der Bevölkerung, die regelmäßig „liken“ und „sharen“, sind unter Anhängern der AfD und der Grünen am größten.
  • Wenn es um gesellschaftlich relevante Informationen über Mecklenburg-Vorpommern geht, bevorzugen die meisten Internetnutzer die Textform. Insgesamt lesen 57 Prozent häufig oder sehr häufig derartige Beiträge im Internet. Beiträge zum Anhören oder zum Anschauen werden von jeweils jedem Fünften präferiert (20 %).
  • Als die gegenwärtig wichtigsten Probleme im Bundesland werden die Migrationspolitik, die Energiekrise und der Vertrauensverlust gegenüber der Politik erachtet. Die wichtigsten In-formationsquellen dazu sind das Fernsehen, die Zeitung, persönliche Erfahrungen und Ge-spräche.
  • Die größte Glaubwürdigkeit gilt den öffentlich-rechtlichen Informationsangeboten und den regionalen Tageszeitungen; die geringste der Boulevardpresse und den Informationen von Politikern und sozialen Medien.
  • Polizei, Justiz, ihrer Gemeindevertretung und Verwaltung vertrauen die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern am meisten. „Je weiter weg“ sich die politischen Institutionen befinden, desto weniger Vertrauen wird ihnen entgegengebracht; insgesamt wird den Parteien im Allgemeinen und der Bundesregierung am wenigsten Vertrauen geschenkt.
  • Insgesamt stimmen 60 Prozent der Aussage zu, dass die Demokratie das politische System ist, welches am besten zu unserer Gesellschaft passt. Zufrieden darüber, wie die Demokratie in Mecklenburg-Vorpommern funktioniert, sind 32 Prozent.
  • Die Anteile unter den Zufriedenen sowie den Teils-teils- und Nicht-Zufriedenen, die die ab-gefragten Medienangebote nutzen, weisen keine unterschiedlichen Muster auf. Der deutlich größte Anteil der Bevölkerung wird über klassische Informationsanbieter wie die Nachrichten und Presseerzeugnisse, on- und offline, sowie in persönlichen Gesprächen von regionalen Informationen erreicht.
  • Zwar zeigen sich kaum Unterschiede in der Mediennutzung, deutlich werden sie jedoch in den Glaubwürdigkeitszuschreibungen. Diejenigen, die mit dem Funktionieren der Demokratie unzufrieden sind, attestieren den Informationsangeboten weniger Glaubwürdigkeit, ins-besondere Informationen von Politikern, und sie vertrauen politischen Institutionen deutlich weniger als die beiden zufriedeneren Vergleichsgruppen.
  • Der Ansicht, politisch in Deutschland etwas bewirken zu können, sind zwölf Prozent der Befragten. Die Hälfte der über 16-jährigen Einwohner Mecklenburg-Vorpommerns ist der Meinung, dass ihre Wirksamkeit nicht besonders stark ist.
  • Die Wahrnehmung, inwieweit man politisch mitwirken kann, steht in enger Verbindung mit der Zufriedenheit darüber, wie die Demokratie in Mecklenburg-Vorpommern funktioniert. Von denjenigen, die der Ansicht sind, sie könnten politisch etwas bewirken, sind über die Hälfte (51 %) zufrieden damit, wie die Demokratie in ihrem Bundesland funktioniert. Von denjenigen, die meinen, ihr Tun hätte kaum Auswirkungen auf die politische Gestaltung des Lebens in Deutschland, ist lediglich jeder Vierte mit dem Funktionieren der Demokratie zufrieden.

Über das Forschungsprojekt „Mediennutzung und politische Kultur in Mecklenburg-Vorpommern“

Im Forschungsprojekt „Mediennutzung und politische Kultur in Mecklenburg-Vorpommern wurde untersucht, wie sich Menschen in Mecklenburg-Vorpommern über Politik und andere gesellschaftlich relevante Themen in ihrem Bundesland informieren und welche generellen Einstellungen sie zur Politik haben. Die Untersuchung soll dabei helfen, einen Überblick über die politisch orientierte Mediennutzung und politische Kultur in Mecklenburg-Vorpommern zu bekommen. Sie soll zudem helfen, Strategien zu entwickeln, um Bevölkerungsgruppen, die die Nutzung von Nachrichten und politischen Inhalten weitgehend vermeiden, besser zu erreichen. Das Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut wurde für diese Studie von der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern und der Medienanstalt Mecklenburg-Vorpommern unterstützt.

Über Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI)

Das Hans-Bredow-Institut erforscht den Medienwandel und die damit verbundenen strukturellen Veränderungen öffentlicher Kommunikation. Medienübergreifend, interdisziplinär und unabhängig verbindet es Grundlagenwissenschaft und Transferforschung und schafft so problemrelevantes Wissen für Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. 2019 wurde das Institut in die Leibniz-Gemeinschaft aufgenommen. Mehr unter https://leibniz-hbi.de/de.

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