r hat weder Beine noch Augen oder Ohren, dafür die Kraft von zehn Herzen und eine Muskelleistung, die ihn das 60-Fache seines Körpergewichts stemmen lässt. Damit zählt der Regenwurm zu den stärksten Tieren der Welt, wenn man seine Kraft in Relation zur Größe setzt. Von dem einen Regenwurm zu sprechen ist allerdings nicht ganz richtig: Allein in Deutschland kommen 46 verschiedene Regenwurmarten vor, weltweit sind es über 3000. Einer der bekanntesten Vertreter in unseren Gärten ist der Tauwurm alias Regenwurm, Lumbricus terrestris. Er wird bis zu 30 Zentimeter lang und kann einen Durchmesser von 15 Millimetern erreichen. Wer wissen möchte, wo vorn und wo hinten ist beim Wurm, sollte nach der gürtelartigen Verdickung schauen: Sie befindet sich im vorderen Drittel, also näher am Kopf.

Im Mai ist Paarungszeit beim Regenwurm. Dann kriechen die Würmer in feuchten Nächten aus dem Erdboden an die Oberfläche – für Gärtner der ideale Zeitpunkt, um Regenwürmer zu zählen. Denn so können sie feststellen, wie es um die Qualität ihres Gartenbodens steht. Denn wer viele Regenwürmer im Boden hat, der hat humusreiche, lockere Erde, in der sich Pflanzenwurzeln gut verankern und Obst wie auch Gemüse gut gedeihen. „Am besten gehen Sie zum Zählen mit einer Rotlichttaschenlampe in den Dämmerungs- oder Nachtstunden auf Wurmsuche, eine normale Taschenlampe wäre dem lichtempfindlichen Bodenbewohner viel zu hell“, sagt Professor Johann Zaller vom Institut für Zoologie der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU). Wer 50 Regenwürmer pro Quadratmeter Rasen findet, kann zufrieden sein, alles darunter ist ausbaufähig.

Lichtsinneszellen in der Haut verraten den Würmern, ob es hell oder dunkel ist. UV-Licht vertragen sie nicht. Es trocknet ihre Haut aus. „Ein Wurm, den man mit der Hand aufgenommen hat, empfindet regelrecht Stress“, sagt Zaller. Er windet sich und produziert Schleim, möchte so schnell wie möglich ins Dunkle kriechen. Man spürt sogar seine winzigen Borsten, die aufgerichtet sind. Darum schnell wieder ab ins dunkle Erdreich mit ihm. Die Würmer leiden auch unter nächtlicher Dauerbeleuchtung. Im Laternen- oder Solarlampenlicht paaren sie sich weniger oft. Zumindest in der Paarungszeit im Mai sollte darum die Garten- und Terrassenbeleuchtung ausgeschaltet bleiben.

„Wer dem Wurm im Garten noch mehr Gutes tun möchte, sollte beim Umgraben der Beete statt des Spatens lieber die Grabgabel benutzen – da rutschen die Würmer leichter hindurch“, rät Wildtierexpertin Jenifer Calvi von der Deutschen Wildtier Stiftung. Gut ist auch, das Laub liegen zu lassen. Die Würmer lassen es von Mikroorganismen zersetzen, fressen und verdauen es dann mehrmals. Das ist auch gut für den Gärtner: „Regenwurmkot ist der bester Gartendünger überhaupt.“ In lockeren Böden haben Regenwürmer es leichter, ihre Wohnhöhlen anzulegen. Ist der Boden verdichtet, helfen Luftlöcher und das Mischen der Erde mit Sand und Komposterde. Schottergärten und andere Bodenversiegelungen sind tabu. Genau wie ammoniakhaltiger Dünger, der die empfindliche Regenwurmhaut verletzt.

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