Verband für Menschen mit Behinderung unterstützt Initiative der Bremischen Bürgerschaft zur besseren Kontrolle von nicht-invasiven Pränataltests. Antrag steht morgen auf der Tagesordnung im Bundesrat.

Die Bundesvereinigung Lebenshilfe setzt große Hoffnung auf eine Initiative der Bremischen Bürgerschaft zum nicht-invasiven Pränataltest, kurz NIPT. In einem fraktionsübergreifenden Antrag fordert die Freie Hansestadt Bremen, den Umgang mit solchen vorgeburtlichen Bluttests bundesweit zu überprüfen und zu verbessern. Der Antrag steht am 12. Mai auf der Tagesordnung des Bundesrates.

Der NIPT musste früher selbst bezahlt werden, seit Juli 2022 übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen in bestimmten Fällen die Kosten. Schwangere Frauen können ihr Blut untersuchen lassen, um herauszufinden, ob ihr Kind Anzeichen für eine Behinderung hat. Zum Beispiel das Down-Syndrom, auch Trisomie 21 genannt. Diese Bluttests sind aber nicht sicher, teilweise zeigen sie eine Behinderung an, auch wenn das Kind keine Behinderung hat. Je jünger die werdende Mutter ist, desto größer ist die Fehlerrate. Das Kind hat also gar kein Down-Syndrom, obwohl der Test zu diesem Ergebnis kommt.

Die Lebenshilfe hat bereits vor der Einführung des NIPT vor den Folgen gewarnt. Sie fürchtet, dass die Methode schon bald nicht nur in Einzelfällen eingesetzt wird, sondern sich zur Regeluntersuchung in der Schwangerschaftsvorsorge ausweiten wird. Der Druck der Gesellschaft, ein gesundes Kind zur Welt zu bringen, werde durch den NIPT immer größer.

In den meisten Fällen führt die Diagnose Down-Syndrom zur Abtreibung des Kindes. Menschen mit Trisomie 21 wie der Berliner Schauspieler Sebastian Urbanski fühlen sich durch den NIPT diskriminiert. Er engagiert sich ehrenamtlich im Bundesvorstand der Lebenshilfe und sagt: „Ich lebe gerne und habe viel Freude am Leben. Ich bin glücklich, weil ich mich als Teil der Gesellschaft fühle und einfach dazu gehöre. Manchmal brauche ich zwar etwas mehr Unterstützung, aber die braucht ja jeder mal. Nur diese Bluttests machen mir und anderen Menschen mit Down-Syndrom wirklich große Sorgen.“

Auch Bremen beobachtet ungute Entwicklungen beim NIPT und bestätigt damit die Befürchtungen der Lebenshilfe: Fast jeder dritte Test hat zu Unrecht einen Hinweis auf eine Trisomie gegeben. Schwangere haben viel mehr weitere, dann invasive Tests wie Fruchtwasseruntersuchungen vornehmen lassen, um festzustellen, ob das erste Ergebnis richtig war. Diese Tests sind gefährlicher und können zu einer Fehlgeburt führen. Zudem werden in Beratungsstellen die Bluttests inzwischen oft als Grund für einen Abbruch genannt.

Mit ihrem Antrag will die Bremische Bürgerschaft nun erreichen, dass bundesweit regelmäßig Daten zum NIPT erhoben und ein Expert*innen-Gremium eingesetzt werden sollen. Dabei geht es um Fragen wie: Werden Schwangere ausreichend beraten, wenn sie einen Bluttest machen lassen? Oder: Wie entwickelt sich die Zahl der mit Trisomie 21 geborenen Kinder? Ist die Bezahlung durch die Krankenkassen rechtlich in Ordnung? Über die Ergebnisse soll die Öffentlichkeit zügig und ausführlich informiert werden, damit in Politik und Gesellschaft eine breite Diskussion über einen besseren, verantwortungsvolleren Umgang mit den Bluttests entstehen kann.

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