• Glückwunsch an Bettina Braun, Clara López Rubio, Florian Kunert und Daniel Asadi Faezi
  • Insgesamt 100.000 Euro für die Entwicklung von vier Kinodokumentarfilmen
  • Stipendienverleihung mit Teilnahme von Elisabeth Ruge 

Die Film- und Medienstiftung NRW vergab heute im Anschluss an den 7. Dokutag NRW zum 22. Mal das Gerd Ruge Stipendium für die Entwicklung von qualitativ hochwertigen Kinodokumentarfilmen. Das 2002 ins Leben gerufene Stipendium unterstützt Filmemacher:innen, ihre Projekte für die große Leinwand zu realisieren.

„Herzlichen Glückwunsch an die diesjährigen Stipendiat:innen. Die Jury war beeindruckt von der Vielfalt und Qualität der eingereichten Projekte. Gerd Ruge wäre es ebenfalls gewesen!“, so Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW. „Es ist die zweite Stipendien-Vergabe ohne den Schirmherrn. Umso mehr freuen wir uns, dass seine Tochter Elisabeth Ruge auch in diesem Jahr bei der Verleihung der Stipendien anwesend ist.“

In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden insgesamt 112 Entwicklungs-Stipendien vergeben. Nach der Zusage haben den Stipendiat:innen 18 Monate Zeit für Recherche, Ausarbeitung des Stoffes und die Vorbereitung der Umsetzung des jeweiligen Projektes. So konnten bis heute bereits 57 Dokumentarfilme realisiert werden. 

2023 wurden 17 Filmideen eingereicht. Die Jury wählte vier Projekte aus, die sowohl inhaltlich als auch formal überzeugten und eine eigene Handschrift der Filmemacher:innen erwarten lassen. Neben der Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW, Petra Müller (Vorsitz), waren die Regisseurin Doris Metz, Filmvertriebsprofi Elina Kewitz (NEW DOCS) sowie die Produzenten Jakob Weydemann (Weydemann Bros.) und Torsten Reglin (Ester.Reglin.Film) Mitglieder der diesjährigen Jury.

Zu den Projekten:

"Lagerkontinuität", Daniel Asadi Faezi, 20.000 Euro
Die Kasernen der Stadt Schweinfurt wurden von der Wehrmacht erbaut, nach dem Zweiten Weltkrieg von US-Truppen übernommen und dienten erst als Notunterkünfte für Geflüchtete aus Estland, Litauen, Jugoslawien und Polen. Seit dem Abzug der US-Army aus Schweinfurt im Jahr 2014 werden sie wieder als Flüchtlingsunterkunft genutzt – zunächst für Menschen aus Afghanistan und seit 2022 auch für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. "Lagerkontinuität" ist ein Film über diesen besonderen Ort und die Menschen, die dort leben. Der Dokumentarfilmregisseur und Produzent Daniel Asadi Faezi blickt auf 90 Jahre deutsche Geschichte zurück und beschreibt den Stellenwert der Kaserne für unsere heutige Gesellschaft. Faezi, in Schweinfurt geboren, studierte Dokumentarfilm an der HFF München und an der Nationalen Hochschule der Künste in Lahore, Pakistan. Sein Kurzfilm "Waking Up in Silence" (Ko-Regie: Mila Zhluktenko) feierte im Februar Premiere bei den 73. Internationalen Filmfestspielen Berlin und wurde dort mit dem Spezialpreis der Jury in der Sektion Generation Kplus ausgezeichnet.

"Waldgeister", Florian Kunert, 20.000 Euro
Der künstlerische Dokumentarfilm "Waldgeister" beschäftigt sich mit verschiedenen Protagonist:innengruppen am Rande der Gesellschaft in Deutschland, die sich auf sinnliche Naturerfahrungen oder traditionellen (indigenen) Glauben beziehen, selbst praktizieren oder sich künstlerisch wie wissenschaftlich damit auseinandersetzen. Medienkünstler und Regisseur Florian Kunert untersucht das Erbe und die Zukunftsmöglichkeiten traditioneller Glaubensvorstellungen und Naturbeziehungen in Deutschland. Alte Legenden, Glaubensweisen und mythologische Figuren faszinieren ihn seit langem. Er studierte Filmregie an der Filmhochschule in Kuba und absolvierte ein Postgraduierten Studium an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Sein Abschlussfilm und erster Langfilm "Fortschritt im Tal der Ahnungslosen" feierte 2019 seine Weltpremiere bei der Berlinale in der Sektion Forum und gewann den Deutschen Filmpreis für den besten mittellangen Film.

"Amazonas", Clara López Rubio, 30.000 Euro
Weit abgelegen im Dschungel von Ecuador, in den Regenwäldern des westlichen Amazonasbeckens, lebt das Volk der Waorani, das heute noch etwa 4.000 Mitglieder zählt. Bis in die 1980er Jahre besaß es eines der größten Territorien des gesamten indigenen Amazonasgebiets Ecuadors. Nemo und Silvana sind Waorani-Anführerinnen. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, ihr Land vor der Regierung und den Ölkonzernen zu schützen. Fühlen die beiden sich orientierungslos, wenden sie sich an Nancy, die Älteste, um Kraft aus alten Weisheiten und Traditionen der Waorani zu schöpfen. Clara López Rubio studierte an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin, zudem arbeitet sie als Filmkuratorin und Filmhistorikerin. Ihre Filme "Hacking Justice" und "In der Falle: Julian Assange zwischen Politik und Justiz" wurden vielfach ausgezeichnet. Mit "Amazonas" will sie auch herausfinden, was sie als europäische Frau aus der Geschichte heraus mit den Waorani-Frauen verbindet, die stellvertretend für Frauen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stehen.

"Hilfe !?", Bettina Braun, 30.000 Euro
Zu viel schadet – zu wenig ebenso. Ausgehend von eigenen Erfahrungen erforscht die Regisseurin in einem sehr persönlichen Filmessay das komplexe Geflecht von Notwendigkeiten, Abhängigkeiten und Hintergründen, die mit "Helfen" im Sinne von Wohltätigkeit einhergehen. "Hilfe !?" handelt von Fallstricken, Abgründen und Glücksmomenten – für die Menschen, die involviert sind, und für die Gesellschaft, in der sie leben. Die in Köln lebende Dokumentarfilmerin, Autorin und Regisseurin Bettina Braun studierte in London Kunst und Grafikdesign und absolvierte anschließend ein Postgraduiertenstudium an der KHM. Bundesweite Bekanntheit erlangte sie durch ihre Dokumentarfilm-Trilogie "Was lebst du?", "Was willst du?" und "Wo stehst du?", in dem sie eine Gruppe junger Migranten in ihrem Alltag zum Erwachsenwerden begleitete. Für die filmische Langzeitbeobachtung wurde sie mit dem Grimme Preis Spezial ausgezeichnet. Ihr Dokumentarfilm "Lucica und ihre Kinder" erhielt den Filmpreis NRW.Fotos der Preisträger:innen sind ab sofort hier zum Abruf bereit.

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