Denn: Die Ausbildung in den Therapieberufen Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie muss dringend reformiert werden. Doch aktuell steuert das Bundesministerium für Gesundheit und die Länderministerien auf eine Scheinlösung zu, die aktuelle Probleme verschärft, statt zukunftsfeste Lösungen umzusetzen, die eigentlich schon vorliegen.
Die Situation ist ernst: Es geht jetzt darum, die letzte Chance zu nutzen, unsere Gesundheitsversorgung zukunftsfest zu machen. Dafür braucht es eine flächendeckend akademische Ausbildung. An dieser Aufgabe muss sich die Reform der Therapieberufe messen lassen. Aktuell laufen Bund und Länder aber Gefahr, diese zentrale Aufgabe aus dem Blick zu verlieren. Deshalb legen die mitgliederstärksten Verbände der Therapieberufe gemeinsam den Finger in die Wunde und machen auf die aktuellen Überlegungen der Politik aufmerksam. Noch ist ein Umdenken hin zu einem zukunftsweisenden Modell in Form einer regelhaft hochschulischen Ausbildung für die Therapieberufe möglich!
Das Bündnis Therapieberufe an die Hochschulen liefert 5 wichtige Gründe für eine hochschulische Ausbildung in den Therapieberufen:
1. Wir denken an die Zukunft der Versorgung von Patient*innen
Die Behandlung von Erkrankungen wird gleichzeitig komplexer und vielschichtiger, zum Beispiel durch die Zunahme multimorbider Krankheitsbilder. Die Therapieberufe brauchen daher weitere Qualifikationen, um entsprechend evidenzbasiert zu therapieren und daran mitzuwirken, anhand von neuesten Studienergebnissen Behandlungen weiterzuentwickeln – auf Augenhöhe mit anderen Gesundheitsberufen. International ist das Studium in den Therapieberufen selbstverständlich. Nur in Deutschland nicht.
2. Wir denken an die Zukunft unserer Berufe
Wir sind uns sicher: Der zunehmende Fachkräftemangel in den Therapieberufen kann durch die Akademisierung unserer Berufe aufgehalten werden. Jahrgang für Jahrgang entgehen uns talentierte Kolleginnen und Kollegen, die sich für ein Studium und damit einen anderen Beruf entscheiden. Der Anteil studierwilliger Schulabsolvent*innen steigt stetig an und die fehlenden Studienmöglichkeiten verhindern, dass unsere Berufe für diese Gruppe attraktiv sind.
3. Wir denken an alle, die jetzt einen der Therapieberufe ausüben
Die Qualifikation unserer Kolleginnen und Kollegen ist stark. Wer sich einmal dafür entschieden hat, Ergotherapeut*in, Logopäd*in oder Physiotherapeut*in zu werden, hat das getan, um anderen Menschen in herausfordernden Momenten zur Seite zu stehen und ein selbstbestimmteres Leben zu ermöglichen. Die Beherrschung zeitgemäßer Kompetenzen gelingt momentan vor allem durch individuelles Engagement und lebenslanges Lernen. Unsere Forderungen betreffen nicht unsere heutigen Kolleginnen und Kollegen. Wir machen uns Sorgen um die Zukunft unseres Gesundheitssystems.
4. Wir denken an Transparenz und Verständlichkeit
Wenn Berufsgesetze neu geschrieben werden, legt man damit neu fest, wer sich künftig „Ergotherapeut*in“, „Logopäd*in“ oder „Physiotherapeut*in“ nennen darf. Das muss eine Festlegung sein, die Patient*innen sofort und leicht verstehen. Deshalb müssen Kompetenzen klar beschrieben und die Verortung der Ausbildung eindeutig sein. Eine Berufsgesetzreform darf nicht dazu führen, ein nicht nachvollziehbares Nebeneinander von Studiengängen und fachschulischen Ausbildungen zu schaffen. Berufsgesetze, die aufgrund geteilter Kompetenzprofile und Ausbildungsformen zur Abwertung unserer Berufe führen, halten wir für falsch. Aber genau das ist jetzt geplant.
5. Wir denken an die Kosten
Die Umstellung auf eine akademische Ausbildung für Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie kostet Geld. Völlig klar. Aber wenn jetzt echte Reformen eingeleitet werden, werden unter dem Strich immense Kosten eingespart werden und unter anderem Doppelfinanzierungen von Ausbildungswegen verhindert. Jede Verzögerung finanziert ein System, das nicht zeitgemäß ist. Schon zu oft sind notwendige Reformen in unseren Berufen an fehlendem Handlungswillen gescheitert.
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